Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Der verliebte in der gantzen Stadt ungesunde Lufft.Was das Wetter anlanget/ thut solches bey Kranckheiten sehr viel/ wie man es denn auch bey gesunder Zeit siehet/ daß an dem Tage da es trübe und sehr reg- net/ der Mensch nicht so lustiges und hu- mors seyn wird/ als wenn etwa hell Wetter und die Sonne scheinet/ dahe- ro sagen auch die Herren Medici, daß ein Patient mehrentheils nach der Sonnen Untergang sich übler befinde als am Tage. Derowegen ist die Pest eine wunderliche Sache/ von welcher man nichts gewisses sagen kan. Denn wenn sie allhier vor 2. Jahren in ein Hauß kommen/ hat sie offt so sehr darin- nen getobet/ daß wenig Personen übrig blieben. Zumal ist die Pest also beschaf- fen/ daß sie meistens die nähesten Anver- wandten erstlich hinweg nimmt/ wel- ches wegen Gleichheit des Geblüts/ oder verborgener Sympathia geschehen muß. Aure-
Der verliebte in der gantzen Stadt ungeſunde Lufft.Was das Wetter anlanget/ thut ſolches bey Kranckheiten ſehr viel/ wie man es denn auch bey geſunder Zeit ſiehet/ daß an dem Tage da es truͤbe und ſehr reg- net/ der Menſch nicht ſo luſtiges und hu- mors ſeyn wird/ als wenn etwa hell Wetter und die Sonne ſcheinet/ dahe- ro ſagen auch die Herren Medici, daß ein Patient mehrentheils nach der Sonnen Untergang ſich uͤbler befinde als am Tage. Derowegen iſt die Peſt eine wunderliche Sache/ von welcher man nichts gewiſſes ſagen kan. Denn wenn ſie allhier vor 2. Jahren in ein Hauß kommen/ hat ſie offt ſo ſehr darin- nen getobet/ daß wenig Perſonen uͤbrig blieben. Zumal iſt die Peſt alſo beſchaf- fen/ daß ſie meiſtens die naͤheſten Anver- wandten erſtlich hinweg nimmt/ wel- ches wegen Gleichheit des Gebluͤts/ odeꝛ verboꝛgeneꝛ Sympathia geſchehen muß. Aure-
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Der verliebte
in der gantzen Stadt ungeſunde Lufft.
Was das Wetter anlanget/ thut ſolches
bey Kranckheiten ſehr viel/ wie man es
denn auch bey geſunder Zeit ſiehet/ daß
an dem Tage da es truͤbe und ſehr reg-
net/ der Menſch nicht ſo luſtiges und hu-
mors ſeyn wird/ als wenn etwa hell
Wetter und die Sonne ſcheinet/ dahe-
ro ſagen auch die Herren Medici, daß
ein Patient mehrentheils nach der
Sonnen Untergang ſich uͤbler befinde
als am Tage. Derowegen iſt die Peſt
eine wunderliche Sache/ von welcher
man nichts gewiſſes ſagen kan. Denn
wenn ſie allhier vor 2. Jahren in ein
Hauß kommen/ hat ſie offt ſo ſehr darin-
nen getobet/ daß wenig Perſonen uͤbrig
blieben. Zumal iſt die Peſt alſo beſchaf-
fen/ daß ſie meiſtens die naͤheſten Anver-
wandten erſtlich hinweg nimmt/ wel-
ches wegen Gleichheit des Gebluͤts/ odeꝛ
verboꝛgeneꝛ Sympathia geſchehen muß.
Aure-
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