[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger zu todt gehauen habe/ und in dem ichso lase/ klopfte iemand an meinem Fen- ster an. Es war wieder ein Student/ deßwegen hielt ich ihn gleich den vori- gen vor einen Narren/ aber er war klüger/ als alle die fünfe/ so vor ihm auf dem Schloße gewesen. Er brach- te seine Sache gar höflich vor/ und weil es dazumal ziemlich kalt war/ ließe ich ihn zu mir in die warme Stube/ und vernahme gar bald von ihm/ daß er einzige Gelegenheit/ sein Brodt zu ge- winnen suchte. Jch vermeldete sein Vorhaben der Edelfrauen/ und sagte: Daß er gar ein feiner Kerl zu seyn schie- ne/ derohalben ließen wir ihn so lange da bleiben/ bis ihn der Schreiber wür- de ausgenohmmen und examiniret ha- ben. Nach der Abend-Mahlzeit ließe ihm die Edelfrau zu Essen geben/ und vermelden/ daß er sich darnach in der Hof-Stub einsinden solle/ dann da- selbst wolte sie mit ihm ein mehrers re- den. Dergestalten kamen wir an die- sem Orth/ nach einer halben Stunden/ zusammen/ alwo das Gesind das Wärk abzuspinnen pflegte. Weil es nun ohne
Kurzweiliger zu todt gehauen habe/ und in dem ichſo laſe/ klopfte iemand an meinem Fen- ſter an. Es war wieder ein Student/ deßwegen hielt ich ihn gleich den vori- gen vor einen Narren/ aber er war kluͤger/ als alle die fuͤnfe/ ſo vor ihm auf dem Schloße geweſen. Er brach- te ſeine Sache gar hoͤflich vor/ und weil es dazumal ziemlich kalt war/ ließe ich ihn zu mir in die warme Stube/ und vernahme gar bald von ihm/ daß er einzige Gelegenheit/ ſein Brodt zu ge- winnen ſuchte. Jch vermeldete ſein Vorhaben der Edelfrauen/ und ſagte: Daß er gar ein feiner Kerl zu ſeyn ſchie- ne/ derohalben ließen wir ihn ſo lange da bleiben/ bis ihn der Schreiber wuͤr- de ausgenohm̃en und examiniret ha- ben. Nach der Abend-Mahlzeit ließe ihm die Edelfrau zu Eſſen geben/ und vermelden/ daß er ſich darnach in der Hof-Stub einſinden ſolle/ dann da- ſelbſt wolte ſie mit ihm ein mehrers re- den. Dergeſtalten kamen wir an die- ſem Orth/ nach einer halben Stunden/ zuſammen/ alwo das Geſind das Waͤrk abzuſpiñen pflegte. Weil es nun ohne
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Kurzweiliger
zu todt gehauen habe/ und in dem ich
ſo laſe/ klopfte iemand an meinem Fen-
ſter an. Es war wieder ein Student/
deßwegen hielt ich ihn gleich den vori-
gen vor einen Narren/ aber er war
kluͤger/ als alle die fuͤnfe/ ſo vor ihm
auf dem Schloße geweſen. Er brach-
te ſeine Sache gar hoͤflich vor/ und weil
es dazumal ziemlich kalt war/ ließe ich
ihn zu mir in die warme Stube/ und
vernahme gar bald von ihm/ daß er
einzige Gelegenheit/ ſein Brodt zu ge-
winnen ſuchte. Jch vermeldete ſein
Vorhaben der Edelfrauen/ und ſagte:
Daß er gar ein feiner Kerl zu ſeyn ſchie-
ne/ derohalben ließen wir ihn ſo lange
da bleiben/ bis ihn der Schreiber wuͤr-
de ausgenohm̃en und examiniret ha-
ben. Nach der Abend-Mahlzeit ließe
ihm die Edelfrau zu Eſſen geben/ und
vermelden/ daß er ſich darnach in der
Hof-Stub einſinden ſolle/ dann da-
ſelbſt wolte ſie mit ihm ein mehrers re-
den. Dergeſtalten kamen wir an die-
ſem Orth/ nach einer halben Stunden/
zuſammen/ alwo das Geſind das
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