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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Eisenbahnschienen und -schwellen.
[Tabelle]

Für die chemische Zusammensetzung der Stahlmasse für Schienen
wurden um 1880 verschiedene Normalzusammensetzungen angegeben,
so von

[Tabelle]

Von noch grösserer Wichtigkeit waren die Festigkeitsvorschriften,
welche die Eisenbahnverwaltungen den Lieferungen zu Grunde legten.
Für die Festigkeit war die Zerreissprobe, für die Zähigkeit die Quer-
schnittsverminderung bei dieser und die Schlagprobe massgebend. Die
Lieferungsbedingungen für Stahlschienen waren für Preussen durch
eine Ministerialverfügung vom 29. September 1879 festgesetzt worden 1).
Die deutschen Eisenbahnverwaltungen verlangten 2) Anfang der acht-
ziger Jahre bei der Zerreissprobe pro Quadratmillimeter:

absolute Festigkeit     50 bis 65 kg
Kontraktion     35 " 20 Prozent,

so dass die Summe beider Ziffern (Wertziffer) die Zahl 85 ergeben
sollte.

In den meisten Ländern galt damals noch der harte Bessemer-
stahl als bestes Material für Eisenbahnschienen. Die Verwendung des
Flussstahls beeinflusste den Betrieb der Schienenwalzwerke. Es erwies
sich als vorteilhafter, stärkere Stahlblöcke möglichst in einer Hitze
zu mehrfachen Schienenlängen auszuwalzen, anstatt kleine Blöcke,
entsprechend den Schweisspaketen der Eisenschienen, für eine Schienen-
länge zu verarbeiten, obgleich dazu viel grössere Kraft nötig war. So
walzte man erst doppelte, dann dreifache und seit Anfang der

1) Siehe Stahl und Eisen 1882, I. Bd., Anhang S. 23.
2) Daselbst 1882, März.
Eisenbahnschienen und -schwellen.
[Tabelle]

Für die chemische Zusammensetzung der Stahlmasse für Schienen
wurden um 1880 verschiedene Normalzusammensetzungen angegeben,
so von

[Tabelle]

Von noch gröſserer Wichtigkeit waren die Festigkeitsvorschriften,
welche die Eisenbahnverwaltungen den Lieferungen zu Grunde legten.
Für die Festigkeit war die Zerreiſsprobe, für die Zähigkeit die Quer-
schnittsverminderung bei dieser und die Schlagprobe maſsgebend. Die
Lieferungsbedingungen für Stahlschienen waren für Preuſsen durch
eine Ministerialverfügung vom 29. September 1879 festgesetzt worden 1).
Die deutschen Eisenbahnverwaltungen verlangten 2) Anfang der acht-
ziger Jahre bei der Zerreiſsprobe pro Quadratmillimeter:

absolute Festigkeit     50 bis 65 kg
Kontraktion     35 „ 20 Prozent,

so daſs die Summe beider Ziffern (Wertziffer) die Zahl 85 ergeben
sollte.

In den meisten Ländern galt damals noch der harte Bessemer-
stahl als bestes Material für Eisenbahnschienen. Die Verwendung des
Fluſsstahls beeinfluſste den Betrieb der Schienenwalzwerke. Es erwies
sich als vorteilhafter, stärkere Stahlblöcke möglichst in einer Hitze
zu mehrfachen Schienenlängen auszuwalzen, anstatt kleine Blöcke,
entsprechend den Schweiſspaketen der Eisenschienen, für eine Schienen-
länge zu verarbeiten, obgleich dazu viel gröſsere Kraft nötig war. So
walzte man erst doppelte, dann dreifache und seit Anfang der

1) Siehe Stahl und Eisen 1882, I. Bd., Anhang S. 23.
2) Daselbst 1882, März.
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[824/0840] Eisenbahnschienen und -schwellen. Für die chemische Zusammensetzung der Stahlmasse für Schienen wurden um 1880 verschiedene Normalzusammensetzungen angegeben, so von Von noch gröſserer Wichtigkeit waren die Festigkeitsvorschriften, welche die Eisenbahnverwaltungen den Lieferungen zu Grunde legten. Für die Festigkeit war die Zerreiſsprobe, für die Zähigkeit die Quer- schnittsverminderung bei dieser und die Schlagprobe maſsgebend. Die Lieferungsbedingungen für Stahlschienen waren für Preuſsen durch eine Ministerialverfügung vom 29. September 1879 festgesetzt worden 1). Die deutschen Eisenbahnverwaltungen verlangten 2) Anfang der acht- ziger Jahre bei der Zerreiſsprobe pro Quadratmillimeter: absolute Festigkeit 50 bis 65 kg Kontraktion 35 „ 20 Prozent, so daſs die Summe beider Ziffern (Wertziffer) die Zahl 85 ergeben sollte. In den meisten Ländern galt damals noch der harte Bessemer- stahl als bestes Material für Eisenbahnschienen. Die Verwendung des Fluſsstahls beeinfluſste den Betrieb der Schienenwalzwerke. Es erwies sich als vorteilhafter, stärkere Stahlblöcke möglichst in einer Hitze zu mehrfachen Schienenlängen auszuwalzen, anstatt kleine Blöcke, entsprechend den Schweiſspaketen der Eisenschienen, für eine Schienen- länge zu verarbeiten, obgleich dazu viel gröſsere Kraft nötig war. So walzte man erst doppelte, dann dreifache und seit Anfang der 1) Siehe Stahl und Eisen 1882, I. Bd., Anhang S. 23. 2) Daselbst 1882, März.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/840>, abgerufen am 22.11.2024.