aus Rouen erhalten sie ihn wenigstens jetzt nicht mehr. Jnzwischen hat die Anzahl der Pfeif- fenfabriken zu Gouda in neuern Zeiten sehr abgenommen. Da ehemals mehr als 500 ge- wesen sind, so fand ich im Jahre 1761 daselbst nur noch 300, und jetzt sind ihrer nur 280. Eine Fabrike soll höchstens 60 bis 70 Men- schen beschäftigen; aber die meisten, welche ich besehen habe, hatten nur 18 Männer und 24 Weiber. Uns machen die guten Uslari- schen Pfeiffen die Holländischen entbehrlich.
§. 2.
Der Thon wird zu Walgern oder Wellern, von der Länge der Pfeiffe gerollet, mit einem Drate durchbohret, mit demselben in die mit Leinöhl benätzte messingene Forme gedrückt, mit dieser zwischen eine Schraube oder Preße gebracht, worauf der Kopf mit dem Stopfer gebildet wird. Die Pfeiffen werden vom über- flüssigen Thone mit einem Haken und Messer gesäubert, etwas abgetrocknet, am Rande des Kopfes gerändelt, mit einem eisernen Stem- pel an der Ferse gezeichnet, und mit einem glasartigen Steine, oder Horn, oder Zahne geglättet.
§. 3.
Die auf den Trockenbrettern ausgetrock- neten Pfeiffen, werden in Kapseln gethan und im Ofen hart gebrant. Jene sind entweder,
wie
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Pfeiffenbrennerey. §. 1. 2.
aus Rouen erhalten ſie ihn wenigſtens jetzt nicht mehr. Jnzwiſchen hat die Anzahl der Pfeif- fenfabriken zu Gouda in neuern Zeiten ſehr abgenommen. Da ehemals mehr als 500 ge- weſen ſind, ſo fand ich im Jahre 1761 daſelbſt nur noch 300, und jetzt ſind ihrer nur 280. Eine Fabrike ſoll hoͤchſtens 60 bis 70 Men- ſchen beſchaͤftigen; aber die meiſten, welche ich beſehen habe, hatten nur 18 Maͤnner und 24 Weiber. Uns machen die guten Uslari- ſchen Pfeiffen die Hollaͤndiſchen entbehrlich.
§. 2.
Der Thon wird zu Walgern oder Wellern, von der Laͤnge der Pfeiffe gerollet, mit einem Drate durchbohret, mit demſelben in die mit Leinoͤhl benaͤtzte meſſingene Forme gedruͤckt, mit dieſer zwiſchen eine Schraube oder Preße gebracht, worauf der Kopf mit dem Stopfer gebildet wird. Die Pfeiffen werden vom uͤber- fluͤſſigen Thone mit einem Haken und Meſſer geſaͤubert, etwas abgetrocknet, am Rande des Kopfes geraͤndelt, mit einem eiſernen Stem- pel an der Ferſe gezeichnet, und mit einem glasartigen Steine, oder Horn, oder Zahne geglaͤttet.
§. 3.
Die auf den Trockenbrettern ausgetrock- neten Pfeiffen, werden in Kapſeln gethan und im Ofen hart gebrant. Jene ſind entweder,
wie
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Pfeiffenbrennerey. §. 1. 2.
aus Rouen erhalten ſie ihn wenigſtens jetzt nicht
mehr. Jnzwiſchen hat die Anzahl der Pfeif-
fenfabriken zu Gouda in neuern Zeiten ſehr
abgenommen. Da ehemals mehr als 500 ge-
weſen ſind, ſo fand ich im Jahre 1761 daſelbſt
nur noch 300, und jetzt ſind ihrer nur 280.
Eine Fabrike ſoll hoͤchſtens 60 bis 70 Men-
ſchen beſchaͤftigen; aber die meiſten, welche
ich beſehen habe, hatten nur 18 Maͤnner und
24 Weiber. Uns machen die guten Uslari-
ſchen Pfeiffen die Hollaͤndiſchen entbehrlich.
§. 2.
Der Thon wird zu Walgern oder Wellern,
von der Laͤnge der Pfeiffe gerollet, mit einem
Drate durchbohret, mit demſelben in die mit
Leinoͤhl benaͤtzte meſſingene Forme gedruͤckt,
mit dieſer zwiſchen eine Schraube oder Preße
gebracht, worauf der Kopf mit dem Stopfer
gebildet wird. Die Pfeiffen werden vom uͤber-
fluͤſſigen Thone mit einem Haken und Meſſer
geſaͤubert, etwas abgetrocknet, am Rande des
Kopfes geraͤndelt, mit einem eiſernen Stem-
pel an der Ferſe gezeichnet, und mit einem
glasartigen Steine, oder Horn, oder Zahne
geglaͤttet.
§. 3.
Die auf den Trockenbrettern ausgetrock-
neten Pfeiffen, werden in Kapſeln gethan und
im Ofen hart gebrant. Jene ſind entweder,
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Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/277>, abgerufen am 25.11.2024.
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