Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Zwanzigster Abschnitt. 6. Reine, glatte, glänzende Oberfläche. 7. Eine eigenthümliche Halbdurchsichtigkeit, die weder dem Glase, noch dem Opale gleicht. 8. Vollkommene blendende Weisse. 9. Lebhafte, wohlgeflossene Farben. 10. Glasur, die sich durch nichts, als durch größere Glätte und höhern Glanz von der Porzellanmasse unterscheidet. 11. Zierliche, richtige Malerey. 12. Aedle oder modige Bildung. 13. Gleichförmige, dauerhafte Vergoldung. 2. Schon die alten Aegyptier sollen Porzellan und Schmelzwerk zu machen verstanden haben, und es sollen davon Beweise in den Catacom- ben gefunden seyn. Unter den Chinesern und Japanern ist die Erfindung so alt, daß sie sich in der Thorheit ihrer Geschichte verliehrt. Jn Europa ward ihr Porzellan erst bekant, wenigstens eine käufliche Waare, als die Por- tugiesen den Handel nach Ostindien anfiengen. Unter den Europäern erfand ein Deutscher, Johann Friedrich Bötticher, aus Schleitz im Vogtlande, die Kunst Porzellan zu machen. Er hatte in Berlin bey dem Apotheker Zorn die Apothekerkunst gelernt, und war im Jah- re 1700 von da, weil er sich die Nachrede, Gold machen zu können, zugezogen hatte, nach Sachsen entwichen. Daselbst ward er angehalten, die Bereitung des Pulvers zur Verädlung der Metalle, wovon er einen klei- nen Vorrath von einem Unbekanten geerbt ha- ben soll, zu erfinden; aber in dieser Verlegen- heit erfand er die Kunst Porzellan zu machen, die für Sachsen wichtiger geworden ist, als die
Zwanzigſter Abſchnitt. 6. Reine, glatte, glaͤnzende Oberflaͤche. 7. Eine eigenthuͤmliche Halbdurchſichtigkeit, die weder dem Glaſe, noch dem Opale gleicht. 8. Vollkommene blendende Weiſſe. 9. Lebhafte, wohlgefloſſene Farben. 10. Glaſur, die ſich durch nichts, als durch groͤßere Glaͤtte und hoͤhern Glanz von der Porzellanmaſſe unterſcheidet. 11. Zierliche, richtige Malerey. 12. Aedle oder modige Bildung. 13. Gleichfoͤrmige, dauerhafte Vergoldung. 2. Schon die alten Aegyptier ſollen Porzellan und Schmelzwerk zu machen verſtanden haben, und es ſollen davon Beweiſe in den Catacom- ben gefunden ſeyn. Unter den Chineſern und Japanern iſt die Erfindung ſo alt, daß ſie ſich in der Thorheit ihrer Geſchichte verliehrt. Jn Europa ward ihr Porzellan erſt bekant, wenigſtens eine kaͤufliche Waare, als die Por- tugieſen den Handel nach Oſtindien anfiengen. Unter den Europaͤern erfand ein Deutſcher, Johann Friedrich Boͤtticher, aus Schleitz im Vogtlande, die Kunſt Porzellan zu machen. Er hatte in Berlin bey dem Apotheker Zorn die Apothekerkunſt gelernt, und war im Jah- re 1700 von da, weil er ſich die Nachrede, Gold machen zu koͤnnen, zugezogen hatte, nach Sachſen entwichen. Daſelbſt ward er angehalten, die Bereitung des Pulvers zur Veraͤdlung der Metalle, wovon er einen klei- nen Vorrath von einem Unbekanten geerbt ha- ben ſoll, zu erfinden; aber in dieſer Verlegen- heit erfand er die Kunſt Porzellan zu machen, die fuͤr Sachſen wichtiger geworden iſt, als die
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Zwanzigſter Abſchnitt.
6. Reine, glatte, glaͤnzende Oberflaͤche.
7. Eine eigenthuͤmliche Halbdurchſichtigkeit,
die weder dem Glaſe, noch dem Opale
gleicht.
8. Vollkommene blendende Weiſſe.
9. Lebhafte, wohlgefloſſene Farben.
10. Glaſur, die ſich durch nichts, als durch
groͤßere Glaͤtte und hoͤhern Glanz von der
Porzellanmaſſe unterſcheidet.
11. Zierliche, richtige Malerey.
12. Aedle oder modige Bildung.
13. Gleichfoͤrmige, dauerhafte Vergoldung.
2. Schon die alten Aegyptier ſollen Porzellan
und Schmelzwerk zu machen verſtanden haben,
und es ſollen davon Beweiſe in den Catacom-
ben gefunden ſeyn. Unter den Chineſern und
Japanern iſt die Erfindung ſo alt, daß ſie
ſich in der Thorheit ihrer Geſchichte verliehrt.
Jn Europa ward ihr Porzellan erſt bekant,
wenigſtens eine kaͤufliche Waare, als die Por-
tugieſen den Handel nach Oſtindien anfiengen.
Unter den Europaͤern erfand ein Deutſcher,
Johann Friedrich Boͤtticher, aus Schleitz im
Vogtlande, die Kunſt Porzellan zu machen.
Er hatte in Berlin bey dem Apotheker Zorn
die Apothekerkunſt gelernt, und war im Jah-
re 1700 von da, weil er ſich die Nachrede,
Gold machen zu koͤnnen, zugezogen hatte,
nach Sachſen entwichen. Daſelbſt ward er
angehalten, die Bereitung des Pulvers zur
Veraͤdlung der Metalle, wovon er einen klei-
nen Vorrath von einem Unbekanten geerbt ha-
ben ſoll, zu erfinden; aber in dieſer Verlegen-
heit erfand er die Kunſt Porzellan zu machen,
die fuͤr Sachſen wichtiger geworden iſt, als
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