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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.

Der Zusatz von Silicium, so vorteilhaft er ist, wird aber nach-
teilig, wenn ein Überschuss angewendet wird und mehr als eine
ganz geringe Menge in den Stahl übergeht, indem derselbe dadurch
verschlechtert oder unbrauchbar wird. Diese Frage war wichtig
genug, um die British Association for the advancement of Science zu
veranlassen, 1886 ein Komitee, bestehend aus den hervorragenden
englischen Eisenhüttenmännern Turner, Chandler, Roberts-
Austen
und Tilden zu beauftragen, auf Vereinskosten diese Frage
zu untersuchen und darüber zu berichten. Das Ergebnis lässt sich
in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Ein kleiner Zusatz von Sili-
cium giebt gesunden Stahl und erhöht seine Dehnbarkeit und Härte,
soll der Stahl aber gewalzt werden, so darf die Menge 0,15 Prozent
nicht überschreiten; 2. für Stahlgüsse ist die Grenze 0,30 Prozent;
3. einige hundertstel Prozent sind nötig, um gesunden Stahl zu er-
zeugen und es kann schon ziemlich viel Silicium vorhanden sein, ehe
die Güte des Stahls leidet; 4. Mangan scheint die schlechten Eigen-
schaften des Stahls, welche Silicium bewirkt hat, zu neutralisieren.

Nach F. C. G. Müller 1) soll ein Siliciumgehalt bis 0,8 Prozent
nicht nachteilig und ein Gehalt von 0,5 bis 0,6 Prozent sogar noch
vorteilhaft sein. Auch R. A. Hadfield 2) hat zahlreiche Versuche
über den Einfluss des Siliciums auf Flusseisen gemacht. Danach wird
die Schweissbarkeit durch einen Siliciumgehalt beeinträchtigt, die
Zugfestigkeit bis zu einem Gehalt von 4 Prozent erhöht, die Zähigkeit
aber in gleichem Masse verringert. Bei dem Stahlguss bewirkt ein
Siliciumgehalt Dichtigkeit, erhöht aber die Schwindung. Ein mässiger
Siliciumgehalt erscheint seiner dichtenden Wirkung wegen nützlich.

Ganz ähnlich wie das Silicium wirkt das Aluminium auf
flüssigen Stahl und wird deshalb in neuerer Zeit, seitdem durch die
verbesserten Gewinnungsmethoden des Aluminiums sein früherer hoher
Preis bedeutend heruntergegangen ist, häufig zur Erzielung blasen-
freier Stahlgüsse angewendet. Aluminium wirkt noch stärker redu-
zierend als Silicium und Mangan und sein Oxyd wird nicht so leicht
wieder reduziert. Hierin liegt ein Vorzug. Wie das Silicium scheint
es die Lösungsfähigkeit der Gase im Stahl zu steigern. Dagegen
muss bei Aluminium noch mehr wie bei Silicium ein Überschuss ver-
mieden werden, indem ein solcher das Eisen dickflüssig, brüchig und

1) Stahl und Eisen 1888, S. 375.
2) Vortrag im Herbstmeeting des Iron and Steel Institute, Stahl und Eisen
1889, S. 1000.
Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse.

Der Zusatz von Silicium, so vorteilhaft er ist, wird aber nach-
teilig, wenn ein Überschuſs angewendet wird und mehr als eine
ganz geringe Menge in den Stahl übergeht, indem derselbe dadurch
verschlechtert oder unbrauchbar wird. Diese Frage war wichtig
genug, um die British Association for the advancement of Science zu
veranlassen, 1886 ein Komitee, bestehend aus den hervorragenden
englischen Eisenhüttenmännern Turner, Chandler, Roberts-
Austen
und Tilden zu beauftragen, auf Vereinskosten diese Frage
zu untersuchen und darüber zu berichten. Das Ergebnis läſst sich
in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Ein kleiner Zusatz von Sili-
cium giebt gesunden Stahl und erhöht seine Dehnbarkeit und Härte,
soll der Stahl aber gewalzt werden, so darf die Menge 0,15 Prozent
nicht überschreiten; 2. für Stahlgüsse ist die Grenze 0,30 Prozent;
3. einige hundertstel Prozent sind nötig, um gesunden Stahl zu er-
zeugen und es kann schon ziemlich viel Silicium vorhanden sein, ehe
die Güte des Stahls leidet; 4. Mangan scheint die schlechten Eigen-
schaften des Stahls, welche Silicium bewirkt hat, zu neutralisieren.

Nach F. C. G. Müller 1) soll ein Siliciumgehalt bis 0,8 Prozent
nicht nachteilig und ein Gehalt von 0,5 bis 0,6 Prozent sogar noch
vorteilhaft sein. Auch R. A. Hadfield 2) hat zahlreiche Versuche
über den Einfluſs des Siliciums auf Fluſseisen gemacht. Danach wird
die Schweiſsbarkeit durch einen Siliciumgehalt beeinträchtigt, die
Zugfestigkeit bis zu einem Gehalt von 4 Prozent erhöht, die Zähigkeit
aber in gleichem Maſse verringert. Bei dem Stahlguſs bewirkt ein
Siliciumgehalt Dichtigkeit, erhöht aber die Schwindung. Ein mäſsiger
Siliciumgehalt erscheint seiner dichtenden Wirkung wegen nützlich.

Ganz ähnlich wie das Silicium wirkt das Aluminium auf
flüssigen Stahl und wird deshalb in neuerer Zeit, seitdem durch die
verbesserten Gewinnungsmethoden des Aluminiums sein früherer hoher
Preis bedeutend heruntergegangen ist, häufig zur Erzielung blasen-
freier Stahlgüsse angewendet. Aluminium wirkt noch stärker redu-
zierend als Silicium und Mangan und sein Oxyd wird nicht so leicht
wieder reduziert. Hierin liegt ein Vorzug. Wie das Silicium scheint
es die Lösungsfähigkeit der Gase im Stahl zu steigern. Dagegen
muſs bei Aluminium noch mehr wie bei Silicium ein Überschuſs ver-
mieden werden, indem ein solcher das Eisen dickflüssig, brüchig und

1) Stahl und Eisen 1888, S. 375.
2) Vortrag im Herbstmeeting des Iron and Steel Institute, Stahl und Eisen
1889, S. 1000.
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[763/0779] Die chemischen Mittel zur Erzeugung dichter Stahlgüsse. Der Zusatz von Silicium, so vorteilhaft er ist, wird aber nach- teilig, wenn ein Überschuſs angewendet wird und mehr als eine ganz geringe Menge in den Stahl übergeht, indem derselbe dadurch verschlechtert oder unbrauchbar wird. Diese Frage war wichtig genug, um die British Association for the advancement of Science zu veranlassen, 1886 ein Komitee, bestehend aus den hervorragenden englischen Eisenhüttenmännern Turner, Chandler, Roberts- Austen und Tilden zu beauftragen, auf Vereinskosten diese Frage zu untersuchen und darüber zu berichten. Das Ergebnis läſst sich in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Ein kleiner Zusatz von Sili- cium giebt gesunden Stahl und erhöht seine Dehnbarkeit und Härte, soll der Stahl aber gewalzt werden, so darf die Menge 0,15 Prozent nicht überschreiten; 2. für Stahlgüsse ist die Grenze 0,30 Prozent; 3. einige hundertstel Prozent sind nötig, um gesunden Stahl zu er- zeugen und es kann schon ziemlich viel Silicium vorhanden sein, ehe die Güte des Stahls leidet; 4. Mangan scheint die schlechten Eigen- schaften des Stahls, welche Silicium bewirkt hat, zu neutralisieren. Nach F. C. G. Müller 1) soll ein Siliciumgehalt bis 0,8 Prozent nicht nachteilig und ein Gehalt von 0,5 bis 0,6 Prozent sogar noch vorteilhaft sein. Auch R. A. Hadfield 2) hat zahlreiche Versuche über den Einfluſs des Siliciums auf Fluſseisen gemacht. Danach wird die Schweiſsbarkeit durch einen Siliciumgehalt beeinträchtigt, die Zugfestigkeit bis zu einem Gehalt von 4 Prozent erhöht, die Zähigkeit aber in gleichem Maſse verringert. Bei dem Stahlguſs bewirkt ein Siliciumgehalt Dichtigkeit, erhöht aber die Schwindung. Ein mäſsiger Siliciumgehalt erscheint seiner dichtenden Wirkung wegen nützlich. Ganz ähnlich wie das Silicium wirkt das Aluminium auf flüssigen Stahl und wird deshalb in neuerer Zeit, seitdem durch die verbesserten Gewinnungsmethoden des Aluminiums sein früherer hoher Preis bedeutend heruntergegangen ist, häufig zur Erzielung blasen- freier Stahlgüsse angewendet. Aluminium wirkt noch stärker redu- zierend als Silicium und Mangan und sein Oxyd wird nicht so leicht wieder reduziert. Hierin liegt ein Vorzug. Wie das Silicium scheint es die Lösungsfähigkeit der Gase im Stahl zu steigern. Dagegen muſs bei Aluminium noch mehr wie bei Silicium ein Überschuſs ver- mieden werden, indem ein solcher das Eisen dickflüssig, brüchig und 1) Stahl und Eisen 1888, S. 375. 2) Vortrag im Herbstmeeting des Iron and Steel Institute, Stahl und Eisen 1889, S. 1000.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/779>, abgerufen am 22.11.2024.