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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Grossbritannien.
eisens über das Schweisseisen, der sich im Jahre 1885 vollzog, und
durch die Ausbreitung und Entwickelung der basischen Flusseisen-
Gewinnungsprozesse.

Die erfolgreiche Einführung des basischen Konverter- oder
Thomasprozesses war ein Ereignis von so grosser Tragweite, dass es
angezeigt erscheint, dasselbe in erster Linie zu betrachten.

Die günstigen Resultate der ersten Versuche, welche Windsor
Richards
mit der Erfindung von Gilchrist Thomas auf den Eston-
Eisenwerken erzielt hatte, veranlassten die dauernde Einführung des
basischen Konverterprozesses daselbst. Trotz dieses Vorgehens trat
in den darauffolgenden Jahren die merkwürdige Erscheinung ein, dass
diese wichtige englische Erfindung in England selbst langsamere
Verbreitung fand als im Auslande, insbesondere in Deutschland. Der
Widerstand, der sich der Ausbreitung des Verfahrens entgegensetzte,
war teils ein passiver, in dem konservativen Sinne der Engländer
begründeter, teils ein aktiver, seitens der Bessemer- und der Puddel-
werke, die diese neuentstandene Konkurrenz bekämpften. Die
Bessemerstahlfabrikation, die sich in dem letzten Jahrzehnt so glänzend
entwickelt hatte, schien durch den billigen Bezug der überseeischen,
besonders der spanischen Erze so festbegründet und lieferte ein so
anerkannt gutes Erzeugnis, dass ein Abgehen von der erprobten
Betriebsweise nicht geboten erschien. Man suchte deshalb das neue
Verfahren herabzusetzen und zu verdächtigen, indem man die Qualität
des Thomasstahles bemängelte und die Höhe der Herstellungskosten
übertrieb. Die Wirkung dieser Angriffe blieb dann auch zum Schaden
der Entwickelung der englischen Industrie nicht aus.

Die meisten Eisenerze Grossbritanniens sind phosphorhaltig, so
die von Yorkshire, Northhampton-, Lincoln-, Stafford-, Oxford- und
Shropshire, von Süd- und Nord-Wales und von Schottland. Die
Clevelanderze enthalten nach J. E. Steads Analysen 0,89 bis 1,44 Pro-
zent Phosphor. Ausserdem lagerten in England ungeheure Mengen
von phosphorhaltigen Puddel- und Schweissofenschlacken, die durch
das neue Verfahren verwertbar wurden. Auch sprachen sich ausser
Thomas und Gilchrist viele hervorragende englische Metallurgen
wie Richards, Snelus, Riley und andere entschieden zu Gunsten
des neuen Prozesses aus; trotzdem machte der Thomasprozess in
den ersten Jahren nur langsame Fortschritte, viel langsamere als in
Deutschland, wie nachfolgende Zahlen beweisen.


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Groſsbritannien.
eisens über das Schweiſseisen, der sich im Jahre 1885 vollzog, und
durch die Ausbreitung und Entwickelung der basischen Fluſseisen-
Gewinnungsprozesse.

Die erfolgreiche Einführung des basischen Konverter- oder
Thomasprozesses war ein Ereignis von so groſser Tragweite, daſs es
angezeigt erscheint, dasselbe in erster Linie zu betrachten.

Die günstigen Resultate der ersten Versuche, welche Windsor
Richards
mit der Erfindung von Gilchrist Thomas auf den Eston-
Eisenwerken erzielt hatte, veranlaſsten die dauernde Einführung des
basischen Konverterprozesses daselbst. Trotz dieses Vorgehens trat
in den darauffolgenden Jahren die merkwürdige Erscheinung ein, daſs
diese wichtige englische Erfindung in England selbst langsamere
Verbreitung fand als im Auslande, insbesondere in Deutschland. Der
Widerstand, der sich der Ausbreitung des Verfahrens entgegensetzte,
war teils ein passiver, in dem konservativen Sinne der Engländer
begründeter, teils ein aktiver, seitens der Bessemer- und der Puddel-
werke, die diese neuentstandene Konkurrenz bekämpften. Die
Bessemerstahlfabrikation, die sich in dem letzten Jahrzehnt so glänzend
entwickelt hatte, schien durch den billigen Bezug der überseeischen,
besonders der spanischen Erze so festbegründet und lieferte ein so
anerkannt gutes Erzeugnis, daſs ein Abgehen von der erprobten
Betriebsweise nicht geboten erschien. Man suchte deshalb das neue
Verfahren herabzusetzen und zu verdächtigen, indem man die Qualität
des Thomasstahles bemängelte und die Höhe der Herstellungskosten
übertrieb. Die Wirkung dieser Angriffe blieb dann auch zum Schaden
der Entwickelung der englischen Industrie nicht aus.

Die meisten Eisenerze Groſsbritanniens sind phosphorhaltig, so
die von Yorkshire, Northhampton-, Lincoln-, Stafford-, Oxford- und
Shropshire, von Süd- und Nord-Wales und von Schottland. Die
Clevelanderze enthalten nach J. E. Steads Analysen 0,89 bis 1,44 Pro-
zent Phosphor. Auſserdem lagerten in England ungeheure Mengen
von phosphorhaltigen Puddel- und Schweiſsofenschlacken, die durch
das neue Verfahren verwertbar wurden. Auch sprachen sich auſser
Thomas und Gilchrist viele hervorragende englische Metallurgen
wie Richards, Snelus, Riley und andere entschieden zu Gunsten
des neuen Prozesses aus; trotzdem machte der Thomasprozeſs in
den ersten Jahren nur langsame Fortschritte, viel langsamere als in
Deutschland, wie nachfolgende Zahlen beweisen.


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[931/0947] Groſsbritannien. eisens über das Schweiſseisen, der sich im Jahre 1885 vollzog, und durch die Ausbreitung und Entwickelung der basischen Fluſseisen- Gewinnungsprozesse. Die erfolgreiche Einführung des basischen Konverter- oder Thomasprozesses war ein Ereignis von so groſser Tragweite, daſs es angezeigt erscheint, dasselbe in erster Linie zu betrachten. Die günstigen Resultate der ersten Versuche, welche Windsor Richards mit der Erfindung von Gilchrist Thomas auf den Eston- Eisenwerken erzielt hatte, veranlaſsten die dauernde Einführung des basischen Konverterprozesses daselbst. Trotz dieses Vorgehens trat in den darauffolgenden Jahren die merkwürdige Erscheinung ein, daſs diese wichtige englische Erfindung in England selbst langsamere Verbreitung fand als im Auslande, insbesondere in Deutschland. Der Widerstand, der sich der Ausbreitung des Verfahrens entgegensetzte, war teils ein passiver, in dem konservativen Sinne der Engländer begründeter, teils ein aktiver, seitens der Bessemer- und der Puddel- werke, die diese neuentstandene Konkurrenz bekämpften. Die Bessemerstahlfabrikation, die sich in dem letzten Jahrzehnt so glänzend entwickelt hatte, schien durch den billigen Bezug der überseeischen, besonders der spanischen Erze so festbegründet und lieferte ein so anerkannt gutes Erzeugnis, daſs ein Abgehen von der erprobten Betriebsweise nicht geboten erschien. Man suchte deshalb das neue Verfahren herabzusetzen und zu verdächtigen, indem man die Qualität des Thomasstahles bemängelte und die Höhe der Herstellungskosten übertrieb. Die Wirkung dieser Angriffe blieb dann auch zum Schaden der Entwickelung der englischen Industrie nicht aus. Die meisten Eisenerze Groſsbritanniens sind phosphorhaltig, so die von Yorkshire, Northhampton-, Lincoln-, Stafford-, Oxford- und Shropshire, von Süd- und Nord-Wales und von Schottland. Die Clevelanderze enthalten nach J. E. Steads Analysen 0,89 bis 1,44 Pro- zent Phosphor. Auſserdem lagerten in England ungeheure Mengen von phosphorhaltigen Puddel- und Schweiſsofenschlacken, die durch das neue Verfahren verwertbar wurden. Auch sprachen sich auſser Thomas und Gilchrist viele hervorragende englische Metallurgen wie Richards, Snelus, Riley und andere entschieden zu Gunsten des neuen Prozesses aus; trotzdem machte der Thomasprozeſs in den ersten Jahren nur langsame Fortschritte, viel langsamere als in Deutschland, wie nachfolgende Zahlen beweisen. 59*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/947>, abgerufen am 22.11.2024.