Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Vierter Abschnitt. bey Strafe an Guth, Ehre und Verlust derWaare, schon in den Jahren 1577, 1594, 1603 im deutschen Reiche verbothen waren. Man rechnete dahin Vitriol, Galläpfel, Su- mach, auch Blauholz. Sachsen, welches durch den Jndig am meisten litte, verboth ihn so gar bey Leibesstrafe. Aber diese schar- fen Befehle waren so unkräftig, als die wider den Gebrauch der Feuerröhre, wider die Band- mühle u. a. Jm Jahre 1631 brachten die Holländer auf fünf Schiffen aus Batavia be- reits 333,545 Pfund Jndig, der über fünf Tonnen Goldes an Werth war. Jetzt behaup- ten die Färber, daß ein Pfund Jndig so viel als drey Zentner Waid farbe, und daß, wenn ein Stück Tuch mit Jndig zu färben fünf Thaler koste, 30 Thaler kosten würde, wenn man Waid allein nehmen wolte. Schon längst ist die Cultur des letztern fast gänzlich in Thüringen vergangen; man bauet mit weit geringerem Nutzen Getreide, da unterdessen die Colonien in Ost- und Westindien durch den Jndigbau, und die Holländer und einige deut- sche Kaufleute durch den Jndighandel, reich werden. §. 11. Der Scharlach, wozu die Tinctur der 1. Die-
Vierter Abſchnitt. bey Strafe an Guth, Ehre und Verluſt derWaare, ſchon in den Jahren 1577, 1594, 1603 im deutſchen Reiche verbothen waren. Man rechnete dahin Vitriol, Gallaͤpfel, Su- mach, auch Blauholz. Sachſen, welches durch den Jndig am meiſten litte, verboth ihn ſo gar bey Leibesſtrafe. Aber dieſe ſchar- fen Befehle waren ſo unkraͤftig, als die wider den Gebrauch der Feuerroͤhre, wider die Band- muͤhle u. a. Jm Jahre 1631 brachten die Hollaͤnder auf fuͤnf Schiffen aus Batavia be- reits 333,545 Pfund Jndig, der uͤber fuͤnf Tonnen Goldes an Werth war. Jetzt behaup- ten die Faͤrber, daß ein Pfund Jndig ſo viel als drey Zentner Waid farbe, und daß, wenn ein Stuͤck Tuch mit Jndig zu faͤrben fuͤnf Thaler koſte, 30 Thaler koſten wuͤrde, wenn man Waid allein nehmen wolte. Schon laͤngſt iſt die Cultur des letztern faſt gaͤnzlich in Thuͤringen vergangen; man bauet mit weit geringerem Nutzen Getreide, da unterdeſſen die Colonien in Oſt- und Weſtindien durch den Jndigbau, und die Hollaͤnder und einige deut- ſche Kaufleute durch den Jndighandel, reich werden. §. 11. Der Scharlach, wozu die Tinctur der 1. Die-
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Vierter Abſchnitt.
bey Strafe an Guth, Ehre und Verluſt der
Waare, ſchon in den Jahren 1577, 1594,
1603 im deutſchen Reiche verbothen waren.
Man rechnete dahin Vitriol, Gallaͤpfel, Su-
mach, auch Blauholz. Sachſen, welches
durch den Jndig am meiſten litte, verboth
ihn ſo gar bey Leibesſtrafe. Aber dieſe ſchar-
fen Befehle waren ſo unkraͤftig, als die wider
den Gebrauch der Feuerroͤhre, wider die Band-
muͤhle u. a. Jm Jahre 1631 brachten die
Hollaͤnder auf fuͤnf Schiffen aus Batavia be-
reits 333,545 Pfund Jndig, der uͤber fuͤnf
Tonnen Goldes an Werth war. Jetzt behaup-
ten die Faͤrber, daß ein Pfund Jndig ſo viel
als drey Zentner Waid farbe, und daß,
wenn ein Stuͤck Tuch mit Jndig zu faͤrben
fuͤnf Thaler koſte, 30 Thaler koſten wuͤrde,
wenn man Waid allein nehmen wolte. Schon
laͤngſt iſt die Cultur des letztern faſt gaͤnzlich
in Thuͤringen vergangen; man bauet mit weit
geringerem Nutzen Getreide, da unterdeſſen
die Colonien in Oſt- und Weſtindien durch den
Jndigbau, und die Hollaͤnder und einige deut-
ſche Kaufleute durch den Jndighandel, reich
werden.
§. 11.
Der Scharlach, wozu die Tinctur der
Cochenille noͤthig iſt, und mancherley Abfaͤlle
deſſelben, imgleichen andere hochrothe und
feuergelbe Farben, werden durch den Zuſatz
des in Koͤnigswaſſer aufgeloͤſeten Zinns, er-
halten, oder doch lebhafter, glaͤnzender und
angenehmer gemacht.
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