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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Panzerplattenwalzwerk.
automatisch. Der Walzmeister, der immer vor der sich vorwärts
bewegenden glühenden Platte einherschreitet, giebt mit einer schrillen
Pfeife den auf einer erhöhten Kanzel stehenden Maschinisten (rechts
auf der Zeichnung) die Signale. Nach jedem Durchgang werden die
Walzen durch riesige von Zahnrädern bewegte Stellschrauben enger
gestellt, die Maschinen, welche die Rollgänge bewegen, ebenso wie die
Walzenzugmaschine umgestellt, so dass alle Bewegungen jetzt in ent-
gegengesetzter Richtung erfolgen. Um den Glühspan zu entfernen,
werden grosse Reisigbündel auf die glühende Platte geworfen, die,
wenn sie von den Walzen gefasst werden, ein knatterndes Knallen,
wie ein Pelotonfeuer, hervorrufen. Dies Aufwerfen der Reisigbündel ist
die einzige Handarbeit bei dem Plattenwalzen. Die Bramme, die
etwa 750 mm dick ist, wird auf etwa 300 mm oder weniger herab-
gewalzt. Dabei wird sie anfangs öfter mit Hülfe der oben erwähnten
Stahlkegel um 90° gedreht und quergewalzt, bis sie die verlangte
Breite hat. Wohl an hundertmal geht die Platte hin und her, bis
sie die vorgeschriebene Dicke erlangt hat. Eine von Friedrich
Krupp
in Chicago 1893 ausgestellte gewalzte Platte war 8270 mm
lang, 3130 mm breit und wog 62400 kg.

Nach dem Auswalzen gelangt die Platte unter die Biegepresse,
eine hydraulische Presse von grosser Stärke, bei Krupp z. B. von
5000 Tonnen Druckkraft, auf der sie gerichtet und nach Bedürfnis ge-
krümmt wird. Auch diese Presse gehört zu den Formgebungsapparaten
der Neuzeit. Sodann wird die Platte unter Scheren beschnitten.

Die nachträgliche Kohlung zum Zwecke der Härtung erfolgt mit
Kohlenwasserstoff. Dieses Verfahren war auf den Werken des Kontinents
allgemein in Anwendung gekommen, ebenso in England nach dem
Patent von Thwaite.

Dass die Panzerplatten nicht nur beim Bau der Kriegsschiffe,
sondern auch bei der Landbefestigung als gepanzerte Türme, Panzer-
lafetten, Panzerforts, Panzerfronten u. s. w. Verwendung fanden, ist
bekannt; wir erwähnen nur ihre ausgedehnte Verwendung bei der
Maasbefestigung, besonders bei Lüttich und Namur von General
Brialmont, die Panzerforts von Bukarest, die Landbefestigung von
Kopenhagen, die Panzerfronten am Sereth und an der Donau in
Rumänien nach der Konstruktion von Major Schumann. Seitdem
man gelernt hat, die Stahlpanzerplatten zu härten und zu biegen,
haben sie den Hartguss hierbei vielfach verdrängt.

Eine andere wichtige Verwendung der Walzwerke findet bei der
Drahtfabrikation statt.


Panzerplattenwalzwerk.
automatisch. Der Walzmeister, der immer vor der sich vorwärts
bewegenden glühenden Platte einherschreitet, giebt mit einer schrillen
Pfeife den auf einer erhöhten Kanzel stehenden Maschinisten (rechts
auf der Zeichnung) die Signale. Nach jedem Durchgang werden die
Walzen durch riesige von Zahnrädern bewegte Stellschrauben enger
gestellt, die Maschinen, welche die Rollgänge bewegen, ebenso wie die
Walzenzugmaschine umgestellt, so daſs alle Bewegungen jetzt in ent-
gegengesetzter Richtung erfolgen. Um den Glühspan zu entfernen,
werden groſse Reisigbündel auf die glühende Platte geworfen, die,
wenn sie von den Walzen gefaſst werden, ein knatterndes Knallen,
wie ein Pelotonfeuer, hervorrufen. Dies Aufwerfen der Reisigbündel ist
die einzige Handarbeit bei dem Plattenwalzen. Die Bramme, die
etwa 750 mm dick ist, wird auf etwa 300 mm oder weniger herab-
gewalzt. Dabei wird sie anfangs öfter mit Hülfe der oben erwähnten
Stahlkegel um 90° gedreht und quergewalzt, bis sie die verlangte
Breite hat. Wohl an hundertmal geht die Platte hin und her, bis
sie die vorgeschriebene Dicke erlangt hat. Eine von Friedrich
Krupp
in Chicago 1893 ausgestellte gewalzte Platte war 8270 mm
lang, 3130 mm breit und wog 62400 kg.

Nach dem Auswalzen gelangt die Platte unter die Biegepresse,
eine hydraulische Presse von groſser Stärke, bei Krupp z. B. von
5000 Tonnen Druckkraft, auf der sie gerichtet und nach Bedürfnis ge-
krümmt wird. Auch diese Presse gehört zu den Formgebungsapparaten
der Neuzeit. Sodann wird die Platte unter Scheren beschnitten.

Die nachträgliche Kohlung zum Zwecke der Härtung erfolgt mit
Kohlenwasserstoff. Dieses Verfahren war auf den Werken des Kontinents
allgemein in Anwendung gekommen, ebenso in England nach dem
Patent von Thwaite.

Daſs die Panzerplatten nicht nur beim Bau der Kriegsschiffe,
sondern auch bei der Landbefestigung als gepanzerte Türme, Panzer-
lafetten, Panzerforts, Panzerfronten u. s. w. Verwendung fanden, ist
bekannt; wir erwähnen nur ihre ausgedehnte Verwendung bei der
Maasbefestigung, besonders bei Lüttich und Namur von General
Brialmont, die Panzerforts von Bukarest, die Landbefestigung von
Kopenhagen, die Panzerfronten am Sereth und an der Donau in
Rumänien nach der Konstruktion von Major Schumann. Seitdem
man gelernt hat, die Stahlpanzerplatten zu härten und zu biegen,
haben sie den Hartguſs hierbei vielfach verdrängt.

Eine andere wichtige Verwendung der Walzwerke findet bei der
Drahtfabrikation statt.


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[864/0880] Panzerplattenwalzwerk. automatisch. Der Walzmeister, der immer vor der sich vorwärts bewegenden glühenden Platte einherschreitet, giebt mit einer schrillen Pfeife den auf einer erhöhten Kanzel stehenden Maschinisten (rechts auf der Zeichnung) die Signale. Nach jedem Durchgang werden die Walzen durch riesige von Zahnrädern bewegte Stellschrauben enger gestellt, die Maschinen, welche die Rollgänge bewegen, ebenso wie die Walzenzugmaschine umgestellt, so daſs alle Bewegungen jetzt in ent- gegengesetzter Richtung erfolgen. Um den Glühspan zu entfernen, werden groſse Reisigbündel auf die glühende Platte geworfen, die, wenn sie von den Walzen gefaſst werden, ein knatterndes Knallen, wie ein Pelotonfeuer, hervorrufen. Dies Aufwerfen der Reisigbündel ist die einzige Handarbeit bei dem Plattenwalzen. Die Bramme, die etwa 750 mm dick ist, wird auf etwa 300 mm oder weniger herab- gewalzt. Dabei wird sie anfangs öfter mit Hülfe der oben erwähnten Stahlkegel um 90° gedreht und quergewalzt, bis sie die verlangte Breite hat. Wohl an hundertmal geht die Platte hin und her, bis sie die vorgeschriebene Dicke erlangt hat. Eine von Friedrich Krupp in Chicago 1893 ausgestellte gewalzte Platte war 8270 mm lang, 3130 mm breit und wog 62400 kg. Nach dem Auswalzen gelangt die Platte unter die Biegepresse, eine hydraulische Presse von groſser Stärke, bei Krupp z. B. von 5000 Tonnen Druckkraft, auf der sie gerichtet und nach Bedürfnis ge- krümmt wird. Auch diese Presse gehört zu den Formgebungsapparaten der Neuzeit. Sodann wird die Platte unter Scheren beschnitten. Die nachträgliche Kohlung zum Zwecke der Härtung erfolgt mit Kohlenwasserstoff. Dieses Verfahren war auf den Werken des Kontinents allgemein in Anwendung gekommen, ebenso in England nach dem Patent von Thwaite. Daſs die Panzerplatten nicht nur beim Bau der Kriegsschiffe, sondern auch bei der Landbefestigung als gepanzerte Türme, Panzer- lafetten, Panzerforts, Panzerfronten u. s. w. Verwendung fanden, ist bekannt; wir erwähnen nur ihre ausgedehnte Verwendung bei der Maasbefestigung, besonders bei Lüttich und Namur von General Brialmont, die Panzerforts von Bukarest, die Landbefestigung von Kopenhagen, die Panzerfronten am Sereth und an der Donau in Rumänien nach der Konstruktion von Major Schumann. Seitdem man gelernt hat, die Stahlpanzerplatten zu härten und zu biegen, haben sie den Hartguſs hierbei vielfach verdrängt. Eine andere wichtige Verwendung der Walzwerke findet bei der Drahtfabrikation statt.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/880>, abgerufen am 22.11.2024.