Durch bessere Betriebseinrichtungen erhöhte sich die Leistungs- fähigkeit der Konverter. 1880 gab es 28 Bessemerstahlwerke mit 114 Konverter, die 1061092 Tonnen Flussstahl erzeugten, ein Kon- verter im Durchschnitt also 9308 Tonnen. 1885 betrug die durchschnitt- liche Leistung eines Konverters bereits 17582 Tonnen, was freilich unter der Durchschnittsleistung der nordamerikanischen Konverter von 56500 Tonnen bedeutend zurückblieb. 1887 zählte man 126 Kon- verter (sauer und basisch), von denen aber nur 87 in Betrieb waren; diese erbliesen 2097433 Tonnen Flussstahl, also 24108 Tonnen pro Konverter. 1889 betrug die Zahl der vorhandenen Bessemerkonverter 91, die der betriebenen 60 3/5 , diese erzeugten 16468720 Tonnen Flussstahl, also 27177 Tonnen pro Konverter; in demselben Jahre erbliesen ausserdem 221/2 Thomaskonverter 493919 Tonnen, demnach 21951 Tonnen pro Konverter im Durchschnitt.
Von wichtigeren Fortschritten und Erfindungen, die in Gross- britannien gemacht wurden, ist zunächst im Jahre 1880 Allens Rührer, um das nachgesetzte Spiegeleisen oder Ferromangan rascher zur Wirkung zu bringen, zu nennen, den Sir Henry Bessemer auf seinem Werke in Sheffield zur Einführung brachte. Eine Erfindung von grösserer Bedeutung, die 1881 gemacht wurde, waren John Gjers Durchweichungs- oder Ausgleichsgruben (soaking pits), die er zuerst zu Anfang dieses Jahres in Darlington einführte. Eine Neuerung, die bedeutendes Aufsehen erregte, war die Kleinbessemerei von Clapp und Griffith zu Nantyglo in Süd-Wales, die im Jahre 1889 zu Ebbw-Vale in Süd-Wales, von Nettlefolds in Birmingham, von Hatton Sons & Co. in Bilston, von B. Conway & Co. in Nowort und anderwärts eingeführt wurde. Allerdings war das Prinzip schon 1882 zu Avesta in Schweden zur Anwendung gekommen, aber die kleinen Clapp-Griffith-Konverter fanden besonderen Anklang und rasche Verbreitung. Die fortschreitende Entwickelung der Bessemerstahl- fabrikation führte im Jahre 1880 zur Vergrösserung der Stahlwerke von Atwood zu Wolsingham und der Weardale Eisengesellschaft zu Tudhoe. In Süd-Wales fand eine Verschiebung des Betriebes von dem alten Stammsitz bei Merthyr-Tydwill nach der Seeküste statt. 1887 kam das neue Bessemerwerk bei Cardiff in Betrieb. In diesem Jahre erreichte die Bessemerstahlerzeugung von Süd-Wales die Höhe von 547394 Tonnen, was einer Leistung von 26061 Tonnen pro Kon- verter entsprach. Diese Leistung wurde in demselben Jahre erheblich übertroffen von den Bessemerwerken Cumberlands, bei denen die Durch- schnittsleistung eines Konverters sich auf 35489 Tonnen bezifferte.
Groſsbritannien.
Durch bessere Betriebseinrichtungen erhöhte sich die Leistungs- fähigkeit der Konverter. 1880 gab es 28 Bessemerstahlwerke mit 114 Konverter, die 1061092 Tonnen Fluſsstahl erzeugten, ein Kon- verter im Durchschnitt also 9308 Tonnen. 1885 betrug die durchschnitt- liche Leistung eines Konverters bereits 17582 Tonnen, was freilich unter der Durchschnittsleistung der nordamerikanischen Konverter von 56500 Tonnen bedeutend zurückblieb. 1887 zählte man 126 Kon- verter (sauer und basisch), von denen aber nur 87 in Betrieb waren; diese erbliesen 2097433 Tonnen Fluſsstahl, also 24108 Tonnen pro Konverter. 1889 betrug die Zahl der vorhandenen Bessemerkonverter 91, die der betriebenen 60⅗, diese erzeugten 16468720 Tonnen Fluſsstahl, also 27177 Tonnen pro Konverter; in demselben Jahre erbliesen auſserdem 22½ Thomaskonverter 493919 Tonnen, demnach 21951 Tonnen pro Konverter im Durchschnitt.
Von wichtigeren Fortschritten und Erfindungen, die in Groſs- britannien gemacht wurden, ist zunächst im Jahre 1880 Allens Rührer, um das nachgesetzte Spiegeleisen oder Ferromangan rascher zur Wirkung zu bringen, zu nennen, den Sir Henry Bessemer auf seinem Werke in Sheffield zur Einführung brachte. Eine Erfindung von gröſserer Bedeutung, die 1881 gemacht wurde, waren John Gjers Durchweichungs- oder Ausgleichsgruben (soaking pits), die er zuerst zu Anfang dieses Jahres in Darlington einführte. Eine Neuerung, die bedeutendes Aufsehen erregte, war die Kleinbessemerei von Clapp und Griffith zu Nantyglo in Süd-Wales, die im Jahre 1889 zu Ebbw-Vale in Süd-Wales, von Nettlefolds in Birmingham, von Hatton Sons & Co. in Bilston, von B. Conway & Co. in Nowort und anderwärts eingeführt wurde. Allerdings war das Prinzip schon 1882 zu Avesta in Schweden zur Anwendung gekommen, aber die kleinen Clapp-Griffith-Konverter fanden besonderen Anklang und rasche Verbreitung. Die fortschreitende Entwickelung der Bessemerstahl- fabrikation führte im Jahre 1880 zur Vergröſserung der Stahlwerke von Atwood zu Wolsingham und der Weardale Eisengesellschaft zu Tudhoe. In Süd-Wales fand eine Verschiebung des Betriebes von dem alten Stammsitz bei Merthyr-Tydwill nach der Seeküste statt. 1887 kam das neue Bessemerwerk bei Cardiff in Betrieb. In diesem Jahre erreichte die Bessemerstahlerzeugung von Süd-Wales die Höhe von 547394 Tonnen, was einer Leistung von 26061 Tonnen pro Kon- verter entsprach. Diese Leistung wurde in demselben Jahre erheblich übertroffen von den Bessemerwerken Cumberlands, bei denen die Durch- schnittsleistung eines Konverters sich auf 35489 Tonnen bezifferte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0954"n="938"/><fwplace="top"type="header">Groſsbritannien.</fw><lb/><p>Durch bessere Betriebseinrichtungen erhöhte sich die Leistungs-<lb/>
fähigkeit der Konverter. 1880 gab es 28 Bessemerstahlwerke mit<lb/>
114 Konverter, die 1061092 Tonnen Fluſsstahl erzeugten, ein Kon-<lb/>
verter im Durchschnitt also 9308 Tonnen. 1885 betrug die durchschnitt-<lb/>
liche Leistung eines Konverters bereits 17582 Tonnen, was freilich<lb/>
unter der Durchschnittsleistung der nordamerikanischen Konverter von<lb/>
56500 Tonnen bedeutend zurückblieb. 1887 zählte man 126 Kon-<lb/>
verter (sauer und basisch), von denen aber nur 87 in Betrieb waren;<lb/>
diese erbliesen 2097433 Tonnen Fluſsstahl, also 24108 Tonnen pro<lb/>
Konverter. 1889 betrug die Zahl der vorhandenen Bessemerkonverter<lb/>
91, die der betriebenen 60⅗, diese erzeugten 16468720 Tonnen<lb/>
Fluſsstahl, also 27177 Tonnen pro Konverter; in demselben Jahre<lb/>
erbliesen auſserdem 22½ Thomaskonverter 493919 Tonnen, demnach<lb/>
21951 Tonnen pro Konverter im Durchschnitt.</p><lb/><p>Von wichtigeren Fortschritten und Erfindungen, die in Groſs-<lb/>
britannien gemacht wurden, ist zunächst im Jahre 1880 <hirendition="#g">Allens</hi><lb/>
Rührer, um das nachgesetzte Spiegeleisen oder Ferromangan rascher<lb/>
zur Wirkung zu bringen, zu nennen, den Sir <hirendition="#g">Henry Bessemer</hi> auf<lb/>
seinem Werke in Sheffield zur Einführung brachte. Eine Erfindung<lb/>
von gröſserer Bedeutung, die 1881 gemacht wurde, waren <hirendition="#g">John Gjers</hi><lb/>
Durchweichungs- oder Ausgleichsgruben (soaking pits), die er zuerst<lb/>
zu Anfang dieses Jahres in Darlington einführte. Eine Neuerung, die<lb/>
bedeutendes Aufsehen erregte, war die Kleinbessemerei von <hirendition="#g">Clapp</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Griffith</hi> zu Nantyglo in Süd-Wales, die im Jahre 1889 zu<lb/>
Ebbw-Vale in Süd-Wales, von <hirendition="#g">Nettlefolds</hi> in Birmingham, von<lb/><hirendition="#g">Hatton Sons & Co</hi>. in Bilston, von B. <hirendition="#g">Conway & Co</hi>. in Nowort und<lb/>
anderwärts eingeführt wurde. Allerdings war das Prinzip schon 1882<lb/>
zu Avesta in Schweden zur Anwendung gekommen, aber die kleinen<lb/>
Clapp-Griffith-Konverter fanden besonderen Anklang und rasche<lb/>
Verbreitung. Die fortschreitende Entwickelung der Bessemerstahl-<lb/>
fabrikation führte im Jahre 1880 zur Vergröſserung der Stahlwerke<lb/>
von <hirendition="#g">Atwood</hi> zu Wolsingham und der Weardale Eisengesellschaft zu<lb/>
Tudhoe. In Süd-Wales fand eine Verschiebung des Betriebes von<lb/>
dem alten Stammsitz bei Merthyr-Tydwill nach der Seeküste statt.<lb/>
1887 kam das neue Bessemerwerk bei Cardiff in Betrieb. In diesem<lb/>
Jahre erreichte die Bessemerstahlerzeugung von Süd-Wales die Höhe<lb/>
von 547394 Tonnen, was einer Leistung von 26061 Tonnen pro Kon-<lb/>
verter entsprach. Diese Leistung wurde in demselben Jahre erheblich<lb/>
übertroffen von den Bessemerwerken Cumberlands, bei denen die Durch-<lb/>
schnittsleistung eines Konverters sich auf 35489 Tonnen bezifferte.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[938/0954]
Groſsbritannien.
Durch bessere Betriebseinrichtungen erhöhte sich die Leistungs-
fähigkeit der Konverter. 1880 gab es 28 Bessemerstahlwerke mit
114 Konverter, die 1061092 Tonnen Fluſsstahl erzeugten, ein Kon-
verter im Durchschnitt also 9308 Tonnen. 1885 betrug die durchschnitt-
liche Leistung eines Konverters bereits 17582 Tonnen, was freilich
unter der Durchschnittsleistung der nordamerikanischen Konverter von
56500 Tonnen bedeutend zurückblieb. 1887 zählte man 126 Kon-
verter (sauer und basisch), von denen aber nur 87 in Betrieb waren;
diese erbliesen 2097433 Tonnen Fluſsstahl, also 24108 Tonnen pro
Konverter. 1889 betrug die Zahl der vorhandenen Bessemerkonverter
91, die der betriebenen 60⅗, diese erzeugten 16468720 Tonnen
Fluſsstahl, also 27177 Tonnen pro Konverter; in demselben Jahre
erbliesen auſserdem 22½ Thomaskonverter 493919 Tonnen, demnach
21951 Tonnen pro Konverter im Durchschnitt.
Von wichtigeren Fortschritten und Erfindungen, die in Groſs-
britannien gemacht wurden, ist zunächst im Jahre 1880 Allens
Rührer, um das nachgesetzte Spiegeleisen oder Ferromangan rascher
zur Wirkung zu bringen, zu nennen, den Sir Henry Bessemer auf
seinem Werke in Sheffield zur Einführung brachte. Eine Erfindung
von gröſserer Bedeutung, die 1881 gemacht wurde, waren John Gjers
Durchweichungs- oder Ausgleichsgruben (soaking pits), die er zuerst
zu Anfang dieses Jahres in Darlington einführte. Eine Neuerung, die
bedeutendes Aufsehen erregte, war die Kleinbessemerei von Clapp
und Griffith zu Nantyglo in Süd-Wales, die im Jahre 1889 zu
Ebbw-Vale in Süd-Wales, von Nettlefolds in Birmingham, von
Hatton Sons & Co. in Bilston, von B. Conway & Co. in Nowort und
anderwärts eingeführt wurde. Allerdings war das Prinzip schon 1882
zu Avesta in Schweden zur Anwendung gekommen, aber die kleinen
Clapp-Griffith-Konverter fanden besonderen Anklang und rasche
Verbreitung. Die fortschreitende Entwickelung der Bessemerstahl-
fabrikation führte im Jahre 1880 zur Vergröſserung der Stahlwerke
von Atwood zu Wolsingham und der Weardale Eisengesellschaft zu
Tudhoe. In Süd-Wales fand eine Verschiebung des Betriebes von
dem alten Stammsitz bei Merthyr-Tydwill nach der Seeküste statt.
1887 kam das neue Bessemerwerk bei Cardiff in Betrieb. In diesem
Jahre erreichte die Bessemerstahlerzeugung von Süd-Wales die Höhe
von 547394 Tonnen, was einer Leistung von 26061 Tonnen pro Kon-
verter entsprach. Diese Leistung wurde in demselben Jahre erheblich
übertroffen von den Bessemerwerken Cumberlands, bei denen die Durch-
schnittsleistung eines Konverters sich auf 35489 Tonnen bezifferte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/954>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.