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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

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Wollenfärberey. §. 9.
Erde eingesenkt, mit eisernen Reifen versehn,
und mit einem Boden von Estrich. Jn dem-
selben läßt man in heißem Wasser Waid zer-
gehn, schüttet Kleyen, und von Zeit zu Zeit
etwas Kalk hinzu, bis die Küpe blühet, oder
der nöthige Grad der Gährung entsteht, den
ein blauer Schaum anzeigt. Nachher ver-
stärkt man sie durch etwas aufgelöseten Jndig,
auch setzt man gemeiniglich etwas Krapp hin-
zu, und ergänzet diese Küpe lange, wenn sie
durch den Gebrauch geschwächt worden.

1. Unter Küpe versteht man das Gefäß, Küfe,
und auch die Färbebrühe selbst. Das, was
sich aus letzterer niederschlägt, nennet man
das Mark. Die Küpe mit Kalk speisen, heißt
Kalk hinzusetzen; sie lüften, heißt sie öfnen
oder aufdecken. Die Blume heißt der blaue
oder grüne Schaum. Letzterer rührt, vor-
nehmlich bey der Jndigküpe, von dem flüchti-
gen Alkali her, welches sich entwickelt, und
die blauen Pflanzen-Säfte grün macht.
Nachdem dieses verflogen ist, kömt die blaue
Farbe wieder.
2. Jndig solte billig nicht ehr hinzugesetzt wer-
den, als bis die Waidküpe schon für sich ei-
ne gute blaue Farbe zeigte; aber unsere heu-
tigen Färber nehmen meistens nur so wenig
Waid, daß er kaum etwas zur Farbe beytra-
gen kan, sondern nur dazu dient, daß er
durch seine Gährung den Jndig auflösen hilft.
3. Krapp wird eingemischt um das Blau in ein
angenehmeres Violet zu verwandeln. We-
nig-

Wollenfaͤrberey. §. 9.
Erde eingeſenkt, mit eiſernen Reifen verſehn,
und mit einem Boden von Eſtrich. Jn dem-
ſelben laͤßt man in heißem Waſſer Waid zer-
gehn, ſchuͤttet Kleyen, und von Zeit zu Zeit
etwas Kalk hinzu, bis die Kuͤpe bluͤhet, oder
der noͤthige Grad der Gaͤhrung entſteht, den
ein blauer Schaum anzeigt. Nachher ver-
ſtaͤrkt man ſie durch etwas aufgeloͤſeten Jndig,
auch ſetzt man gemeiniglich etwas Krapp hin-
zu, und ergaͤnzet dieſe Kuͤpe lange, wenn ſie
durch den Gebrauch geſchwaͤcht worden.

1. Unter Kuͤpe verſteht man das Gefaͤß, Kuͤfe,
und auch die Faͤrbebruͤhe ſelbſt. Das, was
ſich aus letzterer niederſchlaͤgt, nennet man
das Mark. Die Kuͤpe mit Kalk ſpeiſen, heißt
Kalk hinzuſetzen; ſie luͤften, heißt ſie oͤfnen
oder aufdecken. Die Blume heißt der blaue
oder gruͤne Schaum. Letzterer ruͤhrt, vor-
nehmlich bey der Jndigkuͤpe, von dem fluͤchti-
gen Alkali her, welches ſich entwickelt, und
die blauen Pflanzen-Saͤfte gruͤn macht.
Nachdem dieſes verflogen iſt, koͤmt die blaue
Farbe wieder.
2. Jndig ſolte billig nicht ehr hinzugeſetzt wer-
den, als bis die Waidkuͤpe ſchon fuͤr ſich ei-
ne gute blaue Farbe zeigte; aber unſere heu-
tigen Faͤrber nehmen meiſtens nur ſo wenig
Waid, daß er kaum etwas zur Farbe beytra-
gen kan, ſondern nur dazu dient, daß er
durch ſeine Gaͤhrung den Jndig aufloͤſen hilft.
3. Krapp wird eingemiſcht um das Blau in ein
angenehmeres Violet zu verwandeln. We-
nig-
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[61/0121] Wollenfaͤrberey. §. 9. Erde eingeſenkt, mit eiſernen Reifen verſehn, und mit einem Boden von Eſtrich. Jn dem- ſelben laͤßt man in heißem Waſſer Waid zer- gehn, ſchuͤttet Kleyen, und von Zeit zu Zeit etwas Kalk hinzu, bis die Kuͤpe bluͤhet, oder der noͤthige Grad der Gaͤhrung entſteht, den ein blauer Schaum anzeigt. Nachher ver- ſtaͤrkt man ſie durch etwas aufgeloͤſeten Jndig, auch ſetzt man gemeiniglich etwas Krapp hin- zu, und ergaͤnzet dieſe Kuͤpe lange, wenn ſie durch den Gebrauch geſchwaͤcht worden. 1. Unter Kuͤpe verſteht man das Gefaͤß, Kuͤfe, und auch die Faͤrbebruͤhe ſelbſt. Das, was ſich aus letzterer niederſchlaͤgt, nennet man das Mark. Die Kuͤpe mit Kalk ſpeiſen, heißt Kalk hinzuſetzen; ſie luͤften, heißt ſie oͤfnen oder aufdecken. Die Blume heißt der blaue oder gruͤne Schaum. Letzterer ruͤhrt, vor- nehmlich bey der Jndigkuͤpe, von dem fluͤchti- gen Alkali her, welches ſich entwickelt, und die blauen Pflanzen-Saͤfte gruͤn macht. Nachdem dieſes verflogen iſt, koͤmt die blaue Farbe wieder. 2. Jndig ſolte billig nicht ehr hinzugeſetzt wer- den, als bis die Waidkuͤpe ſchon fuͤr ſich ei- ne gute blaue Farbe zeigte; aber unſere heu- tigen Faͤrber nehmen meiſtens nur ſo wenig Waid, daß er kaum etwas zur Farbe beytra- gen kan, ſondern nur dazu dient, daß er durch ſeine Gaͤhrung den Jndig aufloͤſen hilft. 3. Krapp wird eingemiſcht um das Blau in ein angenehmeres Violet zu verwandeln. We- nig-

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Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/121>, abgerufen am 24.11.2024.