Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Becke, Berthold von der: Soldaten-Spiegel. Frankfurt (Main), 1605.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Militaris Disciplinae: oder

gehet/ keinen Zug noch Wacht thun. Würde einer oder mehr
darüber auff einem Scharmützel oder sonst von Feinden be-
kommen/ vnd auff ein neuwes gegriffen/ ist Hencken sein erstes
vnd gewisses.

Die gewöhnliche Ranzion war in Vorzeiten eines Monat-
Ranzion.liche Besoldung: jetzundt aber darff wol einer drey oder viermal/
vnd jmmer höher vnd höher verkaufft/ welche letzte Summa/
oder noch wol ein gut Theil darzu/ wil er anders ledig werden/
derselbige Gefangen muß abstatten. Durch solche Schrappe-
rey wirdt mancher/ sampt den seinen/ ins eusserste Verderben
gedrungen.

XCI.
Stürmen ohne Bedacht/ plumbs
nicht anzufahen.

OHne vorgehende Berahtschlagung vnnd Er-
kundigung/ nemlich/ daß man starcke Vermuhtung ha-
be/ etwas nutz zuschaffen/ das doch auch etwa betrogen/
wie ich selbst erfahren/ sey niemandt/ sage ich/ so verwegen (wie
auch droben vom Schlagen im Feldt angezogen) einige Fe-
stung/ wie schlimm vnd vnwehrhafft sie auch anzusehen/ mit stür-
mender Handt anzufallen: Dann ein ander/ von dessen Haut
es ein Riemen gilt/ denckt auch etwas: Daß harte Nüß zu beis-
sen/ den Gästen vorgetragen werden. Vnnd warlich/ solche
Schantzen zu gewinnen/ muß der ander Spieler nicht schlimm
auffsetzen/ oder beyschlagen. Auch wol mehr Sturm verlohren/
dann gewonnen seyndt. Geschichts/ daß man vngeschafft abwei-
chen muß/ werden die in der Festung fürsichtiger/ ja/ muhtiger
vnd trutziger. Bey denen hieraussen aber gebieret es verdros-
sene/ vnwillige vnnd verzagte Leute. Die künfftig sich vor der
Laugen fürchten/ vnd nicht verlangen tragen/ jhnen also zu zwa-

gen zu

Militaris Disciplinæ: oder

gehet/ keinen Zug noch Wacht thun. Wuͤrde einer oder mehr
daruͤber auff einem Scharmuͤtzel oder ſonſt von Feinden be-
kommen/ vnd auff ein neuwes gegriffen/ iſt Hencken ſein erſtes
vnd gewiſſes.

Die gewoͤhnliche Ranzion war in Vorzeiten eines Monat-
Ranzion.liche Beſoldung: jetzundt aber darff wol einer drey oder viermal/
vnd jmmer hoͤher vnd hoͤher verkaufft/ welche letzte Summa/
oder noch wol ein gut Theil darzu/ wil er anders ledig werden/
derſelbige Gefangen muß abſtatten. Durch ſolche Schrappe-
rey wirdt mancher/ ſampt den ſeinen/ ins euſſerſte Verderben
gedrungen.

XCI.
Stuͤrmen ohne Bedacht/ plumbs
nicht anzufahen.

OHne vorgehende Berahtſchlagung vnnd Er-
kundigung/ nemlich/ daß man ſtarcke Vermuhtung ha-
be/ etwas nutz zuſchaffen/ das doch auch etwa betrogen/
wie ich ſelbſt erfahren/ ſey niemandt/ ſage ich/ ſo verwegen (wie
auch droben vom Schlagen im Feldt angezogen) einige Fe-
ſtung/ wie ſchlim̃ vnd vnwehrhafft ſie auch anzuſehen/ mit ſtuͤr-
mender Handt anzufallen: Dann ein ander/ von deſſen Haut
es ein Riemen gilt/ denckt auch etwas: Daß harte Nuͤß zu beiſ-
ſen/ den Gaͤſten vorgetragen werden. Vnnd warlich/ ſolche
Schantzen zu gewinnen/ muß der ander Spieler nicht ſchlimm
auffſetzen/ oder beyſchlagen. Auch wol mehr Sturm verlohren/
dann gewonnen ſeyndt. Geſchichts/ daß man vngeſchafft abwei-
chen muß/ werden die in der Feſtung fuͤrſichtiger/ ja/ muhtiger
vnd trutziger. Bey denen hierauſſen aber gebieret es verdroſ-
ſene/ vnwillige vnnd verzagte Leute. Die kuͤnfftig ſich vor der
Laugen fuͤrchten/ vnd nicht verlangen tragen/ jhnen alſo zu zwa-

gen zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0188" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Militaris Disciplinæ:</hi></hi></hi><hi rendition="#b">oder</hi></fw><lb/>
gehet/ keinen Zug noch Wacht thun. Wu&#x0364;rde einer oder mehr<lb/>
daru&#x0364;ber auff einem Scharmu&#x0364;tzel oder &#x017F;on&#x017F;t von Feinden be-<lb/>
kommen/ vnd auff ein neuwes gegriffen/ i&#x017F;t Hencken &#x017F;ein er&#x017F;tes<lb/>
vnd gewi&#x017F;&#x017F;es.</p><lb/>
          <p>Die gewo&#x0364;hnliche Ranzion war in Vorzeiten eines Monat-<lb/><note place="left">Ranzion.</note>liche Be&#x017F;oldung: jetzundt aber darff wol einer drey oder viermal/<lb/>
vnd jmmer ho&#x0364;her vnd ho&#x0364;her verkaufft/ welche letzte Summa/<lb/>
oder noch wol ein gut Theil darzu/ wil er anders ledig werden/<lb/>
der&#x017F;elbige Gefangen muß ab&#x017F;tatten. Durch &#x017F;olche Schrappe-<lb/>
rey wirdt mancher/ &#x017F;ampt den &#x017F;einen/ ins eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te Verderben<lb/>
gedrungen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XCI.</hi></hi><lb/><hi rendition="#b">Stu&#x0364;rmen ohne Bedacht/ plumbs</hi><lb/>
nicht anzufahen.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">O</hi>Hne vorgehende Beraht&#x017F;chlagung vnnd Er-<lb/>
kundigung/ nemlich/ daß man &#x017F;tarcke Vermuhtung ha-<lb/>
be/ etwas nutz zu&#x017F;chaffen/ das doch auch etwa betrogen/<lb/>
wie ich &#x017F;elb&#x017F;t erfahren/ &#x017F;ey niemandt/ &#x017F;age ich/ &#x017F;o verwegen (wie<lb/>
auch droben vom Schlagen im Feldt angezogen) einige Fe-<lb/>
&#x017F;tung/ wie &#x017F;chlim&#x0303; vnd vnwehrhafft &#x017F;ie auch anzu&#x017F;ehen/ mit &#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
mender Handt anzufallen: Dann ein ander/ von de&#x017F;&#x017F;en Haut<lb/>
es ein Riemen gilt/ denckt auch etwas: Daß harte Nu&#x0364;ß zu bei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ den Ga&#x0364;&#x017F;ten vorgetragen werden. Vnnd warlich/ &#x017F;olche<lb/>
Schantzen zu gewinnen/ muß der ander Spieler nicht &#x017F;chlimm<lb/>
auff&#x017F;etzen/ oder bey&#x017F;chlagen. Auch wol mehr Sturm verlohren/<lb/>
dann gewonnen &#x017F;eyndt. Ge&#x017F;chichts/ daß man vnge&#x017F;chafft abwei-<lb/>
chen muß/ werden die in der Fe&#x017F;tung fu&#x0364;r&#x017F;ichtiger/ ja/ muhtiger<lb/>
vnd trutziger. Bey denen hierau&#x017F;&#x017F;en aber gebieret es verdro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ene/ vnwillige vnnd verzagte Leute. Die ku&#x0364;nfftig &#x017F;ich vor der<lb/>
Laugen fu&#x0364;rchten/ vnd nicht verlangen tragen/ jhnen al&#x017F;o zu zwa-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen zu</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[180/0188] Militaris Disciplinæ: oder gehet/ keinen Zug noch Wacht thun. Wuͤrde einer oder mehr daruͤber auff einem Scharmuͤtzel oder ſonſt von Feinden be- kommen/ vnd auff ein neuwes gegriffen/ iſt Hencken ſein erſtes vnd gewiſſes. Die gewoͤhnliche Ranzion war in Vorzeiten eines Monat- liche Beſoldung: jetzundt aber darff wol einer drey oder viermal/ vnd jmmer hoͤher vnd hoͤher verkaufft/ welche letzte Summa/ oder noch wol ein gut Theil darzu/ wil er anders ledig werden/ derſelbige Gefangen muß abſtatten. Durch ſolche Schrappe- rey wirdt mancher/ ſampt den ſeinen/ ins euſſerſte Verderben gedrungen. Ranzion. XCI. Stuͤrmen ohne Bedacht/ plumbs nicht anzufahen. OHne vorgehende Berahtſchlagung vnnd Er- kundigung/ nemlich/ daß man ſtarcke Vermuhtung ha- be/ etwas nutz zuſchaffen/ das doch auch etwa betrogen/ wie ich ſelbſt erfahren/ ſey niemandt/ ſage ich/ ſo verwegen (wie auch droben vom Schlagen im Feldt angezogen) einige Fe- ſtung/ wie ſchlim̃ vnd vnwehrhafft ſie auch anzuſehen/ mit ſtuͤr- mender Handt anzufallen: Dann ein ander/ von deſſen Haut es ein Riemen gilt/ denckt auch etwas: Daß harte Nuͤß zu beiſ- ſen/ den Gaͤſten vorgetragen werden. Vnnd warlich/ ſolche Schantzen zu gewinnen/ muß der ander Spieler nicht ſchlimm auffſetzen/ oder beyſchlagen. Auch wol mehr Sturm verlohren/ dann gewonnen ſeyndt. Geſchichts/ daß man vngeſchafft abwei- chen muß/ werden die in der Feſtung fuͤrſichtiger/ ja/ muhtiger vnd trutziger. Bey denen hierauſſen aber gebieret es verdroſ- ſene/ vnwillige vnnd verzagte Leute. Die kuͤnfftig ſich vor der Laugen fuͤrchten/ vnd nicht verlangen tragen/ jhnen alſo zu zwa- gen zu

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605/188
Zitationshilfe:	Becke, Berthold von der: Soldaten-Spiegel. Frankfurt (Main), 1605, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becke_soldaten_1605/188>, abgerufen am 04.12.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.