Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite


Einleitung. §. 4. 5.
jahren werden sie, durch den Lehrbrief, los-
gesprochen, oder für Gesellen erklärt.

1. Stat der Benennung Gesellen, haben einige
Handwerke noch das Wort Knecht beybehal-
ten; z. B. Müller, Bäcker, Schuster, Brau-
er, Gerber. Entweder sind diese Handwer-
ke die ältesten Gilden, die bey ihrer Errich-
tung keine andere Gehülfen als Leibeigene
oder Knechte haben konten; oder sie sind jün-
ger als die andern, und sind noch lange von
den Unfreyen getrieben worden, da die übri-
gen schon Gewerbe der Freyen waren.
2. Um den Uebergang vom Lehrzwange zur Mei-
sterschaft etwas aufzuhalten, unterscheiden
die Handwerker Junggesellen von Altgesellen.
§. 5.

Theils zur Erweiterung der Kentnissen,
theils zur Verhütung, daß nicht jeder Gesell
sich gleich neben dem Meister setze, ist das
Gesetz gemacht, daß die Gesellen reisen müssen.
Um das Reisen oder die Wanderung zu er-
leichtern, ward bey einigen Jnnungen das
Geschenk eingeführt. Um gelernte Gesellen
von Betriegern zu unterscheiden, ward ein
Ceremoniel angenommen, der Handwerks-
gruß
eingeführt, und Kundschaft gefodert.

1. Hieraus entsteht der Unterschied zwischen ge-
schenkten,
und ungeschenkten Handwerken.
2. Die


Einleitung. §. 4. 5.
jahren werden ſie, durch den Lehrbrief, los-
geſprochen, oder fuͤr Geſellen erklaͤrt.

1. Stat der Benennung Geſellen, haben einige
Handwerke noch das Wort Knecht beybehal-
ten; z. B. Muͤller, Baͤcker, Schuſter, Brau-
er, Gerber. Entweder ſind dieſe Handwer-
ke die aͤlteſten Gilden, die bey ihrer Errich-
tung keine andere Gehuͤlfen als Leibeigene
oder Knechte haben konten; oder ſie ſind juͤn-
ger als die andern, und ſind noch lange von
den Unfreyen getrieben worden, da die uͤbri-
gen ſchon Gewerbe der Freyen waren.
2. Um den Uebergang vom Lehrzwange zur Mei-
ſterſchaft etwas aufzuhalten, unterſcheiden
die Handwerker Junggeſellen von Altgeſellen.
§. 5.

Theils zur Erweiterung der Kentniſſen,
theils zur Verhuͤtung, daß nicht jeder Geſell
ſich gleich neben dem Meiſter ſetze, iſt das
Geſetz gemacht, daß die Geſellen reiſen muͤſſen.
Um das Reiſen oder die Wanderung zu er-
leichtern, ward bey einigen Jnnungen das
Geſchenk eingefuͤhrt. Um gelernte Geſellen
von Betriegern zu unterſcheiden, ward ein
Ceremoniel angenommen, der Handwerks-
gruß
eingefuͤhrt, und Kundſchaft gefodert.

1. Hieraus entſteht der Unterſchied zwiſchen ge-
ſchenkten,
und ungeſchenkten Handwerken.
2. Die
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0030" n="VI"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einleitung.</hi> §. 4. 5.</fw><lb/><hi rendition="#fr">jahren</hi> werden &#x017F;ie, durch den <hi rendition="#fr">Lehrbrief,</hi> los-<lb/>
ge&#x017F;prochen, oder fu&#x0364;r <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ellen</hi> erkla&#x0364;rt.</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Stat der Benennung Ge&#x017F;ellen, haben einige<lb/>
Handwerke noch das Wort <hi rendition="#fr">Knecht</hi> beybehal-<lb/>
ten; z. B. Mu&#x0364;ller, Ba&#x0364;cker, Schu&#x017F;ter, Brau-<lb/>
er, Gerber. Entweder &#x017F;ind die&#x017F;e Handwer-<lb/>
ke die a&#x0364;lte&#x017F;ten Gilden, die bey ihrer Errich-<lb/>
tung keine andere Gehu&#x0364;lfen als Leibeigene<lb/>
oder Knechte haben konten; oder &#x017F;ie &#x017F;ind ju&#x0364;n-<lb/>
ger als die andern, und &#x017F;ind noch lange von<lb/>
den Unfreyen getrieben worden, da die u&#x0364;bri-<lb/>
gen &#x017F;chon Gewerbe der Freyen waren.</item><lb/>
            <item>2. Um den Uebergang vom Lehrzwange zur Mei-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;chaft etwas aufzuhalten, unter&#x017F;cheiden<lb/>
die Handwerker <hi rendition="#fr">Jungge&#x017F;ellen</hi> von <hi rendition="#fr">Altge&#x017F;ellen.</hi></item>
          </list>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 5.</head><lb/>
          <p>Theils zur Erweiterung der Kentni&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
theils zur Verhu&#x0364;tung, daß nicht jeder Ge&#x017F;ell<lb/>
&#x017F;ich gleich neben dem Mei&#x017F;ter &#x017F;etze, i&#x017F;t das<lb/>
Ge&#x017F;etz gemacht, daß die Ge&#x017F;ellen rei&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Um das Rei&#x017F;en oder die <hi rendition="#fr">Wanderung</hi> zu er-<lb/>
leichtern, ward bey einigen Jnnungen das<lb/><hi rendition="#fr">Ge&#x017F;chenk</hi> eingefu&#x0364;hrt. Um gelernte Ge&#x017F;ellen<lb/>
von Betriegern zu unter&#x017F;cheiden, ward ein<lb/>
Ceremoniel angenommen, der <hi rendition="#fr">Handwerks-<lb/>
gruß</hi> eingefu&#x0364;hrt, und <hi rendition="#fr">Kund&#x017F;chaft</hi> gefodert.</p><lb/>
          <list>
            <item>1. Hieraus ent&#x017F;teht der Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">ge-<lb/>
&#x017F;chenkten,</hi> und <hi rendition="#fr">unge&#x017F;chenkten</hi> Handwerken.</item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">2. Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VI/0030] Einleitung. §. 4. 5. jahren werden ſie, durch den Lehrbrief, los- geſprochen, oder fuͤr Geſellen erklaͤrt. 1. Stat der Benennung Geſellen, haben einige Handwerke noch das Wort Knecht beybehal- ten; z. B. Muͤller, Baͤcker, Schuſter, Brau- er, Gerber. Entweder ſind dieſe Handwer- ke die aͤlteſten Gilden, die bey ihrer Errich- tung keine andere Gehuͤlfen als Leibeigene oder Knechte haben konten; oder ſie ſind juͤn- ger als die andern, und ſind noch lange von den Unfreyen getrieben worden, da die uͤbri- gen ſchon Gewerbe der Freyen waren. 2. Um den Uebergang vom Lehrzwange zur Mei- ſterſchaft etwas aufzuhalten, unterſcheiden die Handwerker Junggeſellen von Altgeſellen. §. 5. Theils zur Erweiterung der Kentniſſen, theils zur Verhuͤtung, daß nicht jeder Geſell ſich gleich neben dem Meiſter ſetze, iſt das Geſetz gemacht, daß die Geſellen reiſen muͤſſen. Um das Reiſen oder die Wanderung zu er- leichtern, ward bey einigen Jnnungen das Geſchenk eingefuͤhrt. Um gelernte Geſellen von Betriegern zu unterſcheiden, ward ein Ceremoniel angenommen, der Handwerks- gruß eingefuͤhrt, und Kundſchaft gefodert. 1. Hieraus entſteht der Unterſchied zwiſchen ge- ſchenkten, und ungeſchenkten Handwerken. 2. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/30
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/30>, abgerufen am 21.11.2024.