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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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öfen im Feuer. Die Jahresleistung eines Ofens war aber von
7257 Tonnen auf 18895 Tonnen gestiegen.

In Cleveland erreichten die Hochöfen bei Middlesborough durch
die eingeführten Verbesserungen 1873 eine Tagesproduktion von
75 Tonnen. Zu Norton hatte man die Hochöfen (1874) mit zwei
Abstichen, je einen auf den gegenüberliegenden Seiten, und dem-
entsprechend mit zwei Giesshallen versehen und wechselte damit alle
15 Tage. Jeder der vier Öfen hatte seine eigene Dampf- und Gebläse-
maschine. Ein Ofen schmolz 5000 kg in der Stunde.

In Schottland stand die Hochofenindustrie in den siebziger
Jahren in hoher Blüte. Die wichtigsten Hütten waren Carron Works,
das älteste Werk mit Steinkohlenbetrieb, Clyde Works, sodann Govan
Works mit fünf Hochöfen und Calder Works, beide William Dixon
gehörig. Gartsherrie Iron Works bei Coatbridge, der Familie Baird
gehörig, war das ausgedehnteste Werk mit 16 Hochöfen. Hierzu erwarb
die Firma Baird & Sons die Eglinton-Werke mit acht Hochöfen, die
Lugar-Werke mit vier und die Portland-Werke mit sechs Öfen; im
ganzen besass sie 37 Hochöfen; ihre Arbeiterzahl belief sich an
9000. Die Summerlee-Eisenwerke, die 1836 erbaut waren, gehörten
J. Neilson & Wilson. Bei Coatbridge lagen noch die Langloan-
Werke, Addin & Sons gehörig, mit acht, und Monkland mit sieben
Hochöfen. Das 1837 von Houldsworth gegründete Coltness-Eisen-
werk hatte 12 Hochöfen. Neu erbaut war die Almondhütte mit zwei
Öfen. Alle diese Werke lieferten vortreffliches Giessereieisen mit
Steinkohle, während nur noch "Lorne Furnace" bei Burnave Braun-
eisensteine und Hämatit von Cumberland mit Holzkohlen schmolz.

In England und Schottland führte das Streben nach Vergrösserung
der Hochöfen vielfach zu gänzlichem Umbau derselben, wobei die
massive Steinumhüllung durch ein leichtes Rauhmauerwerk, das auf
einem von Säulen getragenen Eisenring ruhte und durch Blechmäntel
oder eiserne Bänder zusammengehalten war, verdrängt wurde.

Die Zustellung mit geschlossener Brust und die Lürmannsche
Schlackenform sah L. Peletan 1875 zu Clarence, Thornaby und
Norton in Cleveland, zu Consett in Durham, zu Workington in Cumber-
land und zu Dowlais in Süd-Wales. Die Hütte zu Workington bei
Whitehaven war sehr vergrössert worden und besass 1876 sechs Hoch-
öfen, welche die vortrefflichen Hämatite von Cleaton-Moor und Barrow
zu Bessemerroheisen verschmolzen. Als Gichtverschluss dienten fast
überall der Parrysche Trichter und Darbys Centralrohr.

1876 war ein Jahr wirtschaftlichen Niederganges für Gross-

Groſsbritannien.
öfen im Feuer. Die Jahresleistung eines Ofens war aber von
7257 Tonnen auf 18895 Tonnen gestiegen.

In Cleveland erreichten die Hochöfen bei Middlesborough durch
die eingeführten Verbesserungen 1873 eine Tagesproduktion von
75 Tonnen. Zu Norton hatte man die Hochöfen (1874) mit zwei
Abstichen, je einen auf den gegenüberliegenden Seiten, und dem-
entsprechend mit zwei Gieſshallen versehen und wechselte damit alle
15 Tage. Jeder der vier Öfen hatte seine eigene Dampf- und Gebläse-
maschine. Ein Ofen schmolz 5000 kg in der Stunde.

In Schottland stand die Hochofenindustrie in den siebziger
Jahren in hoher Blüte. Die wichtigsten Hütten waren Carron Works,
das älteste Werk mit Steinkohlenbetrieb, Clyde Works, sodann Govan
Works mit fünf Hochöfen und Calder Works, beide William Dixon
gehörig. Gartsherrie Iron Works bei Coatbridge, der Familie Baird
gehörig, war das ausgedehnteste Werk mit 16 Hochöfen. Hierzu erwarb
die Firma Baird & Sons die Eglinton-Werke mit acht Hochöfen, die
Lugar-Werke mit vier und die Portland-Werke mit sechs Öfen; im
ganzen besaſs sie 37 Hochöfen; ihre Arbeiterzahl belief sich an
9000. Die Summerlee-Eisenwerke, die 1836 erbaut waren, gehörten
J. Neilson & Wilson. Bei Coatbridge lagen noch die Langloan-
Werke, Addin & Sons gehörig, mit acht, und Monkland mit sieben
Hochöfen. Das 1837 von Houldsworth gegründete Coltness-Eisen-
werk hatte 12 Hochöfen. Neu erbaut war die Almondhütte mit zwei
Öfen. Alle diese Werke lieferten vortreffliches Gieſsereieisen mit
Steinkohle, während nur noch „Lorne Furnace“ bei Burnave Braun-
eisensteine und Hämatit von Cumberland mit Holzkohlen schmolz.

In England und Schottland führte das Streben nach Vergröſserung
der Hochöfen vielfach zu gänzlichem Umbau derselben, wobei die
massive Steinumhüllung durch ein leichtes Rauhmauerwerk, das auf
einem von Säulen getragenen Eisenring ruhte und durch Blechmäntel
oder eiserne Bänder zusammengehalten war, verdrängt wurde.

Die Zustellung mit geschlossener Brust und die Lürmannsche
Schlackenform sah L. Peletan 1875 zu Clarence, Thornaby und
Norton in Cleveland, zu Consett in Durham, zu Workington in Cumber-
land und zu Dowlais in Süd-Wales. Die Hütte zu Workington bei
Whitehaven war sehr vergröſsert worden und besaſs 1876 sechs Hoch-
öfen, welche die vortrefflichen Hämatite von Cleaton-Moor und Barrow
zu Bessemerroheisen verschmolzen. Als Gichtverschluſs dienten fast
überall der Parrysche Trichter und Darbys Centralrohr.

1876 war ein Jahr wirtschaftlichen Niederganges für Groſs-

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[911/0927] Groſsbritannien. öfen im Feuer. Die Jahresleistung eines Ofens war aber von 7257 Tonnen auf 18895 Tonnen gestiegen. In Cleveland erreichten die Hochöfen bei Middlesborough durch die eingeführten Verbesserungen 1873 eine Tagesproduktion von 75 Tonnen. Zu Norton hatte man die Hochöfen (1874) mit zwei Abstichen, je einen auf den gegenüberliegenden Seiten, und dem- entsprechend mit zwei Gieſshallen versehen und wechselte damit alle 15 Tage. Jeder der vier Öfen hatte seine eigene Dampf- und Gebläse- maschine. Ein Ofen schmolz 5000 kg in der Stunde. In Schottland stand die Hochofenindustrie in den siebziger Jahren in hoher Blüte. Die wichtigsten Hütten waren Carron Works, das älteste Werk mit Steinkohlenbetrieb, Clyde Works, sodann Govan Works mit fünf Hochöfen und Calder Works, beide William Dixon gehörig. Gartsherrie Iron Works bei Coatbridge, der Familie Baird gehörig, war das ausgedehnteste Werk mit 16 Hochöfen. Hierzu erwarb die Firma Baird & Sons die Eglinton-Werke mit acht Hochöfen, die Lugar-Werke mit vier und die Portland-Werke mit sechs Öfen; im ganzen besaſs sie 37 Hochöfen; ihre Arbeiterzahl belief sich an 9000. Die Summerlee-Eisenwerke, die 1836 erbaut waren, gehörten J. Neilson & Wilson. Bei Coatbridge lagen noch die Langloan- Werke, Addin & Sons gehörig, mit acht, und Monkland mit sieben Hochöfen. Das 1837 von Houldsworth gegründete Coltness-Eisen- werk hatte 12 Hochöfen. Neu erbaut war die Almondhütte mit zwei Öfen. Alle diese Werke lieferten vortreffliches Gieſsereieisen mit Steinkohle, während nur noch „Lorne Furnace“ bei Burnave Braun- eisensteine und Hämatit von Cumberland mit Holzkohlen schmolz. In England und Schottland führte das Streben nach Vergröſserung der Hochöfen vielfach zu gänzlichem Umbau derselben, wobei die massive Steinumhüllung durch ein leichtes Rauhmauerwerk, das auf einem von Säulen getragenen Eisenring ruhte und durch Blechmäntel oder eiserne Bänder zusammengehalten war, verdrängt wurde. Die Zustellung mit geschlossener Brust und die Lürmannsche Schlackenform sah L. Peletan 1875 zu Clarence, Thornaby und Norton in Cleveland, zu Consett in Durham, zu Workington in Cumber- land und zu Dowlais in Süd-Wales. Die Hütte zu Workington bei Whitehaven war sehr vergröſsert worden und besaſs 1876 sechs Hoch- öfen, welche die vortrefflichen Hämatite von Cleaton-Moor und Barrow zu Bessemerroheisen verschmolzen. Als Gichtverschluſs dienten fast überall der Parrysche Trichter und Darbys Centralrohr. 1876 war ein Jahr wirtschaftlichen Niederganges für Groſs-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/927>, abgerufen am 22.11.2024.