Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

Teerschwelerey. §. 4.
einen kegelförmig ausgemauerten Boden, oben
eine Oefnung, Setzloch, und unten das
Kohlloch, unter welchem eine Röhre ange-
bracht ist, durch die das Teer abläuft. Um
diesem Ofen ist, in einer Entfernung von ein
Paar Schuh, ein Mantel gemauert, der oben
mit ihm vereinigt ist, gegen den öbern Rand
Zuglöcher, Rauchlöcher hat, und unten
vor dem Kohlloche gleichfals offen ist, woselbst
die Schürlöcher angebracht sind.

1. Jm Walliserlande hat man einen eyförmigen
Ofen ohne Mantel, den man oben anzündet,
und wenn er genugsam angebrant ist, oben
mit Steinen zusetzt. Das Teer läuft unten
durch einen Rost in Vorlagen, und oben zwi-
schen den Decksteinen setzt sich Ruß an, der
gesamlet, und für Kienruß verkauft wird.
Die übrig gebliebenen Kohlen dienen zum Bren-
nen. Aber diese Weise ist verschwenderisch,
und verlangt eine sehr genaue Regierung des
Feuers.
2. Auf eine weit nachlässigere Art verfährt man
in Schweden, z. B. in Smoland, Oeland,
Gotland, Ostbotnien. Jn einem trockenen
Boden gräbt man an einem Hügel eine Gru-
be, von Gestalt eines umgekehrten Kegels, setzt
solche mit Kienholz voll, bedeckt sie mit Moos
(Polytrichum commune) und Rasen, und läßt
das Feuer dergestalt fortschwelen, daß das
Teer in ein in der Spitze der Grube ange-
brachtes Gefäß, und aus demselben durch
eine Röhre ablaufen kan. Jm Jahre 1745
hat Ostbotnien, woher das meiste Teer kömt,
zum

Teerſchwelerey. §. 4.
einen kegelfoͤrmig ausgemauerten Boden, oben
eine Oefnung, Setzloch, und unten das
Kohlloch, unter welchem eine Roͤhre ange-
bracht iſt, durch die das Teer ablaͤuft. Um
dieſem Ofen iſt, in einer Entfernung von ein
Paar Schuh, ein Mantel gemauert, der oben
mit ihm vereinigt iſt, gegen den oͤbern Rand
Zugloͤcher, Rauchloͤcher hat, und unten
vor dem Kohlloche gleichfals offen iſt, woſelbſt
die Schuͤrloͤcher angebracht ſind.

1. Jm Walliſerlande hat man einen eyfoͤrmigen
Ofen ohne Mantel, den man oben anzuͤndet,
und wenn er genugſam angebrant iſt, oben
mit Steinen zuſetzt. Das Teer laͤuft unten
durch einen Roſt in Vorlagen, und oben zwi-
ſchen den Deckſteinen ſetzt ſich Ruß an, der
geſamlet, und fuͤr Kienruß verkauft wird.
Die uͤbrig gebliebenen Kohlen dienen zum Bren-
nen. Aber dieſe Weiſe iſt verſchwenderiſch,
und verlangt eine ſehr genaue Regierung des
Feuers.
2. Auf eine weit nachlaͤſſigere Art verfaͤhrt man
in Schweden, z. B. in Smoland, Oeland,
Gotland, Oſtbotnien. Jn einem trockenen
Boden graͤbt man an einem Huͤgel eine Gru-
be, von Geſtalt eines umgekehrten Kegels, ſetzt
ſolche mit Kienholz voll, bedeckt ſie mit Moos
(Polytrichum commune) und Raſen, und laͤßt
das Feuer dergeſtalt fortſchwelen, daß das
Teer in ein in der Spitze der Grube ange-
brachtes Gefaͤß, und aus demſelben durch
eine Roͤhre ablaufen kan. Jm Jahre 1745
hat Oſtbotnien, woher das meiſte Teer koͤmt,
zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0327" n="267"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Teer&#x017F;chwelerey. §. 4.</hi></fw><lb/>
einen kegelfo&#x0364;rmig ausgemauerten Boden, oben<lb/>
eine Oefnung, <hi rendition="#fr">Setzloch,</hi> und unten das<lb/><hi rendition="#fr">Kohlloch,</hi> unter welchem eine Ro&#x0364;hre ange-<lb/>
bracht i&#x017F;t, durch die das Teer abla&#x0364;uft. Um<lb/>
die&#x017F;em Ofen i&#x017F;t, in einer Entfernung von ein<lb/>
Paar Schuh, ein Mantel gemauert, der oben<lb/>
mit ihm vereinigt i&#x017F;t, gegen den o&#x0364;bern Rand<lb/><hi rendition="#fr">Zuglo&#x0364;cher, Rauchlo&#x0364;cher</hi> hat, und unten<lb/>
vor dem Kohlloche gleichfals offen i&#x017F;t, wo&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die <hi rendition="#fr">Schu&#x0364;rlo&#x0364;cher</hi> angebracht &#x017F;ind.</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Jm Walli&#x017F;erlande hat man einen eyfo&#x0364;rmigen<lb/>
Ofen ohne Mantel, den man oben anzu&#x0364;ndet,<lb/>
und wenn er genug&#x017F;am angebrant i&#x017F;t, oben<lb/>
mit Steinen zu&#x017F;etzt. Das Teer la&#x0364;uft unten<lb/>
durch einen Ro&#x017F;t in Vorlagen, und oben zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Deck&#x017F;teinen &#x017F;etzt &#x017F;ich Ruß an, der<lb/>
ge&#x017F;amlet, und fu&#x0364;r Kienruß verkauft wird.<lb/>
Die u&#x0364;brig gebliebenen Kohlen dienen zum Bren-<lb/>
nen. Aber die&#x017F;e Wei&#x017F;e i&#x017F;t ver&#x017F;chwenderi&#x017F;ch,<lb/>
und verlangt eine &#x017F;ehr genaue Regierung des<lb/>
Feuers.</item><lb/>
              <item>2. Auf eine weit nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igere Art verfa&#x0364;hrt man<lb/>
in Schweden, z. B. in Smoland, Oeland,<lb/>
Gotland, O&#x017F;tbotnien. Jn einem trockenen<lb/>
Boden gra&#x0364;bt man an einem Hu&#x0364;gel eine Gru-<lb/>
be, von Ge&#x017F;talt eines umgekehrten Kegels, &#x017F;etzt<lb/>
&#x017F;olche mit Kienholz voll, bedeckt &#x017F;ie mit Moos<lb/>
(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Polytrichum commune</hi></hi>) und Ra&#x017F;en, und la&#x0364;ßt<lb/>
das Feuer derge&#x017F;talt fort&#x017F;chwelen, daß das<lb/>
Teer in ein in der Spitze der Grube ange-<lb/>
brachtes Gefa&#x0364;ß, und aus dem&#x017F;elben durch<lb/>
eine Ro&#x0364;hre ablaufen kan. Jm Jahre 1745<lb/>
hat O&#x017F;tbotnien, woher das mei&#x017F;te Teer ko&#x0364;mt,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0327] Teerſchwelerey. §. 4. einen kegelfoͤrmig ausgemauerten Boden, oben eine Oefnung, Setzloch, und unten das Kohlloch, unter welchem eine Roͤhre ange- bracht iſt, durch die das Teer ablaͤuft. Um dieſem Ofen iſt, in einer Entfernung von ein Paar Schuh, ein Mantel gemauert, der oben mit ihm vereinigt iſt, gegen den oͤbern Rand Zugloͤcher, Rauchloͤcher hat, und unten vor dem Kohlloche gleichfals offen iſt, woſelbſt die Schuͤrloͤcher angebracht ſind. 1. Jm Walliſerlande hat man einen eyfoͤrmigen Ofen ohne Mantel, den man oben anzuͤndet, und wenn er genugſam angebrant iſt, oben mit Steinen zuſetzt. Das Teer laͤuft unten durch einen Roſt in Vorlagen, und oben zwi- ſchen den Deckſteinen ſetzt ſich Ruß an, der geſamlet, und fuͤr Kienruß verkauft wird. Die uͤbrig gebliebenen Kohlen dienen zum Bren- nen. Aber dieſe Weiſe iſt verſchwenderiſch, und verlangt eine ſehr genaue Regierung des Feuers. 2. Auf eine weit nachlaͤſſigere Art verfaͤhrt man in Schweden, z. B. in Smoland, Oeland, Gotland, Oſtbotnien. Jn einem trockenen Boden graͤbt man an einem Huͤgel eine Gru- be, von Geſtalt eines umgekehrten Kegels, ſetzt ſolche mit Kienholz voll, bedeckt ſie mit Moos (Polytrichum commune) und Raſen, und laͤßt das Feuer dergeſtalt fortſchwelen, daß das Teer in ein in der Spitze der Grube ange- brachtes Gefaͤß, und aus demſelben durch eine Roͤhre ablaufen kan. Jm Jahre 1745 hat Oſtbotnien, woher das meiſte Teer koͤmt, zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/327
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/327>, abgerufen am 22.11.2024.