Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Europaeer.

Alexander hatte sich zwar zu
Bette geleget/ und vermochte dennoch
kein Auge zu zuthun/ denn er meynete
immer er beleidigte sein Gewissen/ wenn
ein eintziges Frauenzimmer von ihm
Gunst geniessen solte/ doch Lucretien
Schönheit und tugendhaffte Qualitä-
ten/ mit welchen sie der Amenie nicht
ungleich/ gaben ihm immer den Trost/
es könne seine verstorbene Liebste ihn
nicht verdencken/ daß er wiederum sein
Hertz verschenckte/ indem nichts desto
weniger ihr Gedächtniß/ wie zuvor/
niemals aus demselben kommen wür-
de.

Jn solchen Gedancken schlum-
merte er ein wenig ein/ da ihn denn fol-
gendes träumete: Es kam ihm im
Schlaffe vor/ als wenn er in einen lusti-
gen Garten mit Lucretien spatzieren
gieng/ und selbige ihn ohnversehens

durch
D 5
Europæer.

Alexander hatte ſich zwar zu
Bette geleget/ und vermochte dennoch
kein Auge zu zuthun/ denn er meynete
immer er beleidigte ſein Gewiſſen/ weñ
ein eintziges Frauenzimmer von ihm
Gunſt genieſſen ſolte/ doch Lucretien
Schoͤnheit und tugendhaffte Qualitaͤ-
ten/ mit welchen ſie der Amenie nicht
ungleich/ gaben ihm immer den Troſt/
es koͤnne ſeine verſtorbene Liebſte ihn
nicht verdencken/ daß er wiederum ſein
Hertz verſchenckte/ indem nichts deſto
weniger ihr Gedaͤchtniß/ wie zuvor/
niemals aus demſelben kommen wuͤr-
de.

Jn ſolchen Gedancken ſchlum-
merte er ein wenig ein/ da ihn denn fol-
gendes traͤumete: Es kam ihm im
Schlaffe vor/ als wenn er in einen luſti-
gen Garten mit Lucretien ſpatzieren
gieng/ und ſelbige ihn ohnverſehens

durch
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0085" n="63"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Europ<hi rendition="#aq">æ</hi>er.</hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Alexander</hi> hatte &#x017F;ich zwar zu<lb/>
Bette geleget/ und vermochte dennoch<lb/>
kein Auge zu zuthun/ denn er meynete<lb/>
immer er beleidigte &#x017F;ein Gewi&#x017F;&#x017F;en/ wen&#x0303;<lb/>
ein eintziges Frauenzimmer von ihm<lb/>
Gun&#x017F;t genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ doch Lucretien<lb/>
Scho&#x0364;nheit und tugendhaffte Qualita&#x0364;-<lb/>
ten/ mit welchen &#x017F;ie der Amenie nicht<lb/>
ungleich/ gaben ihm immer den Tro&#x017F;t/<lb/>
es ko&#x0364;nne &#x017F;eine ver&#x017F;torbene Lieb&#x017F;te ihn<lb/>
nicht verdencken/ daß er wiederum &#x017F;ein<lb/>
Hertz ver&#x017F;chenckte/ indem nichts de&#x017F;to<lb/>
weniger ihr Geda&#x0364;chtniß/ wie zuvor/<lb/>
niemals aus dem&#x017F;elben kommen wu&#x0364;r-<lb/>
de.</p><lb/>
        <p>Jn &#x017F;olchen Gedancken &#x017F;chlum-<lb/>
merte er ein wenig ein/ da ihn denn fol-<lb/>
gendes tra&#x0364;umete: Es kam ihm im<lb/>
Schlaffe vor/ als wenn er in einen lu&#x017F;ti-<lb/>
gen Garten mit Lucretien &#x017F;patzieren<lb/>
gieng/ und &#x017F;elbige ihn ohnver&#x017F;ehens<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0085] Europæer. Alexander hatte ſich zwar zu Bette geleget/ und vermochte dennoch kein Auge zu zuthun/ denn er meynete immer er beleidigte ſein Gewiſſen/ weñ ein eintziges Frauenzimmer von ihm Gunſt genieſſen ſolte/ doch Lucretien Schoͤnheit und tugendhaffte Qualitaͤ- ten/ mit welchen ſie der Amenie nicht ungleich/ gaben ihm immer den Troſt/ es koͤnne ſeine verſtorbene Liebſte ihn nicht verdencken/ daß er wiederum ſein Hertz verſchenckte/ indem nichts deſto weniger ihr Gedaͤchtniß/ wie zuvor/ niemals aus demſelben kommen wuͤr- de. Jn ſolchen Gedancken ſchlum- merte er ein wenig ein/ da ihn denn fol- gendes traͤumete: Es kam ihm im Schlaffe vor/ als wenn er in einen luſti- gen Garten mit Lucretien ſpatzieren gieng/ und ſelbige ihn ohnverſehens durch D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/85
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/85>, abgerufen am 24.11.2024.