Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Europaeer. tags-Kindern geschwatzet wird/ halte ichvor lauter Narrenpossen/ und sage so: Daß einer eher ein Gespenst siehet/ als der andere/ rühret nicht von der Ge- burt oder Constitution des Menschen her/ sondern vom Teuffel selbsten/ weil selbiger sich diesem und jenem Men- schen deutlicher zeigen wil/ um ihn hie- durch zu betrügen. Wen er also nicht betrügen kan oder wil/ dem zeiget er sich auch nicht so leichtlich/ also mag es wol seyn/ daß unser HErr GOtt dem Teuffel nicht zulassen wil/ sich euerer Hauß-Frauen zu zeigen/ sondern nur euch probieret/ um zu erfahren/ ob ihr im Glauben feste stehen werdet oder nicht. Sein Nebensitzer/ Pfarrer auff den nähesten Dorffe/ fragte ihn/ ob denn der Teufel allezeit absonderliche Macht von GOtt empfangen müste/ wenn er die Frommen anfechten wolte. Aller- dings antwortete Herr Magister Olitz. Man
Europæer. tags-Kindern geſchwatzet wird/ halte ichvor lauter Narrenpoſſen/ und ſage ſo: Daß einer eher ein Geſpenſt ſiehet/ als der andere/ ruͤhret nicht von der Ge- burt oder Conſtitution des Menſchen her/ ſondern vom Teuffel ſelbſten/ weil ſelbiger ſich dieſem und jenem Men- ſchen deutlicher zeigen wil/ um ihn hie- durch zu betruͤgen. Wen er alſo nicht betruͤgen kan oder wil/ dem zeiget er ſich auch nicht ſo leichtlich/ alſo mag es wol ſeyn/ daß unſer HErr GOtt dem Teuffel nicht zulaſſen wil/ ſich euerer Hauß-Frauen zu zeigen/ ſondern nur euch probieret/ um zu erfahren/ ob ihr im Glauben feſte ſtehen werdet oder nicht. Sein Nebenſitzer/ Pfarrer auff den naͤheſten Dorffe/ fragte ihn/ ob denn der Teufel allezeit abſonderliche Macht von GOtt empfangen muͤſte/ wenn er die Frommen anfechten wolte. Aller- dings antwortete Herr Magiſter Olitz. Man
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Europæer.
tags-Kindern geſchwatzet wird/ halte ich
vor lauter Narrenpoſſen/ und ſage ſo:
Daß einer eher ein Geſpenſt ſiehet/ als
der andere/ ruͤhret nicht von der Ge-
burt oder Conſtitution des Menſchen
her/ ſondern vom Teuffel ſelbſten/ weil
ſelbiger ſich dieſem und jenem Men-
ſchen deutlicher zeigen wil/ um ihn hie-
durch zu betruͤgen. Wen er alſo nicht
betruͤgen kan oder wil/ dem zeiget er
ſich auch nicht ſo leichtlich/ alſo mag es
wol ſeyn/ daß unſer HErr GOtt dem
Teuffel nicht zulaſſen wil/ ſich euerer
Hauß-Frauen zu zeigen/ ſondern nur
euch probieret/ um zu erfahren/ ob ihr
im Glauben feſte ſtehen werdet oder
nicht. Sein Nebenſitzer/ Pfarrer auff
den naͤheſten Dorffe/ fragte ihn/ ob denn
der Teufel allezeit abſonderliche Macht
von GOtt empfangen muͤſte/ wenn er
die Frommen anfechten wolte. Aller-
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