Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.Bereitung des Schießpulv. §. 1. consistorium Lubicens. in toto combustum estper negligentiam illorum, qui pulueres pro bombardis parabant. (Chronic. Slavic. in Lin- denbrogs Scriptor. rerum german. p. m. 226). Aber mit völliger Gewißheit weis man den- noch nicht, ob in Frankreich, und Lübeck un- ser jetziges Schießpulver gemeynt sey. Zu- verlässiger scheint die Nachricht, daß im Jah- re 1365 Markgraf Friedrich von Meissen ei- ne Donnerbüchse wider die Festung Einbeck gebraucht hat. Jm Jahre 1370 hatte Her- zog Magnus von Braunschweig bey seiner Armee: Bliden und drwende Warke, Arm- borste, Bussen und Were. Jm Jahre 1378 trieb ein Mann in Augsburg die Kunst, Kano- nen zu gießen, zu laden und abzuschießen, noch als ein großes Geheimniß. Grupen zieht hieraus den Schluß, daß damals unser Schießpulver noch nicht sehr bekant gewesen sey. Aber mir deucht, das Geheimniß des Augsburgischen Künstlers, hat nicht so wohl in der Bereitung des Pulvers, als vielmehr in dem Gebrauche desselben bey den von ihm gegossenen tormentis aeneis bestanden. Sehr wahrscheinlich ist, daß der kriegerische Ge- brauch des Schießpulvers, weit jünger als die Erfindung desselben ist. Schon im zwölf- ten Jahrhunderte ward es zur Sprengung des Gesteins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; ungeachtet man gemeiniglich die Erfindung des Bohren und Schießen auf dem Gestein ins Jahr 1613 zu setzen pflegt. Viel- leicht ward es erst damals allgemeiner, oder vielleicht erfand man damals erst die Weise zu bohren. Dieser alte Bergwerksgebrauch gab Gelegenheit, daß Heinrich, Pfalzgraf am Rhein, Sohn Heinrich, des Löwens, im Jahre Y 4
Bereitung des Schießpulv. §. 1. conſiſtorium Lubicenſ. in toto combuſtum eſtper negligentiam illorum, qui pulueres pro bombardis parabant. (Chronic. Slavic. in Lin- denbrogs Scriptor. rerum german. p. m. 226). Aber mit voͤlliger Gewißheit weis man den- noch nicht, ob in Frankreich, und Luͤbeck un- ſer jetziges Schießpulver gemeynt ſey. Zu- verlaͤſſiger ſcheint die Nachricht, daß im Jah- re 1365 Markgraf Friedrich von Meiſſen ei- ne Donnerbuͤchſe wider die Feſtung Einbeck gebraucht hat. Jm Jahre 1370 hatte Her- zog Magnus von Braunſchweig bey ſeiner Armee: Bliden und drwende Warke, Arm- borſte, Buſſen und Were. Jm Jahre 1378 trieb ein Mann in Augsburg die Kunſt, Kano- nen zu gießen, zu laden und abzuſchießen, noch als ein großes Geheimniß. Grupen zieht hieraus den Schluß, daß damals unſer Schießpulver noch nicht ſehr bekant geweſen ſey. Aber mir deucht, das Geheimniß des Augsburgiſchen Kuͤnſtlers, hat nicht ſo wohl in der Bereitung des Pulvers, als vielmehr in dem Gebrauche deſſelben bey den von ihm gegoſſenen tormentis aeneis beſtanden. Sehr wahrſcheinlich iſt, daß der kriegeriſche Ge- brauch des Schießpulvers, weit juͤnger als die Erfindung deſſelben iſt. Schon im zwoͤlf- ten Jahrhunderte ward es zur Sprengung des Geſteins im Rammelsberge bey Goslar gebraucht; ungeachtet man gemeiniglich die Erfindung des Bohren und Schießen auf dem Geſtein ins Jahr 1613 zu ſetzen pflegt. Viel- leicht ward es erſt damals allgemeiner, oder vielleicht erfand man damals erſt die Weiſe zu bohren. Dieſer alte Bergwerksgebrauch gab Gelegenheit, daß Heinrich, Pfalzgraf am Rhein, Sohn Heinrich, des Loͤwens, im Jahre Y 4
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Bereitung des Schießpulv. §. 1.
conſiſtorium Lubicenſ. in toto combuſtum eſt
per negligentiam illorum, qui pulueres pro
bombardis parabant. (Chronic. Slavic. in Lin-
denbrogs Scriptor. rerum german. p. m. 226).
Aber mit voͤlliger Gewißheit weis man den-
noch nicht, ob in Frankreich, und Luͤbeck un-
ſer jetziges Schießpulver gemeynt ſey. Zu-
verlaͤſſiger ſcheint die Nachricht, daß im Jah-
re 1365 Markgraf Friedrich von Meiſſen ei-
ne Donnerbuͤchſe wider die Feſtung Einbeck
gebraucht hat. Jm Jahre 1370 hatte Her-
zog Magnus von Braunſchweig bey ſeiner
Armee: Bliden und drwende Warke, Arm-
borſte, Buſſen und Were. Jm Jahre 1378
trieb ein Mann in Augsburg die Kunſt, Kano-
nen zu gießen, zu laden und abzuſchießen,
noch als ein großes Geheimniß. Grupen
zieht hieraus den Schluß, daß damals unſer
Schießpulver noch nicht ſehr bekant geweſen
ſey. Aber mir deucht, das Geheimniß des
Augsburgiſchen Kuͤnſtlers, hat nicht ſo wohl
in der Bereitung des Pulvers, als vielmehr
in dem Gebrauche deſſelben bey den von ihm
gegoſſenen tormentis aeneis beſtanden. Sehr
wahrſcheinlich iſt, daß der kriegeriſche Ge-
brauch des Schießpulvers, weit juͤnger als
die Erfindung deſſelben iſt. Schon im zwoͤlf-
ten Jahrhunderte ward es zur Sprengung
des Geſteins im Rammelsberge bey Goslar
gebraucht; ungeachtet man gemeiniglich die
Erfindung des Bohren und Schießen auf dem
Geſtein ins Jahr 1613 zu ſetzen pflegt. Viel-
leicht ward es erſt damals allgemeiner, oder
vielleicht erfand man damals erſt die Weiſe zu
bohren. Dieſer alte Bergwerksgebrauch gab
Gelegenheit, daß Heinrich, Pfalzgraf am
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