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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.

Das Bestreben, die Hochöfen zu erhöhen, führte in Schottland zu
der Erfindung des "selbstkokenden Ferrie-Hochofens". Da die Mager-
kohle des Clydebeckens, womit die schottischen Hochöfen betrieben
wurden, eine beträchtliche Erhöhung der Schmelzöfen nicht zuliess,
so suchte dies William Ferrie 1869 dadurch zu erreichen, dass er
dem Hochofenschacht noch einen 20 engl. Fuss hohen Schacht, der
im Inneren durch zwei senkrechte, im rechten Winkel sich schneidende
Wände in vier gleiche Abteilungen getrennt war, aufsetzte. In diesen
Abteilungen sollten die Steinkohlen verkokt werden und die Zwischen-
wände einen Teil des Druckes aufnehmen, so dass die Brennstoffsäule
nur einen geringen Druck auf die Beschickungssäule im Hochofen aus-
üben sollte. Der erste Ofen nach Ferries Konstruktion war 1870 auf
dem Eisenwerk Monkland errichtet worden. Er war mit dem cylin-
drischen Aufsatz 26 m (83 engl. Fuss) hoch, hatte 5,49 m Durchmesser
im Kohlensack und 3,81 m Gicht, der cylindrische Aufsatz war 6,10 m
hoch. Die Gase wurden abgeleitet und für Dampfkessel- und Wind-
erhitzung benutzt. Der Ofen soll eine Mehrerzeugung von 25 Prozent
bei 15 Prozent Kohlenersparung geliefert haben. Aus diesem Grunde
fanden diese Öfen in Schottland Verbreitung -- bis 1874 wurden
sieben Hochöfen nach Ferries System gebaut -- und erregten auch
ausserhalb Schottlands grosse Erwartungen. Wenn diese sich auch
nicht erfüllt haben, so gaben die Ferrieöfen doch die Veranlassung
zu manchen Verbesserungen, namentlich zu besserer Ausnutzung der
Hochofengase in Schottland.

In Süd-Wales führte die Erhöhung und Erweiterung der Hochöfen
ebenfalls zu einer beträchtlichen Steigerung der Produktion. Die
Wochenerzeugung stieg von 137 Tonnen im Jahre 1859 auf 174 Tonnen
1870 und auf 260 Tonnen 1877. Der Koksverbrauch fiel dabei von
21/2 auf 2 und unter 2 Tonnen auf die Tonne Roheisen. Die alten
Öfen hatten nur 14 m Höhe gehabt, die um 1870 auf etwa 20 m ge-
steigert wurde.

Ein sehr wichtiger Fortschritt für die gesamte Hochofenindustrie
war die Verbesserung der Winderhitzer und die dadurch erzielte
Erhöhung der Windtemperatur. Auch diese Verbesserung wurde im
Clevelandbezirk zuerst durchgeführt. Dort hatte zunächst John
Gjers,
ein Schwede von Geburt, welcher Direktor der Ayrsome-Eisen-
hütte bei Middlesborough wurde und viele Verbesserungen in der
Eisenindustrie erfunden und eingeführt hat, die eisernen Röhren-
apparate verbessert. Der Gjerssche Winderhitzer fand grosse Ver-
breitung nicht nur in Grossbritannien, sondern auch auf dem Kontinent.

Groſsbritannien.

Das Bestreben, die Hochöfen zu erhöhen, führte in Schottland zu
der Erfindung des „selbstkokenden Ferrie-Hochofens“. Da die Mager-
kohle des Clydebeckens, womit die schottischen Hochöfen betrieben
wurden, eine beträchtliche Erhöhung der Schmelzöfen nicht zulieſs,
so suchte dies William Ferrie 1869 dadurch zu erreichen, daſs er
dem Hochofenschacht noch einen 20 engl. Fuſs hohen Schacht, der
im Inneren durch zwei senkrechte, im rechten Winkel sich schneidende
Wände in vier gleiche Abteilungen getrennt war, aufsetzte. In diesen
Abteilungen sollten die Steinkohlen verkokt werden und die Zwischen-
wände einen Teil des Druckes aufnehmen, so daſs die Brennstoffsäule
nur einen geringen Druck auf die Beschickungssäule im Hochofen aus-
üben sollte. Der erste Ofen nach Ferries Konstruktion war 1870 auf
dem Eisenwerk Monkland errichtet worden. Er war mit dem cylin-
drischen Aufsatz 26 m (83 engl. Fuſs) hoch, hatte 5,49 m Durchmesser
im Kohlensack und 3,81 m Gicht, der cylindrische Aufsatz war 6,10 m
hoch. Die Gase wurden abgeleitet und für Dampfkessel- und Wind-
erhitzung benutzt. Der Ofen soll eine Mehrerzeugung von 25 Prozent
bei 15 Prozent Kohlenersparung geliefert haben. Aus diesem Grunde
fanden diese Öfen in Schottland Verbreitung — bis 1874 wurden
sieben Hochöfen nach Ferries System gebaut — und erregten auch
auſserhalb Schottlands groſse Erwartungen. Wenn diese sich auch
nicht erfüllt haben, so gaben die Ferrieöfen doch die Veranlassung
zu manchen Verbesserungen, namentlich zu besserer Ausnutzung der
Hochofengase in Schottland.

In Süd-Wales führte die Erhöhung und Erweiterung der Hochöfen
ebenfalls zu einer beträchtlichen Steigerung der Produktion. Die
Wochenerzeugung stieg von 137 Tonnen im Jahre 1859 auf 174 Tonnen
1870 und auf 260 Tonnen 1877. Der Koksverbrauch fiel dabei von
2½ auf 2 und unter 2 Tonnen auf die Tonne Roheisen. Die alten
Öfen hatten nur 14 m Höhe gehabt, die um 1870 auf etwa 20 m ge-
steigert wurde.

Ein sehr wichtiger Fortschritt für die gesamte Hochofenindustrie
war die Verbesserung der Winderhitzer und die dadurch erzielte
Erhöhung der Windtemperatur. Auch diese Verbesserung wurde im
Clevelandbezirk zuerst durchgeführt. Dort hatte zunächst John
Gjers,
ein Schwede von Geburt, welcher Direktor der Ayrsome-Eisen-
hütte bei Middlesborough wurde und viele Verbesserungen in der
Eisenindustrie erfunden und eingeführt hat, die eisernen Röhren-
apparate verbessert. Der Gjerssche Winderhitzer fand groſse Ver-
breitung nicht nur in Groſsbritannien, sondern auch auf dem Kontinent.

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[906/0922] Groſsbritannien. Das Bestreben, die Hochöfen zu erhöhen, führte in Schottland zu der Erfindung des „selbstkokenden Ferrie-Hochofens“. Da die Mager- kohle des Clydebeckens, womit die schottischen Hochöfen betrieben wurden, eine beträchtliche Erhöhung der Schmelzöfen nicht zulieſs, so suchte dies William Ferrie 1869 dadurch zu erreichen, daſs er dem Hochofenschacht noch einen 20 engl. Fuſs hohen Schacht, der im Inneren durch zwei senkrechte, im rechten Winkel sich schneidende Wände in vier gleiche Abteilungen getrennt war, aufsetzte. In diesen Abteilungen sollten die Steinkohlen verkokt werden und die Zwischen- wände einen Teil des Druckes aufnehmen, so daſs die Brennstoffsäule nur einen geringen Druck auf die Beschickungssäule im Hochofen aus- üben sollte. Der erste Ofen nach Ferries Konstruktion war 1870 auf dem Eisenwerk Monkland errichtet worden. Er war mit dem cylin- drischen Aufsatz 26 m (83 engl. Fuſs) hoch, hatte 5,49 m Durchmesser im Kohlensack und 3,81 m Gicht, der cylindrische Aufsatz war 6,10 m hoch. Die Gase wurden abgeleitet und für Dampfkessel- und Wind- erhitzung benutzt. Der Ofen soll eine Mehrerzeugung von 25 Prozent bei 15 Prozent Kohlenersparung geliefert haben. Aus diesem Grunde fanden diese Öfen in Schottland Verbreitung — bis 1874 wurden sieben Hochöfen nach Ferries System gebaut — und erregten auch auſserhalb Schottlands groſse Erwartungen. Wenn diese sich auch nicht erfüllt haben, so gaben die Ferrieöfen doch die Veranlassung zu manchen Verbesserungen, namentlich zu besserer Ausnutzung der Hochofengase in Schottland. In Süd-Wales führte die Erhöhung und Erweiterung der Hochöfen ebenfalls zu einer beträchtlichen Steigerung der Produktion. Die Wochenerzeugung stieg von 137 Tonnen im Jahre 1859 auf 174 Tonnen 1870 und auf 260 Tonnen 1877. Der Koksverbrauch fiel dabei von 2½ auf 2 und unter 2 Tonnen auf die Tonne Roheisen. Die alten Öfen hatten nur 14 m Höhe gehabt, die um 1870 auf etwa 20 m ge- steigert wurde. Ein sehr wichtiger Fortschritt für die gesamte Hochofenindustrie war die Verbesserung der Winderhitzer und die dadurch erzielte Erhöhung der Windtemperatur. Auch diese Verbesserung wurde im Clevelandbezirk zuerst durchgeführt. Dort hatte zunächst John Gjers, ein Schwede von Geburt, welcher Direktor der Ayrsome-Eisen- hütte bei Middlesborough wurde und viele Verbesserungen in der Eisenindustrie erfunden und eingeführt hat, die eisernen Röhren- apparate verbessert. Der Gjerssche Winderhitzer fand groſse Ver- breitung nicht nur in Groſsbritannien, sondern auch auf dem Kontinent.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/922>, abgerufen am 22.11.2024.