Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
Wollenweberey. §. 32.
Die von der zweyten Art heißen gezogene
Zeuge, wohin Floret, Droguet, auch wolle-
ne, einfärbige und zweyfärbige, Damaste ge-
hören. Die von der dritten Art heißen bro-
chirte
Zeuge, dergleichen Batavia ist.
12. Samtartige Gewebe entstehn, indem über ei-
ner metallenen Ruthe, Augen geflochten wer-
den, die hernach entweder aufgeschnitten, oder
nicht aufgeschnitten werden.
13. Die höchste Stuffe der Weberkunst ist die Be-
reitung der Tapeten oder Teppiche mit Zeich-
nungen von natürlicher Grösse und Farbe,
wobey die Arbeit desto künstlicher ist, je ein-
facher der Stuhl ist. Dieser ist entweder hoch-
schäftig,
haute-lisse, oder tiefschäftig, basse-
lisse.
Letzterer, welcher jetzt in Paris nicht
mehr so oft gebraucht wird, hält die Kette wag-
recht, und bildet meist samtartige Gewebe.
Auf jenem ist die Kette senkrecht, und die Ar-
beit schwieriger und langweiliger. Von dieser
Art sind auch die türkischen Tapeten, die un-
ter dem Namen der Tapeten der Savonnerie
bekannt sind, deren Kette, nicht wie bey den
übrigen, aus Seide, Zwirn, Baumwolle,
oder ungedreheten wollenen Garn, sondern
aus gedreheter starker Wolle besteht, und die
ein samtartiges Geweb sind. Sie werden
türkische Tapeten, point sarrasin oder turquie,
genant, weil die Sarazenen diese Weberey,
unter Karl Martel, nach Frankreich gebracht
haben sollen. Auch noch jetzt werden in Eu-
ropa die schönsten in Frankreich, in der Ma-
nufactur zu Chaillot, die Savonnerie genant
wird, verfertigt, imgleichen, nebst den vor-
treflichsten Geweben anderer Arten, in den
Gobelins, einem Pallaste, den Colbert, un-
ter
C 2
Wollenweberey. §. 32.
Die von der zweyten Art heißen gezogene
Zeuge, wohin Floret, Droguet, auch wolle-
ne, einfaͤrbige und zweyfaͤrbige, Damaſte ge-
hoͤren. Die von der dritten Art heißen bro-
chirte
Zeuge, dergleichen Batavia iſt.
12. Samtartige Gewebe entſtehn, indem uͤber ei-
ner metallenen Ruthe, Augen geflochten wer-
den, die hernach entweder aufgeſchnitten, oder
nicht aufgeſchnitten werden.
13. Die hoͤchſte Stuffe der Weberkunſt iſt die Be-
reitung der Tapeten oder Teppiche mit Zeich-
nungen von natuͤrlicher Groͤſſe und Farbe,
wobey die Arbeit deſto kuͤnſtlicher iſt, je ein-
facher der Stuhl iſt. Dieſer iſt entweder hoch-
ſchaͤftig,
haute-liſſe, oder tiefſchaͤftig, baſſe-
liſſe.
Letzterer, welcher jetzt in Paris nicht
mehr ſo oft gebraucht wird, haͤlt die Kette wag-
recht, und bildet meiſt ſamtartige Gewebe.
Auf jenem iſt die Kette ſenkrecht, und die Ar-
beit ſchwieriger und langweiliger. Von dieſer
Art ſind auch die tuͤrkiſchen Tapeten, die un-
ter dem Namen der Tapeten der Savonnerie
bekannt ſind, deren Kette, nicht wie bey den
uͤbrigen, aus Seide, Zwirn, Baumwolle,
oder ungedreheten wollenen Garn, ſondern
aus gedreheter ſtarker Wolle beſteht, und die
ein ſamtartiges Geweb ſind. Sie werden
tuͤrkiſche Tapeten, point ſarraſin oder turquie,
genant, weil die Sarazenen dieſe Weberey,
unter Karl Martel, nach Frankreich gebracht
haben ſollen. Auch noch jetzt werden in Eu-
ropa die ſchoͤnſten in Frankreich, in der Ma-
nufactur zu Chaillot, die Savonnerie genant
wird, verfertigt, imgleichen, nebſt den vor-
treflichſten Geweben anderer Arten, in den
Gobelins, einem Pallaſte, den Colbert, un-
ter
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item><pb facs="#f0095" n="35"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wollenweberey.</hi> §. 32.</fw><lb/>
Die von der zweyten Art heißen <hi rendition="#fr">gezogene</hi><lb/>
Zeuge, wohin Floret, Droguet, auch wolle-<lb/>
ne, einfa&#x0364;rbige und zweyfa&#x0364;rbige, Dama&#x017F;te ge-<lb/>
ho&#x0364;ren. Die von der dritten Art heißen <hi rendition="#fr">bro-<lb/>
chirte</hi> Zeuge, dergleichen Batavia i&#x017F;t.</item><lb/>
            <item>12. <hi rendition="#fr">Samtartige</hi> Gewebe ent&#x017F;tehn, indem u&#x0364;ber ei-<lb/>
ner metallenen Ruthe, <hi rendition="#fr">Augen</hi> geflochten wer-<lb/>
den, die hernach entweder aufge&#x017F;chnitten, oder<lb/>
nicht aufge&#x017F;chnitten werden.</item><lb/>
            <item>13. Die ho&#x0364;ch&#x017F;te Stuffe der Weberkun&#x017F;t i&#x017F;t die Be-<lb/>
reitung der <hi rendition="#fr">Tapeten</hi> oder <hi rendition="#fr">Teppiche</hi> mit Zeich-<lb/>
nungen von natu&#x0364;rlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Farbe,<lb/>
wobey die Arbeit de&#x017F;to ku&#x0364;n&#x017F;tlicher i&#x017F;t, je ein-<lb/>
facher der Stuhl i&#x017F;t. Die&#x017F;er i&#x017F;t entweder <hi rendition="#fr">hoch-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftig,</hi> <hi rendition="#aq">haute-li&#x017F;&#x017F;e,</hi> oder <hi rendition="#fr">tief&#x017F;cha&#x0364;ftig,</hi> <hi rendition="#aq">ba&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
li&#x017F;&#x017F;e.</hi> Letzterer, welcher jetzt in Paris nicht<lb/>
mehr &#x017F;o oft gebraucht wird, ha&#x0364;lt die Kette wag-<lb/>
recht, und bildet mei&#x017F;t &#x017F;amtartige Gewebe.<lb/>
Auf jenem i&#x017F;t die Kette &#x017F;enkrecht, und die Ar-<lb/>
beit &#x017F;chwieriger und langweiliger. Von die&#x017F;er<lb/>
Art &#x017F;ind auch die <hi rendition="#fr">tu&#x0364;rki&#x017F;chen Tapeten,</hi> die un-<lb/>
ter dem Namen der <hi rendition="#fr">Tapeten der Savonnerie</hi><lb/>
bekannt &#x017F;ind, deren Kette, nicht wie bey den<lb/>
u&#x0364;brigen, aus Seide, Zwirn, Baumwolle,<lb/>
oder ungedreheten wollenen Garn, &#x017F;ondern<lb/>
aus gedreheter &#x017F;tarker Wolle be&#x017F;teht, und die<lb/>
ein &#x017F;amtartiges Geweb &#x017F;ind. Sie werden<lb/>
tu&#x0364;rki&#x017F;che Tapeten, <hi rendition="#aq">point &#x017F;arra&#x017F;in</hi> oder <hi rendition="#aq">turquie,</hi><lb/>
genant, weil die Sarazenen die&#x017F;e Weberey,<lb/>
unter <hi rendition="#fr">Karl Martel,</hi> nach Frankreich gebracht<lb/>
haben &#x017F;ollen. Auch noch jetzt werden in Eu-<lb/>
ropa die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten in Frankreich, in der Ma-<lb/>
nufactur zu <hi rendition="#fr">Chaillot,</hi> die <hi rendition="#aq">Savonnerie</hi> genant<lb/>
wird, verfertigt, imgleichen, neb&#x017F;t den vor-<lb/>
treflich&#x017F;ten Geweben anderer Arten, in den<lb/><hi rendition="#fr">Gobelins,</hi> einem Palla&#x017F;te, den <hi rendition="#fr">Colbert,</hi> un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0095] Wollenweberey. §. 32. Die von der zweyten Art heißen gezogene Zeuge, wohin Floret, Droguet, auch wolle- ne, einfaͤrbige und zweyfaͤrbige, Damaſte ge- hoͤren. Die von der dritten Art heißen bro- chirte Zeuge, dergleichen Batavia iſt. 12. Samtartige Gewebe entſtehn, indem uͤber ei- ner metallenen Ruthe, Augen geflochten wer- den, die hernach entweder aufgeſchnitten, oder nicht aufgeſchnitten werden. 13. Die hoͤchſte Stuffe der Weberkunſt iſt die Be- reitung der Tapeten oder Teppiche mit Zeich- nungen von natuͤrlicher Groͤſſe und Farbe, wobey die Arbeit deſto kuͤnſtlicher iſt, je ein- facher der Stuhl iſt. Dieſer iſt entweder hoch- ſchaͤftig, haute-liſſe, oder tiefſchaͤftig, baſſe- liſſe. Letzterer, welcher jetzt in Paris nicht mehr ſo oft gebraucht wird, haͤlt die Kette wag- recht, und bildet meiſt ſamtartige Gewebe. Auf jenem iſt die Kette ſenkrecht, und die Ar- beit ſchwieriger und langweiliger. Von dieſer Art ſind auch die tuͤrkiſchen Tapeten, die un- ter dem Namen der Tapeten der Savonnerie bekannt ſind, deren Kette, nicht wie bey den uͤbrigen, aus Seide, Zwirn, Baumwolle, oder ungedreheten wollenen Garn, ſondern aus gedreheter ſtarker Wolle beſteht, und die ein ſamtartiges Geweb ſind. Sie werden tuͤrkiſche Tapeten, point ſarraſin oder turquie, genant, weil die Sarazenen dieſe Weberey, unter Karl Martel, nach Frankreich gebracht haben ſollen. Auch noch jetzt werden in Eu- ropa die ſchoͤnſten in Frankreich, in der Ma- nufactur zu Chaillot, die Savonnerie genant wird, verfertigt, imgleichen, nebſt den vor- treflichſten Geweben anderer Arten, in den Gobelins, einem Pallaſte, den Colbert, un- ter C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/95
Zitationshilfe: Beckmann, Johann: Anleitung zur Technologie. Göttingen, 1777, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beckmann_technologie_1777/95>, abgerufen am 16.05.2024.