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Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860.

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die Röhren, so entsteht ein Durcheinanderwogen der Luftarten,
ein Auf- und Abströmen, ein Ausgleichen. Aber auch hier muß
für frische Luft von außen gesorgt werden.

Wie ein Kunstheerd für die Erwärmung der Küche sorgt,
wie durch das Schließen des offenen Rauchfanges, wenn nicht
gekocht und gebraten wird, schöne Wärme für die Küche ge-
wonnen werden kann, wollen wir nicht weitläufig erörtern.

Eine reine warme Zimmerluft darf wohl verwendet wer-
den, um ein kaltes Nebenzimmer etwas zu erschrecken. Aber
wie's oft geschieht, daß man den Dampf einer dichtgefüllten
Stube, etwa einer Schenke, drin tüchtig Branntwein getrunken,
auf den Tisch geschlagen und geraucht wird, dazu verwendet,
das Schlafzimmer der gnädigen Herrschaft zu erwärmen, ist vom
Schlimmern. Kuhstallwärme mag gut sein für Auszehrende,
für Gesunde taugt sie nicht.

8. Reinlichkeit. Frische reine Luft aus der schönen Got-
teswelt in unsere Häuser einströmen lassen, ist ein Hauptstück.
Aber alles ist damit noch nicht gethan. Wir müssen diese Luft
nun auch nicht verderben in unsern Häusern durch Unreinlich-
keit.
Sie wird aber verderbt einmal auf mechanischem, trockenem
Wege durch Staub. Gebt nur Acht, wenn ein Zimmer nicht
fleißig gekehrt wird oder staubige Arbeit drin geschieht, wenn
die Sonne scheint, wie das ein Schwimmen und Schwärmen
von diesem Staub ist. Das athmen wir dann alles ein. Eine
Portion legt sich zwar um den Mund herum, daß wir eine
rechte Rinde um denselben bekommen; eine andere Portion
sammelt sich an den innern Wandungen der Nase, daß es beim
Schneuzen ist, wie wenn man den Kaminfeger im Kamin hätte:
man schneuzt ganz schwarz. Eine Portion legt sich aber auch
an die Luftröhre und an die Lungen, verstopft und verderbt
diese kleinen, feinen, engen Luftwege, Röhrchen und Bläschen.
Das muß dann wieder ausgehustet werden, erzeugt Verstopfungen
und Verderbnisse aller Art. Wahrlich, die vielen Lungenkrank-
heiten und -Beschwerden sind nicht umsonst da; es hat alles
seine Ursache. Der Staub ist aber auch sonst nicht immer ein
appetitliches Ding. Wenn's immer noch Staub wäre von guter
reiner Ackererde, oder von Baumwolle, die doch an schönen

die Röhren, ſo entſteht ein Durcheinanderwogen der Luftarten,
ein Auf- und Abſtrömen, ein Ausgleichen. Aber auch hier muß
für friſche Luft von außen geſorgt werden.

Wie ein Kunſtheerd für die Erwärmung der Küche ſorgt,
wie durch das Schließen des offenen Rauchfanges, wenn nicht
gekocht und gebraten wird, ſchöne Wärme für die Küche ge-
wonnen werden kann, wollen wir nicht weitläufig erörtern.

Eine reine warme Zimmerluft darf wohl verwendet wer-
den, um ein kaltes Nebenzimmer etwas zu erſchrecken. Aber
wie's oft geſchieht, daß man den Dampf einer dichtgefüllten
Stube, etwa einer Schenke, drin tüchtig Branntwein getrunken,
auf den Tiſch geſchlagen und geraucht wird, dazu verwendet,
das Schlafzimmer der gnädigen Herrſchaft zu erwärmen, iſt vom
Schlimmern. Kuhſtallwärme mag gut ſein für Auszehrende,
für Geſunde taugt ſie nicht.

8. Reinlichkeit. Friſche reine Luft aus der ſchönen Got-
teswelt in unſere Häuſer einſtrömen laſſen, iſt ein Hauptſtück.
Aber alles iſt damit noch nicht gethan. Wir müſſen dieſe Luft
nun auch nicht verderben in unſern Häuſern durch Unreinlich-
keit.
Sie wird aber verderbt einmal auf mechaniſchem, trockenem
Wege durch Staub. Gebt nur Acht, wenn ein Zimmer nicht
fleißig gekehrt wird oder ſtaubige Arbeit drin geſchieht, wenn
die Sonne ſcheint, wie das ein Schwimmen und Schwärmen
von dieſem Staub iſt. Das athmen wir dann alles ein. Eine
Portion legt ſich zwar um den Mund herum, daß wir eine
rechte Rinde um denſelben bekommen; eine andere Portion
ſammelt ſich an den innern Wandungen der Naſe, daß es beim
Schneuzen iſt, wie wenn man den Kaminfeger im Kamin hätte:
man ſchneuzt ganz ſchwarz. Eine Portion legt ſich aber auch
an die Luftröhre und an die Lungen, verſtopft und verderbt
dieſe kleinen, feinen, engen Luftwege, Röhrchen und Bläschen.
Das muß dann wieder ausgehuſtet werden, erzeugt Verſtopfungen
und Verderbniſſe aller Art. Wahrlich, die vielen Lungenkrank-
heiten und -Beſchwerden ſind nicht umſonſt da; es hat alles
ſeine Urſache. Der Staub iſt aber auch ſonſt nicht immer ein
appetitliches Ding. Wenn's immer noch Staub wäre von guter
reiner Ackererde, oder von Baumwolle, die doch an ſchönen

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[60/0060] die Röhren, ſo entſteht ein Durcheinanderwogen der Luftarten, ein Auf- und Abſtrömen, ein Ausgleichen. Aber auch hier muß für friſche Luft von außen geſorgt werden. Wie ein Kunſtheerd für die Erwärmung der Küche ſorgt, wie durch das Schließen des offenen Rauchfanges, wenn nicht gekocht und gebraten wird, ſchöne Wärme für die Küche ge- wonnen werden kann, wollen wir nicht weitläufig erörtern. Eine reine warme Zimmerluft darf wohl verwendet wer- den, um ein kaltes Nebenzimmer etwas zu erſchrecken. Aber wie's oft geſchieht, daß man den Dampf einer dichtgefüllten Stube, etwa einer Schenke, drin tüchtig Branntwein getrunken, auf den Tiſch geſchlagen und geraucht wird, dazu verwendet, das Schlafzimmer der gnädigen Herrſchaft zu erwärmen, iſt vom Schlimmern. Kuhſtallwärme mag gut ſein für Auszehrende, für Geſunde taugt ſie nicht. 8. Reinlichkeit. Friſche reine Luft aus der ſchönen Got- teswelt in unſere Häuſer einſtrömen laſſen, iſt ein Hauptſtück. Aber alles iſt damit noch nicht gethan. Wir müſſen dieſe Luft nun auch nicht verderben in unſern Häuſern durch Unreinlich- keit. Sie wird aber verderbt einmal auf mechaniſchem, trockenem Wege durch Staub. Gebt nur Acht, wenn ein Zimmer nicht fleißig gekehrt wird oder ſtaubige Arbeit drin geſchieht, wenn die Sonne ſcheint, wie das ein Schwimmen und Schwärmen von dieſem Staub iſt. Das athmen wir dann alles ein. Eine Portion legt ſich zwar um den Mund herum, daß wir eine rechte Rinde um denſelben bekommen; eine andere Portion ſammelt ſich an den innern Wandungen der Naſe, daß es beim Schneuzen iſt, wie wenn man den Kaminfeger im Kamin hätte: man ſchneuzt ganz ſchwarz. Eine Portion legt ſich aber auch an die Luftröhre und an die Lungen, verſtopft und verderbt dieſe kleinen, feinen, engen Luftwege, Röhrchen und Bläschen. Das muß dann wieder ausgehuſtet werden, erzeugt Verſtopfungen und Verderbniſſe aller Art. Wahrlich, die vielen Lungenkrank- heiten und -Beſchwerden ſind nicht umſonſt da; es hat alles ſeine Urſache. Der Staub iſt aber auch ſonſt nicht immer ein appetitliches Ding. Wenn's immer noch Staub wäre von guter reiner Ackererde, oder von Baumwolle, die doch an ſchönen

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Zitationshilfe: Becker, Bernhard: Wie Arbeiterwohnungen gut und gesund einzurichten und zu erhalten seien. Basel, 1860, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becker_arbeiter_1860/60>, abgerufen am 23.11.2024.