dazu senkrechten Ebene gegeneinander geneigt, so dass in der Ansicht die Endflächen voneinander abgewandt erscheinen. Das Arbeitsstück c tritt in horizontaler Richtung zwischen die konvergierenden Walzen a b ein und wird von den Oberflächen der rasch rotierenden Walzen erfasst. Die Walzen wirken mit grosser Energie auf die Oberfläche
[Abbildung]
Fig. 318.
des heissen, weichen Blockes ein und ziehen zugleich denselben vor- wärts. Da aber die Wirkung auf die Oberfläche eine viel intensivere ist, so folgt diese rascher als der Kern der Masse, wodurch dieselbe rohrförmig aus dem anderen Ende der Walze heraustritt. Diese Wirkung kann noch verstärkt werden durch schraubenförmige Furchen oder Wulste. Damit das Arbeitsstück in der richtigen Lage bleibt und rund läuft, bedarf es einer Führung, welche am besten durch eine oder zwei Führungswalzen bewirkt wird. Das Ende einer so er- zeugten Röhre bleibt selbstverständlich geschlossen.
Bei einem gewissen Verhältnis zwischen der Achsenneigung der Walzen, der Länge und Konvergenz der Arbeitsflächen und der Um- drehungsgeschwindigkeit tritt die merkwürdige Erscheinung ein, dass eine massive Rundstange, entlang ihrer geometrischen Achse, im innern aufgerissen wird, so dass sie ein auf beiden Enden geschlossenes Rohr bildet. Auf diese überraschende Thatsache legten anfangs die Erfinder sowohl als die Erklärer derselben einen besonders grossen Wert. Die Hoffnungen, welche sie für die Röhrenfabrikation daran knüpften, haben sich aber nicht erfüllt. Die Innenfläche dieses Hohlraumes ist unregelmässig und rauh, für praktische Zwecke deshalb nicht zu ver- wenden. Als physikalische Erscheinung ist sie dagegen hochinter- essant. Die chemische Analyse des in der inneren Höhlung ein- geschlossenen Gases von Finkener hat ergeben, dass dasselbe aus 99 Prozent Wasserstoff und 1 Prozent anderen Gasen hauptsächlich Stickstoff besteht.
Die rauhen, gestrickten Oberflächen der inneren Röhrenwände,
Die Walzwerke.
dazu senkrechten Ebene gegeneinander geneigt, so daſs in der Ansicht die Endflächen voneinander abgewandt erscheinen. Das Arbeitsstück c tritt in horizontaler Richtung zwischen die konvergierenden Walzen a b ein und wird von den Oberflächen der rasch rotierenden Walzen erfaſst. Die Walzen wirken mit groſser Energie auf die Oberfläche
[Abbildung]
Fig. 318.
des heiſsen, weichen Blockes ein und ziehen zugleich denselben vor- wärts. Da aber die Wirkung auf die Oberfläche eine viel intensivere ist, so folgt diese rascher als der Kern der Masse, wodurch dieselbe rohrförmig aus dem anderen Ende der Walze heraustritt. Diese Wirkung kann noch verstärkt werden durch schraubenförmige Furchen oder Wulste. Damit das Arbeitsstück in der richtigen Lage bleibt und rund läuft, bedarf es einer Führung, welche am besten durch eine oder zwei Führungswalzen bewirkt wird. Das Ende einer so er- zeugten Röhre bleibt selbstverständlich geschlossen.
Bei einem gewissen Verhältnis zwischen der Achsenneigung der Walzen, der Länge und Konvergenz der Arbeitsflächen und der Um- drehungsgeschwindigkeit tritt die merkwürdige Erscheinung ein, daſs eine massive Rundstange, entlang ihrer geometrischen Achse, im innern aufgerissen wird, so daſs sie ein auf beiden Enden geschlossenes Rohr bildet. Auf diese überraschende Thatsache legten anfangs die Erfinder sowohl als die Erklärer derselben einen besonders groſsen Wert. Die Hoffnungen, welche sie für die Röhrenfabrikation daran knüpften, haben sich aber nicht erfüllt. Die Innenfläche dieses Hohlraumes ist unregelmäſsig und rauh, für praktische Zwecke deshalb nicht zu ver- wenden. Als physikalische Erscheinung ist sie dagegen hochinter- essant. Die chemische Analyse des in der inneren Höhlung ein- geschlossenen Gases von Finkener hat ergeben, daſs dasselbe aus 99 Prozent Wasserstoff und 1 Prozent anderen Gasen hauptsächlich Stickstoff besteht.
Die rauhen, gestrickten Oberflächen der inneren Röhrenwände,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0820"n="804"/><fwplace="top"type="header">Die Walzwerke.</fw><lb/>
dazu senkrechten Ebene gegeneinander geneigt, so daſs in der Ansicht<lb/>
die Endflächen voneinander abgewandt erscheinen. Das Arbeitsstück<lb/><hirendition="#i">c</hi> tritt in horizontaler Richtung zwischen die konvergierenden Walzen<lb/><hirendition="#i">a b</hi> ein und wird von den Oberflächen der rasch rotierenden Walzen<lb/>
erfaſst. Die Walzen wirken mit groſser Energie auf die Oberfläche<lb/><figure><head>Fig. 318.</head></figure><lb/>
des heiſsen, weichen Blockes ein und ziehen zugleich denselben vor-<lb/>
wärts. Da aber die Wirkung auf die Oberfläche eine viel intensivere<lb/>
ist, so folgt diese rascher als der Kern der Masse, wodurch dieselbe<lb/>
rohrförmig aus dem anderen Ende der Walze heraustritt. Diese<lb/>
Wirkung kann noch verstärkt werden durch schraubenförmige Furchen<lb/>
oder Wulste. Damit das Arbeitsstück in der richtigen Lage bleibt<lb/>
und rund läuft, bedarf es einer Führung, welche am besten durch<lb/>
eine oder zwei Führungswalzen bewirkt wird. Das Ende einer so er-<lb/>
zeugten Röhre bleibt selbstverständlich geschlossen.</p><lb/><p>Bei einem gewissen Verhältnis zwischen der Achsenneigung der<lb/>
Walzen, der Länge und Konvergenz der Arbeitsflächen und der Um-<lb/>
drehungsgeschwindigkeit tritt die merkwürdige Erscheinung ein, daſs<lb/>
eine massive Rundstange, entlang ihrer geometrischen Achse, im innern<lb/>
aufgerissen wird, so daſs sie ein auf beiden Enden geschlossenes Rohr<lb/>
bildet. Auf diese überraschende Thatsache legten anfangs die Erfinder<lb/>
sowohl als die Erklärer derselben einen besonders groſsen Wert. Die<lb/>
Hoffnungen, welche sie für die Röhrenfabrikation daran knüpften,<lb/>
haben sich aber nicht erfüllt. Die Innenfläche dieses Hohlraumes ist<lb/>
unregelmäſsig und rauh, für praktische Zwecke deshalb nicht zu ver-<lb/>
wenden. Als physikalische Erscheinung ist sie dagegen hochinter-<lb/>
essant. Die chemische Analyse des in der inneren Höhlung ein-<lb/>
geschlossenen Gases von <hirendition="#g">Finkener</hi> hat ergeben, daſs dasselbe aus<lb/>
99 Prozent Wasserstoff und 1 Prozent anderen Gasen hauptsächlich<lb/>
Stickstoff besteht.</p><lb/><p>Die rauhen, gestrickten Oberflächen der inneren Röhrenwände,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[804/0820]
Die Walzwerke.
dazu senkrechten Ebene gegeneinander geneigt, so daſs in der Ansicht
die Endflächen voneinander abgewandt erscheinen. Das Arbeitsstück
c tritt in horizontaler Richtung zwischen die konvergierenden Walzen
a b ein und wird von den Oberflächen der rasch rotierenden Walzen
erfaſst. Die Walzen wirken mit groſser Energie auf die Oberfläche
[Abbildung Fig. 318.]
des heiſsen, weichen Blockes ein und ziehen zugleich denselben vor-
wärts. Da aber die Wirkung auf die Oberfläche eine viel intensivere
ist, so folgt diese rascher als der Kern der Masse, wodurch dieselbe
rohrförmig aus dem anderen Ende der Walze heraustritt. Diese
Wirkung kann noch verstärkt werden durch schraubenförmige Furchen
oder Wulste. Damit das Arbeitsstück in der richtigen Lage bleibt
und rund läuft, bedarf es einer Führung, welche am besten durch
eine oder zwei Führungswalzen bewirkt wird. Das Ende einer so er-
zeugten Röhre bleibt selbstverständlich geschlossen.
Bei einem gewissen Verhältnis zwischen der Achsenneigung der
Walzen, der Länge und Konvergenz der Arbeitsflächen und der Um-
drehungsgeschwindigkeit tritt die merkwürdige Erscheinung ein, daſs
eine massive Rundstange, entlang ihrer geometrischen Achse, im innern
aufgerissen wird, so daſs sie ein auf beiden Enden geschlossenes Rohr
bildet. Auf diese überraschende Thatsache legten anfangs die Erfinder
sowohl als die Erklärer derselben einen besonders groſsen Wert. Die
Hoffnungen, welche sie für die Röhrenfabrikation daran knüpften,
haben sich aber nicht erfüllt. Die Innenfläche dieses Hohlraumes ist
unregelmäſsig und rauh, für praktische Zwecke deshalb nicht zu ver-
wenden. Als physikalische Erscheinung ist sie dagegen hochinter-
essant. Die chemische Analyse des in der inneren Höhlung ein-
geschlossenen Gases von Finkener hat ergeben, daſs dasselbe aus
99 Prozent Wasserstoff und 1 Prozent anderen Gasen hauptsächlich
Stickstoff besteht.
Die rauhen, gestrickten Oberflächen der inneren Röhrenwände,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/820>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.