Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Der verliebte "Gestalt an. Du weist Emanuel/"daß du ietzt dein 22. Jahr angetreten/ "und weil ich gar wohl seithero große "Lust zum heyrathen an dir vermer- "cket/ als weiß ich ietzund eine gute an- "sehnliche Partie vor dich. Es wird "dir wohl Mons: de Chamoy hin- "terlassene Wittbe bekannt seyn/ sie ist "ein Weib in ihren besten Jahren/ und "wer sie heyrathet/ bekommt zum we- "nigsten eine halbe Tonne Goldes mit "ihr. Emanuel antwortete: Was "soll mir aber so ein alt Weib vor Lust "erwecken können soll ich denn wegen "guter Tage böse Nächte geniessen? "und meine frische hitzige Jugend an "solches kaltes Eyß spendiren? soll ich "die jenige zur Ehe nehmen/ welche mit "gutem Fug meine leibliche Mutter "seyn könte? doch ehe ich den Herrn Va- "ter will zuwieder leben/ bin ich bereit/ "dessen Befehl in allem nachzukom- men.
Der verliebte „Geſtalt an. Du weiſt Emanuel/„daß du ietzt dein 22. Jahr angetreten/ „und weil ich gar wohl ſeithero große „Luſt zum heyrathen an dir vermer- „cket/ als weiß ich ietzund eine gute an- „ſehnliche Partie vor dich. Es wird „dir wohl Mons: de Chamoy hin- „terlaſſene Wittbe bekannt ſeyn/ ſie iſt „ein Weib in ihren beſten Jahren/ und „wer ſie heyrathet/ bekommt zum we- „nigſten eine halbe Tonne Goldes mit „ihr. Emanuel antwortete: Was „ſoll mir aber ſo ein alt Weib vor Luſt „erwecken koͤnnen ſoll ich denn wegen „guter Tage boͤſe Naͤchte genieſſen? „und meine friſche hitzige Jugend an „ſolches kaltes Eyß ſpendiren? ſoll ich „die jenige zur Ehe nehmen/ welche mit „gutem Fug meine leibliche Mutter „ſeyn koͤnte? doch ehe ich den Herrn Va- „ter will zuwieder leben/ bin ich bereit/ „deſſen Befehl in allem nachzukom- men.
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Der verliebte
„Geſtalt an. Du weiſt Emanuel/
„daß du ietzt dein 22. Jahr angetreten/
„und weil ich gar wohl ſeithero große
„Luſt zum heyrathen an dir vermer-
„cket/ als weiß ich ietzund eine gute an-
„ſehnliche Partie vor dich. Es wird
„dir wohl Mons: de Chamoy hin-
„terlaſſene Wittbe bekannt ſeyn/ ſie iſt
„ein Weib in ihren beſten Jahren/ und
„wer ſie heyrathet/ bekommt zum we-
„nigſten eine halbe Tonne Goldes mit
„ihr. Emanuel antwortete: Was
„ſoll mir aber ſo ein alt Weib vor Luſt
„erwecken koͤnnen ſoll ich denn wegen
„guter Tage boͤſe Naͤchte genieſſen?
„und meine friſche hitzige Jugend an
„ſolches kaltes Eyß ſpendiren? ſoll ich
„die jenige zur Ehe nehmen/ welche mit
„gutem Fug meine leibliche Mutter
„ſeyn koͤnte? doch ehe ich den Herrn Va-
„ter will zuwieder leben/ bin ich bereit/
„deſſen Befehl in allem nachzukom-
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