Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. gestern war sie eine Jungfer/ heute istsie eine Frau. Die andere sagte: Die Braut siehet aus/ als wenn sie heute nicht ausgeschlaffen. Solche und der- gleichen Reden führet das Flöhzimmer mit einander/ und war wol keine unter dem Hauffen/ welche nicht solte Ver- langen getragen haben/ die vergangene Nacht der Braut Stelle vertreten zu haben. Hierauff satzte man sich zu Tische/ möchte L 2
Europæer. geſtern war ſie eine Jungfer/ heute iſtſie eine Frau. Die andere ſagte: Die Braut ſiehet aus/ als wenn ſie heute nicht ausgeſchlaffen. Solche und der- gleichen Reden fuͤhret das Floͤhzimmer mit einander/ und war wol keine unter dem Hauffen/ welche nicht ſolte Ver- langen getragen haben/ die vergangene Nacht der Braut Stelle vertreten zu haben. Hierauff ſatzte man ſich zu Tiſche/ moͤchte L 2
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Europæer.
geſtern war ſie eine Jungfer/ heute iſt
ſie eine Frau. Die andere ſagte: Die
Braut ſiehet aus/ als wenn ſie heute
nicht ausgeſchlaffen. Solche und der-
gleichen Reden fuͤhret das Floͤhzimmer
mit einander/ und war wol keine unter
dem Hauffen/ welche nicht ſolte Ver-
langen getragen haben/ die vergangene
Nacht der Braut Stelle vertreten zu
haben.
Hierauff ſatzte man ſich zu Tiſche/
und nachdem die Mahlzeit geendiget/
kam Friedrich zu Alexandern gelauf-
fen/ mit vermelden: Daß ihm ein guter
Freund aus Sicilien zu ſprechen ver-
langte. Als unſer Ritter auff eine kurtze
Zeit von denen Hochzeit-Gaͤſten Ab-
ſchied genommen/ und in ſein Logiament
gelangei/ merckte er gar bald/ daß der
jeniget welcher ihn ſprechen wolte/ ſein
Vetter Aurelius war. Er empfieng
ihn freundlich/ und bath zugleich/ er
moͤchte
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Zitationshilfe: | Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/247>, abgerufen am 16.02.2025. |