Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Hutmacherey. §. 4. man ihn von undenklichen Zeiten bey der Bear-beitung der Baumwolle gebraucht; aber die Europäer haben ihn verbessert. §. 4. Die verschiedenen Fache des künftigen 1. Als noch das Biberhaar wohlfeiler war, ver- bothen die Gesetze die Vermischung desselben mit andern Haaren, als eine Betriegerey. Jetzt ist nur der hohe Preis die Ursache, daß man nicht mehr wahre ganze Kastorhüte macht, und diejenigen irren, welche meynen, Biber- haar ließe sich nicht allein verarbeiten. Unse- re jetzigen ganzen Kastorhüte bestehen zum Theil aus fetten und magern Biberhaaren, und zum Theil aus untermischter Vigognes- wolle. Bey den halben und viertel Kastor- hüten wird der Filz von schlechterer Wolle nur mit einer dünnen Lage von Biberhaaren über- zogen, vergoldet. 2. Zu Hüten hat man Biberhaare sehr früh an- gewendet, aber zu Strümpfen erst seit 1699. Damals pachtete jemand in Frankreich den Alleinhandel mit diesen Haaren, und als die Hutmacher, aus Verdruß über diese Einschrän- kung, keine Kastorhüte machen wolten, ver- fiel D
Hutmacherey. §. 4. man ihn von undenklichen Zeiten bey der Bear-beitung der Baumwolle gebraucht; aber die Europaͤer haben ihn verbeſſert. §. 4. Die verſchiedenen Fache des kuͤnftigen 1. Als noch das Biberhaar wohlfeiler war, ver- bothen die Geſetze die Vermiſchung deſſelben mit andern Haaren, als eine Betriegerey. Jetzt iſt nur der hohe Preis die Urſache, daß man nicht mehr wahre ganze Kaſtorhuͤte macht, und diejenigen irren, welche meynen, Biber- haar ließe ſich nicht allein verarbeiten. Unſe- re jetzigen ganzen Kaſtorhuͤte beſtehen zum Theil aus fetten und magern Biberhaaren, und zum Theil aus untermiſchter Vigognes- wolle. Bey den halben und viertel Kaſtor- huͤten wird der Filz von ſchlechterer Wolle nur mit einer duͤnnen Lage von Biberhaaren uͤber- zogen, vergoldet. 2. Zu Huͤten hat man Biberhaare ſehr fruͤh an- gewendet, aber zu Struͤmpfen erſt ſeit 1699. Damals pachtete jemand in Frankreich den Alleinhandel mit dieſen Haaren, und als die Hutmacher, aus Verdruß uͤber dieſe Einſchraͤn- kung, keine Kaſtorhuͤte machen wolten, ver- fiel D
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Hutmacherey. §. 4.
man ihn von undenklichen Zeiten bey der Bear-
beitung der Baumwolle gebraucht; aber die
Europaͤer haben ihn verbeſſert.
§. 4.
Die verſchiedenen Fache des kuͤnftigen
Huts werden einzeln in Leinwand geſchlagen,
angefeuchtet, auf der Filztafel, uͤber einem
Ofen gefilzet, alsdann uͤber dem eingelegten
Filzkern, zu einer kegelfoͤrmigen Muͤtze an-
gefilzet, und, wo es noͤthig iſt, mit der
Buſſe ergaͤnzet.
1. Als noch das Biberhaar wohlfeiler war, ver-
bothen die Geſetze die Vermiſchung deſſelben
mit andern Haaren, als eine Betriegerey.
Jetzt iſt nur der hohe Preis die Urſache, daß
man nicht mehr wahre ganze Kaſtorhuͤte macht,
und diejenigen irren, welche meynen, Biber-
haar ließe ſich nicht allein verarbeiten. Unſe-
re jetzigen ganzen Kaſtorhuͤte beſtehen zum
Theil aus fetten und magern Biberhaaren,
und zum Theil aus untermiſchter Vigognes-
wolle. Bey den halben und viertel Kaſtor-
huͤten wird der Filz von ſchlechterer Wolle nur
mit einer duͤnnen Lage von Biberhaaren uͤber-
zogen, vergoldet.
2. Zu Huͤten hat man Biberhaare ſehr fruͤh an-
gewendet, aber zu Struͤmpfen erſt ſeit 1699.
Damals pachtete jemand in Frankreich den
Alleinhandel mit dieſen Haaren, und als die
Hutmacher, aus Verdruß uͤber dieſe Einſchraͤn-
kung, keine Kaſtorhuͤte machen wolten, ver-
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