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Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

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Europaeer.
dich selbst nicht traurig/ und pla-
ge dich nicht selbst mit deinen eige-"
nen Gedancken/ denn ein frölich"
Hertz ist des Menschen Leben/"
und seine Freude ist sein langes"
Leben. Thue dir Gutes/ und"
tröste dein Hertz/ und treibe Trau"
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net doch nirgend zu. Dieses habt"
ihr Herr Magister Sperling/ wohl-"
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hier/ auch in Acht zu nehmen/ denn ich"
sehe wol/ daß euch von Weinen im-"
mer der Bock stösset/ aber was richtet"
ihr mit solcher Traurigkeit aus/ geden-"
cket nur/ wie ihr neulich bey Gevatter"
Jockels Leichen-Predigt sagtet: Heut"
sind wir frisch/ gesund und starck/ Mor-"
gen todt und liegen im Qvarck. Was"
hülffe es denn euch/ wenn ihr auch"
gleich heuletet/ wie mein einäugiger"

al-

Europæer.
dich ſelbſt nicht traurig/ und pla-
ge dich nicht ſelbſt mit deinen eige-„
nen Gedancken/ denn ein froͤlich„
Hertz iſt des Menſchen Leben/„
und ſeine Freude iſt ſein langes„
Leben. Thue dir Gutes/ und„
troͤſte dein Hertz/ und treibe Trau„
rigkeit ferne von dir/ denn Trau-„
rigkeit toͤdtet viel Leute/ und die-„
net doch nirgend zu. Dieſes habt„
ihr Herr Magiſter Sperling/ wohl-„
verordneter Kirchen-Inſpector all-„
hier/ auch in Acht zu nehmen/ denn ich„
ſehe wol/ daß euch von Weinen im-„
mer der Bock ſtoͤſſet/ aber was richtet„
ihr mit ſolcher Traurigkeit aus/ geden-„
cket nur/ wie ihr neulich bey Gevatter„
Jockels Leichen-Predigt ſagtet: Heut„
ſind wir friſch/ geſund uñ ſtarck/ Mor-„
gen todt und liegen im Qvarck. Was„
huͤlffe es denn euch/ wenn ihr auch„
gleich heuletet/ wie mein einaͤugiger„

al-
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[121[101]/0123] Europæer. dich ſelbſt nicht traurig/ und pla- ge dich nicht ſelbſt mit deinen eige-„ nen Gedancken/ denn ein froͤlich„ Hertz iſt des Menſchen Leben/„ und ſeine Freude iſt ſein langes„ Leben. Thue dir Gutes/ und„ troͤſte dein Hertz/ und treibe Trau„ rigkeit ferne von dir/ denn Trau-„ rigkeit toͤdtet viel Leute/ und die-„ net doch nirgend zu. Dieſes habt„ ihr Herr Magiſter Sperling/ wohl-„ verordneter Kirchen-Inſpector all-„ hier/ auch in Acht zu nehmen/ denn ich„ ſehe wol/ daß euch von Weinen im-„ mer der Bock ſtoͤſſet/ aber was richtet„ ihr mit ſolcher Traurigkeit aus/ geden-„ cket nur/ wie ihr neulich bey Gevatter„ Jockels Leichen-Predigt ſagtet: Heut„ ſind wir friſch/ geſund uñ ſtarck/ Mor-„ gen todt und liegen im Qvarck. Was„ huͤlffe es denn euch/ wenn ihr auch„ gleich heuletet/ wie mein einaͤugiger„ al-

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Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 121[101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/123>, abgerufen am 24.11.2024.