blies 1) (Kerpelys Versuche zu Reschitza, 1865). Nickles hatte Eisenchlorid vorgeschlagen und Wintzer nahm 1866 ein englisches Patent zur Entphosphorung durch Einblasen von Chlorgas. Durch die Verwendung von gebranntem Kalk an Stelle von rohem wurden auch keine besonderen Vorteile erzielt.
Die Vermeidung oder die sorgfältige Aufbereitung phosphorhaltiger Erze blieb das einzige Mittel beim Hochofenprozess, den Phosphor- gehalt des Roheisens zu verringern.
Die Erzeugung von titanhaltigem Roheisen erregte eine Zeit lang, namentlich in England 2), wo Mushets Titanstahl Aufsehen hervor- gerufen hatte, das Interesse der Hochofentechniker. Zuerst waren es die titanhaltigen Magneteisensande von Neuseeland, die nach G. Hoch- stätter aus 88,45 Proz. Eisenoxyduloxyd und 11,43 Proc. Titansäure bestanden, auf die man grosse Hoffnungen setzte und auf deren Aus- beutung eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Dann fand man billigere Erze in Norwegen (Kragerö). G. Crawshay und John Thomas nahmen 1868 ein Patent zur Bereitung von Titanroheisen im Hochofen. Aber auch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die titanhaltigen Erze erwiesen sich als sehr schwer schmelzbar und im Hochofen ging der Titan fast ganz in die Schlacke.
Die Puddel- und Schweissschlacken bildeten trotz ihres Phosphorgehaltes in den wichtigeren Eisendistrikten bereits ein be- achtenswertes Material für den Hochofenbetrieb, das z. B. in Süd- wales und Oberschlesien bis zu 40 Proz. Verwendung fand, auf anderen Werken wie Witkowitz, Store, Misling und Kreutzen in Öster- reich zeitweilig sogar für sich allein verschmolzen wurde. In einigen Gegenden, wie namentlich in Südstaffordshire, wurden dieselben erst in Stadeln geröstet.
Das Verfahren von Lang und Frey3), die zu Hirsenkorn- grösse zerkleinerten Frischschlacken mit Kohle und Kalkmilch ein- zubinden und die getrocknete, in Stücke zerschlagene Masse im Hochofen zu verschmelzen, bewährte sich und fand nicht nur in Öster- reich, sondern auch in anderen Ländern Eingang. In Nordamerika gab es 1863 Professor Fleury in Philadelphia als ein von ihm ent- decktes Verfahren aus. Neu war nur sein Vorschlag, das in Ziegel geformte Gemenge direkt im Puddelofen zu verarbeiten.
In Frankreich hatten Minary und Soudry ein anderes Verfahren
1) Siehe Öster. Jahrbuch, Bd. 18, S. 91.
2) Vergl. David Forbes, in Chemical News, Decbr. 1868.
3) Siehe Dingler, Polyt. Journ., Bd. 163, S. 116.
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
blies 1) (Kerpelys Versuche zu Reschitza, 1865). Nicklés hatte Eisenchlorid vorgeschlagen und Wintzer nahm 1866 ein englisches Patent zur Entphosphorung durch Einblasen von Chlorgas. Durch die Verwendung von gebranntem Kalk an Stelle von rohem wurden auch keine besonderen Vorteile erzielt.
Die Vermeidung oder die sorgfältige Aufbereitung phosphorhaltiger Erze blieb das einzige Mittel beim Hochofenprozeſs, den Phosphor- gehalt des Roheisens zu verringern.
Die Erzeugung von titanhaltigem Roheisen erregte eine Zeit lang, namentlich in England 2), wo Mushets Titanstahl Aufsehen hervor- gerufen hatte, das Interesse der Hochofentechniker. Zuerst waren es die titanhaltigen Magneteisensande von Neuseeland, die nach G. Hoch- stätter aus 88,45 Proz. Eisenoxyduloxyd und 11,43 Proc. Titansäure bestanden, auf die man groſse Hoffnungen setzte und auf deren Aus- beutung eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Dann fand man billigere Erze in Norwegen (Kragerö). G. Crawshay und John Thomas nahmen 1868 ein Patent zur Bereitung von Titanroheisen im Hochofen. Aber auch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die titanhaltigen Erze erwiesen sich als sehr schwer schmelzbar und im Hochofen ging der Titan fast ganz in die Schlacke.
Die Puddel- und Schweiſsschlacken bildeten trotz ihres Phosphorgehaltes in den wichtigeren Eisendistrikten bereits ein be- achtenswertes Material für den Hochofenbetrieb, das z. B. in Süd- wales und Oberschlesien bis zu 40 Proz. Verwendung fand, auf anderen Werken wie Witkowitz, Storé, Misling und Kreutzen in Öster- reich zeitweilig sogar für sich allein verschmolzen wurde. In einigen Gegenden, wie namentlich in Südstaffordshire, wurden dieselben erst in Stadeln geröstet.
Das Verfahren von Lang und Frey3), die zu Hirsenkorn- gröſse zerkleinerten Frischschlacken mit Kohle und Kalkmilch ein- zubinden und die getrocknete, in Stücke zerschlagene Masse im Hochofen zu verschmelzen, bewährte sich und fand nicht nur in Öster- reich, sondern auch in anderen Ländern Eingang. In Nordamerika gab es 1863 Professor Fleury in Philadelphia als ein von ihm ent- decktes Verfahren aus. Neu war nur sein Vorschlag, das in Ziegel geformte Gemenge direkt im Puddelofen zu verarbeiten.
In Frankreich hatten Minary und Soudry ein anderes Verfahren
1) Siehe Öster. Jahrbuch, Bd. 18, S. 91.
2) Vergl. David Forbes, in Chemical News, Decbr. 1868.
3) Siehe Dingler, Polyt. Journ., Bd. 163, S. 116.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="75"/><fwplace="top"type="header">Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.</fw><lb/>
blies <noteplace="foot"n="1)">Siehe Öster. Jahrbuch, Bd. 18, S. 91.</note> (<hirendition="#g">Kerpelys</hi> Versuche zu Reschitza, 1865). <hirendition="#g">Nicklés</hi> hatte<lb/>
Eisenchlorid vorgeschlagen und <hirendition="#g">Wintzer</hi> nahm 1866 ein englisches<lb/>
Patent zur Entphosphorung durch Einblasen von Chlorgas. Durch die<lb/>
Verwendung von gebranntem Kalk an Stelle von rohem wurden auch<lb/>
keine besonderen Vorteile erzielt.</p><lb/><p>Die Vermeidung oder die sorgfältige Aufbereitung phosphorhaltiger<lb/>
Erze blieb das einzige Mittel beim Hochofenprozeſs, den Phosphor-<lb/>
gehalt des Roheisens zu verringern.</p><lb/><p>Die Erzeugung von <hirendition="#g">titanhaltigem Roheisen</hi> erregte eine Zeit<lb/>
lang, namentlich in England <noteplace="foot"n="2)">Vergl. <hirendition="#g">David Forbes</hi>, in Chemical News, Decbr. 1868.</note>, wo <hirendition="#g">Mushets</hi> Titanstahl Aufsehen hervor-<lb/>
gerufen hatte, das Interesse der Hochofentechniker. Zuerst waren es die<lb/>
titanhaltigen Magneteisensande von Neuseeland, die nach G. <hirendition="#g">Hoch-<lb/>
stätter</hi> aus 88,45 Proz. Eisenoxyduloxyd und 11,43 Proc. Titansäure<lb/>
bestanden, auf die man groſse Hoffnungen setzte und auf deren Aus-<lb/>
beutung eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Dann fand man<lb/>
billigere Erze in Norwegen (Kragerö). G. <hirendition="#g">Crawshay</hi> und <hirendition="#g">John Thomas</hi><lb/>
nahmen 1868 ein Patent zur Bereitung von Titanroheisen im Hochofen.<lb/>
Aber auch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die titanhaltigen<lb/>
Erze erwiesen sich als sehr schwer schmelzbar und im Hochofen ging<lb/>
der Titan fast ganz in die Schlacke.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Puddel-</hi> und <hirendition="#g">Schweiſsschlacken</hi> bildeten trotz ihres<lb/>
Phosphorgehaltes in den wichtigeren Eisendistrikten bereits ein be-<lb/>
achtenswertes Material für den Hochofenbetrieb, das z. B. in Süd-<lb/>
wales und Oberschlesien bis zu 40 Proz. Verwendung fand, auf<lb/>
anderen Werken wie Witkowitz, Storé, Misling und Kreutzen in Öster-<lb/>
reich zeitweilig sogar für sich allein verschmolzen wurde. In einigen<lb/>
Gegenden, wie namentlich in Südstaffordshire, wurden dieselben erst<lb/>
in Stadeln geröstet.</p><lb/><p>Das Verfahren von <hirendition="#g">Lang</hi> und <hirendition="#g">Frey</hi><noteplace="foot"n="3)">Siehe <hirendition="#g">Dingler</hi>, Polyt. Journ., Bd. 163, S. 116.</note>, die zu Hirsenkorn-<lb/>
gröſse zerkleinerten Frischschlacken mit Kohle und Kalkmilch ein-<lb/>
zubinden und die getrocknete, in Stücke zerschlagene Masse im<lb/>
Hochofen zu verschmelzen, bewährte sich und fand nicht nur in Öster-<lb/>
reich, sondern auch in anderen Ländern Eingang. In Nordamerika<lb/>
gab es 1863 Professor <hirendition="#g">Fleury</hi> in Philadelphia als ein von ihm ent-<lb/>
decktes Verfahren aus. Neu war nur sein Vorschlag, das in Ziegel<lb/>
geformte Gemenge direkt im Puddelofen zu verarbeiten.</p><lb/><p>In Frankreich hatten <hirendition="#g">Minary</hi> und <hirendition="#g">Soudry</hi> ein anderes Verfahren<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[75/0091]
Vorbereitungsarbeiten für den Hochofenbetrieb.
blies 1) (Kerpelys Versuche zu Reschitza, 1865). Nicklés hatte
Eisenchlorid vorgeschlagen und Wintzer nahm 1866 ein englisches
Patent zur Entphosphorung durch Einblasen von Chlorgas. Durch die
Verwendung von gebranntem Kalk an Stelle von rohem wurden auch
keine besonderen Vorteile erzielt.
Die Vermeidung oder die sorgfältige Aufbereitung phosphorhaltiger
Erze blieb das einzige Mittel beim Hochofenprozeſs, den Phosphor-
gehalt des Roheisens zu verringern.
Die Erzeugung von titanhaltigem Roheisen erregte eine Zeit
lang, namentlich in England 2), wo Mushets Titanstahl Aufsehen hervor-
gerufen hatte, das Interesse der Hochofentechniker. Zuerst waren es die
titanhaltigen Magneteisensande von Neuseeland, die nach G. Hoch-
stätter aus 88,45 Proz. Eisenoxyduloxyd und 11,43 Proc. Titansäure
bestanden, auf die man groſse Hoffnungen setzte und auf deren Aus-
beutung eine Aktiengesellschaft gegründet wurde. Dann fand man
billigere Erze in Norwegen (Kragerö). G. Crawshay und John Thomas
nahmen 1868 ein Patent zur Bereitung von Titanroheisen im Hochofen.
Aber auch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die titanhaltigen
Erze erwiesen sich als sehr schwer schmelzbar und im Hochofen ging
der Titan fast ganz in die Schlacke.
Die Puddel- und Schweiſsschlacken bildeten trotz ihres
Phosphorgehaltes in den wichtigeren Eisendistrikten bereits ein be-
achtenswertes Material für den Hochofenbetrieb, das z. B. in Süd-
wales und Oberschlesien bis zu 40 Proz. Verwendung fand, auf
anderen Werken wie Witkowitz, Storé, Misling und Kreutzen in Öster-
reich zeitweilig sogar für sich allein verschmolzen wurde. In einigen
Gegenden, wie namentlich in Südstaffordshire, wurden dieselben erst
in Stadeln geröstet.
Das Verfahren von Lang und Frey 3), die zu Hirsenkorn-
gröſse zerkleinerten Frischschlacken mit Kohle und Kalkmilch ein-
zubinden und die getrocknete, in Stücke zerschlagene Masse im
Hochofen zu verschmelzen, bewährte sich und fand nicht nur in Öster-
reich, sondern auch in anderen Ländern Eingang. In Nordamerika
gab es 1863 Professor Fleury in Philadelphia als ein von ihm ent-
decktes Verfahren aus. Neu war nur sein Vorschlag, das in Ziegel
geformte Gemenge direkt im Puddelofen zu verarbeiten.
In Frankreich hatten Minary und Soudry ein anderes Verfahren
1) Siehe Öster. Jahrbuch, Bd. 18, S. 91.
2) Vergl. David Forbes, in Chemical News, Decbr. 1868.
3) Siehe Dingler, Polyt. Journ., Bd. 163, S. 116.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/91>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.