Die Oehle, welche im gemeinen Leben am meisten gebraucht werden, sind die fet- ten Oehle, die, so lange sie unverdorben sind, ohne Geruch, ohne allen, wenigstens ohne scharfen Geschmack, flüchtig, in Wein- geist unauflöslich sind, und durch Gährung und Hitze ranzicht werden.
1. Fett heißt jeder Körper, der im Wasser unauflöslich ist, leicht Feuer fängt, und Flamme und Ruß giebt. Es besteht aus ei- nem brenbaren Wesen, aus Säure, Wasser und Erde. Das thierische Fett ist Butter, Talg und Schmalz. (Butyrum, sebum, axun- gia). Das vegetabilische Fett heißt, so lan- ge es flüssig ist, Oehl. Es giebt zwo Arten: wesentliche Oehle, olea essentialia, und fette, olea vnguinosa. Jene nennet man auch, weil sie gemeiniglich durch die Destillation, selte- ner durch Auspressen erhalten werden, destil- lirte, diese aber ausgepressete Oehle.
2. Ranzicht heißt ein Fett, welches einen unan- genehmen Geruch und beizenden Geschmack angenommen hat. Die fetten Oehle werden auch alsdann zugleich dünner, flüssiger, ver- liehren die Zähigkeit, werden zum Theil in
Wein-
Zehenter Abſchnitt. Oehlſchlagen.
§. 1.
Die Oehle, welche im gemeinen Leben am meiſten gebraucht werden, ſind die fet- ten Oehle, die, ſo lange ſie unverdorben ſind, ohne Geruch, ohne allen, wenigſtens ohne ſcharfen Geſchmack, fluͤchtig, in Wein- geiſt unaufloͤslich ſind, und durch Gaͤhrung und Hitze ranzicht werden.
1. Fett heißt jeder Koͤrper, der im Waſſer unaufloͤslich iſt, leicht Feuer faͤngt, und Flamme und Ruß giebt. Es beſteht aus ei- nem brenbaren Weſen, aus Saͤure, Waſſer und Erde. Das thieriſche Fett iſt Butter, Talg und Schmalz. (Butyrum, ſebum, axun- gia). Das vegetabiliſche Fett heißt, ſo lan- ge es fluͤſſig iſt, Oehl. Es giebt zwo Arten: weſentliche Oehle, olea eſſentialia, und fette, olea vnguinoſa. Jene nennet man auch, weil ſie gemeiniglich durch die Deſtillation, ſelte- ner durch Auspreſſen erhalten werden, deſtil- lirte, dieſe aber ausgepreſſete Oehle.
2. Ranzicht heißt ein Fett, welches einen unan- genehmen Geruch und beizenden Geſchmack angenommen hat. Die fetten Oehle werden auch alsdann zugleich duͤnner, fluͤſſiger, ver- liehren die Zaͤhigkeit, werden zum Theil in
Wein-
<TEI><text><body><pbfacs="#f0185"n="125"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Zehenter Abſchnitt.<lb/>
Oehlſchlagen.</hi></hi></head><lb/><divn="2"><head>§. 1.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Oehle, welche im gemeinen Leben am<lb/>
meiſten gebraucht werden, ſind die <hirendition="#fr">fet-<lb/>
ten Oehle,</hi> die, ſo lange ſie unverdorben<lb/>ſind, ohne Geruch, ohne allen, wenigſtens<lb/>
ohne ſcharfen Geſchmack, fluͤchtig, in Wein-<lb/>
geiſt unaufloͤslich ſind, und durch Gaͤhrung<lb/>
und Hitze ranzicht werden.</p><lb/><list><item>1. <hirendition="#fr">Fett</hi> heißt jeder Koͤrper, der im Waſſer<lb/>
unaufloͤslich iſt, leicht Feuer faͤngt, und<lb/>
Flamme und Ruß giebt. Es beſteht aus ei-<lb/>
nem brenbaren Weſen, aus Saͤure, Waſſer<lb/>
und Erde. Das <hirendition="#fr">thieriſche</hi> Fett iſt Butter,<lb/>
Talg und Schmalz. (<hirendition="#aq">Butyrum, ſebum, axun-<lb/>
gia</hi>). Das <hirendition="#fr">vegetabiliſche</hi> Fett heißt, ſo lan-<lb/>
ge es fluͤſſig iſt, <hirendition="#fr">Oehl.</hi> Es giebt zwo Arten:<lb/><hirendition="#fr">weſentliche</hi> Oehle, <hirendition="#aq">olea eſſentialia,</hi> und <hirendition="#fr">fette,</hi><lb/><hirendition="#aq">olea vnguinoſa.</hi> Jene nennet man auch, weil<lb/>ſie gemeiniglich durch die Deſtillation, ſelte-<lb/>
ner durch Auspreſſen erhalten werden, <hirendition="#fr">deſtil-<lb/>
lirte,</hi> dieſe aber <hirendition="#fr">ausgepreſſete</hi> Oehle.</item><lb/><item>2. <hirendition="#fr">Ranzicht</hi> heißt ein Fett, welches einen unan-<lb/>
genehmen Geruch und beizenden Geſchmack<lb/>
angenommen hat. Die fetten Oehle werden<lb/>
auch alsdann zugleich duͤnner, fluͤſſiger, ver-<lb/>
liehren die Zaͤhigkeit, werden zum Theil in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wein-</fw><lb/></item></list></div></div></body></text></TEI>
[125/0185]
Zehenter Abſchnitt.
Oehlſchlagen.
§. 1.
Die Oehle, welche im gemeinen Leben am
meiſten gebraucht werden, ſind die fet-
ten Oehle, die, ſo lange ſie unverdorben
ſind, ohne Geruch, ohne allen, wenigſtens
ohne ſcharfen Geſchmack, fluͤchtig, in Wein-
geiſt unaufloͤslich ſind, und durch Gaͤhrung
und Hitze ranzicht werden.
1. Fett heißt jeder Koͤrper, der im Waſſer
unaufloͤslich iſt, leicht Feuer faͤngt, und
Flamme und Ruß giebt. Es beſteht aus ei-
nem brenbaren Weſen, aus Saͤure, Waſſer
und Erde. Das thieriſche Fett iſt Butter,
Talg und Schmalz. (Butyrum, ſebum, axun-
gia). Das vegetabiliſche Fett heißt, ſo lan-
ge es fluͤſſig iſt, Oehl. Es giebt zwo Arten:
weſentliche Oehle, olea eſſentialia, und fette,
olea vnguinoſa. Jene nennet man auch, weil
ſie gemeiniglich durch die Deſtillation, ſelte-
ner durch Auspreſſen erhalten werden, deſtil-
lirte, dieſe aber ausgepreſſete Oehle.
2. Ranzicht heißt ein Fett, welches einen unan-
genehmen Geruch und beizenden Geſchmack
angenommen hat. Die fetten Oehle werden
auch alsdann zugleich duͤnner, fluͤſſiger, ver-
liehren die Zaͤhigkeit, werden zum Theil in
Wein-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/185>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.