Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.Der verliebte blüt einer hätte/ ie leichter könte er durchdie Liebe beweget werden/ dahero man denn auch sähe/ daß die jenigen/ welche von melancholischer Constitution und kalten Geblüte sich nicht so leicht ver- liebten/ als die/ welche von hitziger Na- tur. Man kan es dahero leicht abneh- men/ weil ie jünger ein Mensch/ ie ge- schickter wird er zu allen Sachen seyn/ und absonderlich wird ein junger Ca- vallier von etlich und zwantzig Jahren viel hefftiger lieben/ als wenn ein ander/ dessen Alter sich schon auff 50. Jahr er- strecket/ weil bey diesen die hitzigen und kräfftigen Lebens-Geister beginnen Ab- schied zu nehmen/ und das heran nahen- de Alter eine richtige Propheceyung des bald hernachfolgenden Todes ist. Die jenigen/ so sich auff das studieren legen/ werden in ihrer Jugend viel eher etwas fassen können/ als wenn sie hernachmals ins Alter kommen/ die Ursach ist/ weil ein
Der verliebte bluͤt einer haͤtte/ ie leichter koͤnte er durchdie Liebe beweget werden/ dahero man denn auch ſaͤhe/ daß die jenigen/ welche von melancholiſcher Conſtitution und kalten Gebluͤte ſich nicht ſo leicht ver- liebten/ als die/ welche von hitziger Na- tur. Man kan es dahero leicht abneh- men/ weil ie juͤnger ein Menſch/ ie ge- ſchickter wird er zu allen Sachen ſeyn/ und abſonderlich wird ein junger Ca- vallier von etlich und zwantzig Jahren viel hefftiger lieben/ als wenn ein ander/ deſſen Alter ſich ſchon auff 50. Jahr er- ſtrecket/ weil bey dieſen die hitzigen und kraͤfftigen Lebens-Geiſter beginnen Ab- ſchied zu nehmen/ und das heran nahen- de Alter eine richtige Propheceyung des bald hernachfolgenden Todes iſt. Die jenigen/ ſo ſich auff das ſtudieren legen/ werden in ihrer Jugend viel eher etwas faſſen koͤnnen/ als wenn ſie hernachmals ins Alter kommen/ die Urſach iſt/ weil ein
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Der verliebte
bluͤt einer haͤtte/ ie leichter koͤnte er durch
die Liebe beweget werden/ dahero man
denn auch ſaͤhe/ daß die jenigen/ welche
von melancholiſcher Conſtitution und
kalten Gebluͤte ſich nicht ſo leicht ver-
liebten/ als die/ welche von hitziger Na-
tur. Man kan es dahero leicht abneh-
men/ weil ie juͤnger ein Menſch/ ie ge-
ſchickter wird er zu allen Sachen ſeyn/
und abſonderlich wird ein junger Ca-
vallier von etlich und zwantzig Jahren
viel hefftiger lieben/ als wenn ein ander/
deſſen Alter ſich ſchon auff 50. Jahr er-
ſtrecket/ weil bey dieſen die hitzigen und
kraͤfftigen Lebens-Geiſter beginnen Ab-
ſchied zu nehmen/ und das heran nahen-
de Alter eine richtige Propheceyung des
bald hernachfolgenden Todes iſt. Die
jenigen/ ſo ſich auff das ſtudieren legen/
werden in ihrer Jugend viel eher etwas
faſſen koͤnnen/ als wenn ſie hernachmals
ins Alter kommen/ die Urſach iſt/ weil
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