Die Danksofenanlage der Erimushütte in Cleveland bestand aus zwei gegenüberliegenden Reihen von rotierenden Öfen, auf der einen Seite acht, auf der anderen sieben, dazwischen Drehkräne zur Be- dienung. Die zuletzt gebauten sechs Öfen waren mit Wasserkühlung versehen. Die Charge von 1000 kg Roheisen wurde flüssig eingegossen. Der Ofen machte anfangs drei, während der Kochperiode fünf Um- drehungen in der Minute und gab nach etwa 40 Minuten 900 kg Luppeneisen.
Da aber die Danksöfen den Erwartungen vielfach nicht entsprachen und fortwährende Reparaturen erforderten, so suchte man sie zu ver- bessern. Es fanden besonders zwei neue rotierende Öfen Eingang, der von Crampton (1872) und der von Spencer (1873). Letzterer unterschied sich von dem Danksofen ursprünglich nur dadurch, dass er statt des einen Zahnkranzes in der Mitte zwei Zahnkränze an den beiden Enden des cylindrischen Ofens hatte; später gab man der Drehkiste einen viereckigen Querschnitt, was angeblich eine bessere Entphosphorung bewirkte. Ein anderer Vorteil bestand darin, dass die Luppen nicht so übermässig gross wurden wie bei den Danksöfen. Cramptons Ofen, der für Kohlenstaubfeuerung eingerichtet war, hatte sich in Woolwich zuerst gut bewährt und verdrängte auch auf ver- schiedenen Werken Nordenglands die Danksöfen. 1873 fanden letztere dadurch wieder grössere Verbreitung, dass Danks auf seine hohe Licenzgebühr verzichtete und sich mit einer mässigen Entschädigung begnügte. Heath zu Ravensdale in Staffordshire erzielte gute Resultate mit Danksöfen. Die übertriebenen Erwartungen, die man auf diesen neuen Betrieb gesetzt hatte, erfüllten sich aber im ganzen nicht.
William Siemens konstruierte ebenfalls einen Rotator, den er mit seiner Regenerativgasfeuerung verband, um darin direkt Eisenerze durch den "Präcipitationsprozess" auf schmiedbares Eisen zu ver- schmelzen. Dieses neue Verfahren, das er zu Towcester einführte, erregte die grössten Hoffnungen.
Bei der Billigkeit guter Steinkohlen hatte bis dahin der Gasofen- betrieb in England nicht die Bedeutung erlangt wie in den kohlen- ärmeren Ländern des Kontinents. William C. Siemens hatte sich aber schon 1868 einen Puddelofen für Gasbetrieb mit Regenerator- feuerung patentieren lassen (Nr. 1172). William Gorman in Glasgow nahm ein Patent auf den Betrieb von Puddelöfen mit Gasgeneratoren (Engl. Pat. vom 12. Novbr. 1869, Nr. 3267). 1873 wurden zu Hadley in Staffordshire nicht weit von Crewe 40 Puddelöfen mit Siemens- Regeneratoren betrieben.
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Groſsbritannien.
Die Danksofenanlage der Erimushütte in Cleveland bestand aus zwei gegenüberliegenden Reihen von rotierenden Öfen, auf der einen Seite acht, auf der anderen sieben, dazwischen Drehkräne zur Be- dienung. Die zuletzt gebauten sechs Öfen waren mit Wasserkühlung versehen. Die Charge von 1000 kg Roheisen wurde flüssig eingegossen. Der Ofen machte anfangs drei, während der Kochperiode fünf Um- drehungen in der Minute und gab nach etwa 40 Minuten 900 kg Luppeneisen.
Da aber die Danksöfen den Erwartungen vielfach nicht entsprachen und fortwährende Reparaturen erforderten, so suchte man sie zu ver- bessern. Es fanden besonders zwei neue rotierende Öfen Eingang, der von Crampton (1872) und der von Spencer (1873). Letzterer unterschied sich von dem Danksofen ursprünglich nur dadurch, daſs er statt des einen Zahnkranzes in der Mitte zwei Zahnkränze an den beiden Enden des cylindrischen Ofens hatte; später gab man der Drehkiste einen viereckigen Querschnitt, was angeblich eine bessere Entphosphorung bewirkte. Ein anderer Vorteil bestand darin, daſs die Luppen nicht so übermäſsig groſs wurden wie bei den Danksöfen. Cramptons Ofen, der für Kohlenstaubfeuerung eingerichtet war, hatte sich in Woolwich zuerst gut bewährt und verdrängte auch auf ver- schiedenen Werken Nordenglands die Danksöfen. 1873 fanden letztere dadurch wieder gröſsere Verbreitung, daſs Danks auf seine hohe Licenzgebühr verzichtete und sich mit einer mäſsigen Entschädigung begnügte. Heath zu Ravensdale in Staffordshire erzielte gute Resultate mit Danksöfen. Die übertriebenen Erwartungen, die man auf diesen neuen Betrieb gesetzt hatte, erfüllten sich aber im ganzen nicht.
William Siemens konstruierte ebenfalls einen Rotator, den er mit seiner Regenerativgasfeuerung verband, um darin direkt Eisenerze durch den „Präcipitationsprozeſs“ auf schmiedbares Eisen zu ver- schmelzen. Dieses neue Verfahren, das er zu Towcester einführte, erregte die gröſsten Hoffnungen.
Bei der Billigkeit guter Steinkohlen hatte bis dahin der Gasofen- betrieb in England nicht die Bedeutung erlangt wie in den kohlen- ärmeren Ländern des Kontinents. William C. Siemens hatte sich aber schon 1868 einen Puddelofen für Gasbetrieb mit Regenerator- feuerung patentieren lassen (Nr. 1172). William Gorman in Glasgow nahm ein Patent auf den Betrieb von Puddelöfen mit Gasgeneratoren (Engl. Pat. vom 12. Novbr. 1869, Nr. 3267). 1873 wurden zu Hadley in Staffordshire nicht weit von Crewe 40 Puddelöfen mit Siemens- Regeneratoren betrieben.
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Groſsbritannien.
Die Danksofenanlage der Erimushütte in Cleveland bestand aus
zwei gegenüberliegenden Reihen von rotierenden Öfen, auf der einen
Seite acht, auf der anderen sieben, dazwischen Drehkräne zur Be-
dienung. Die zuletzt gebauten sechs Öfen waren mit Wasserkühlung
versehen. Die Charge von 1000 kg Roheisen wurde flüssig eingegossen.
Der Ofen machte anfangs drei, während der Kochperiode fünf Um-
drehungen in der Minute und gab nach etwa 40 Minuten 900 kg
Luppeneisen.
Da aber die Danksöfen den Erwartungen vielfach nicht entsprachen
und fortwährende Reparaturen erforderten, so suchte man sie zu ver-
bessern. Es fanden besonders zwei neue rotierende Öfen Eingang,
der von Crampton (1872) und der von Spencer (1873). Letzterer
unterschied sich von dem Danksofen ursprünglich nur dadurch, daſs er
statt des einen Zahnkranzes in der Mitte zwei Zahnkränze an den
beiden Enden des cylindrischen Ofens hatte; später gab man der
Drehkiste einen viereckigen Querschnitt, was angeblich eine bessere
Entphosphorung bewirkte. Ein anderer Vorteil bestand darin, daſs
die Luppen nicht so übermäſsig groſs wurden wie bei den Danksöfen.
Cramptons Ofen, der für Kohlenstaubfeuerung eingerichtet war, hatte
sich in Woolwich zuerst gut bewährt und verdrängte auch auf ver-
schiedenen Werken Nordenglands die Danksöfen. 1873 fanden letztere
dadurch wieder gröſsere Verbreitung, daſs Danks auf seine hohe
Licenzgebühr verzichtete und sich mit einer mäſsigen Entschädigung
begnügte. Heath zu Ravensdale in Staffordshire erzielte gute
Resultate mit Danksöfen. Die übertriebenen Erwartungen, die man auf
diesen neuen Betrieb gesetzt hatte, erfüllten sich aber im ganzen nicht.
William Siemens konstruierte ebenfalls einen Rotator, den er
mit seiner Regenerativgasfeuerung verband, um darin direkt Eisenerze
durch den „Präcipitationsprozeſs“ auf schmiedbares Eisen zu ver-
schmelzen. Dieses neue Verfahren, das er zu Towcester einführte,
erregte die gröſsten Hoffnungen.
Bei der Billigkeit guter Steinkohlen hatte bis dahin der Gasofen-
betrieb in England nicht die Bedeutung erlangt wie in den kohlen-
ärmeren Ländern des Kontinents. William C. Siemens hatte sich
aber schon 1868 einen Puddelofen für Gasbetrieb mit Regenerator-
feuerung patentieren lassen (Nr. 1172). William Gorman in Glasgow
nahm ein Patent auf den Betrieb von Puddelöfen mit Gasgeneratoren
(Engl. Pat. vom 12. Novbr. 1869, Nr. 3267). 1873 wurden zu Hadley
in Staffordshire nicht weit von Crewe 40 Puddelöfen mit Siemens-
Regeneratoren betrieben.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 915. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/931>, abgerufen am 22.11.2024.
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