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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie III. Buch.
spräche/ einer da/ der ander dort her/
und/ weil ich die Sache nicht verstun-
de/ brachten sie mich gar leichtlich um
das Meinige. Ja was noch das üble-
ste war/ meine eigene Bluts-Freun-
de brachten mich um das meiste/ und
schoben das Gütlein in ihren Sack.
Das bäste war/ daß mir der Vater
einen Praeceptoren auf dem Lande ge-
halten/ der informirte mich gar fleis-
sig im Latein/ ob schon die Mutter
lieber gesehen hätte/ daß ich wär ein
Schneider geworden/ weil ihr Va-
ter vier Jahr Königlicher Leib-Schnei-
der in Dänemark und Schweden ge-
wesen. Mir hätte es zwar alles gleich
gegolten/ aber ich folgte doch endlich
dem Vater/ und griffe mich ziemlich
an/ brachte es auch durch sechs Jahr
dahin/ daß ich nach dem Hinscheiden
der Eltern von meinen übrigen Mit-
teln auf ein Gymnasium ziehen konte.
Man thate mich zu einem Schul-Leh-
rer in die Kost/ damit ich daselbst un-
ter bäßerer Obhut lebte; aber ich wur-
de schlimmer/ als ob ich bey dem verhudel-
sten Strumpf-Flicker wäre im Quartir

gewe-

Hiſtorie III. Buch.
ſpraͤche/ einer da/ der ander dort her/
und/ weil ich die Sache nicht verſtun-
de/ brachten ſie mich gar leichtlich um
das Meinige. Ja was noch das uͤble-
ſte war/ meine eigene Bluts-Freun-
de brachten mich um das meiſte/ und
ſchoben das Guͤtlein in ihren Sack.
Das baͤſte war/ daß mir der Vater
einen Præceptoren auf dem Lande ge-
halten/ der informirte mich gar fleiſ-
ſig im Latein/ ob ſchon die Mutter
lieber geſehen haͤtte/ daß ich waͤr ein
Schneider geworden/ weil ihr Va-
ter vier Jahr Koͤniglicher Leib-Schnei-
der in Daͤnemark und Schweden ge-
weſen. Mir haͤtte es zwar alles gleich
gegolten/ aber ich folgte doch endlich
dem Vater/ und griffe mich ziemlich
an/ brachte es auch durch ſechs Jahr
dahin/ daß ich nach dem Hinſcheiden
der Eltern von meinen uͤbrigen Mit-
teln auf ein Gymnaſium ziehen konte.
Man thate mich zu einem Schul-Leh-
rer in die Koſt/ damit ich daſelbſt un-
ter baͤßerer Obhut lebte; aber ich wur-
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ſten Stꝛumpf-Flicker waͤre im Quartir

gewe-
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[109/0117] Hiſtorie III. Buch. ſpraͤche/ einer da/ der ander dort her/ und/ weil ich die Sache nicht verſtun- de/ brachten ſie mich gar leichtlich um das Meinige. Ja was noch das uͤble- ſte war/ meine eigene Bluts-Freun- de brachten mich um das meiſte/ und ſchoben das Guͤtlein in ihren Sack. Das baͤſte war/ daß mir der Vater einen Præceptoren auf dem Lande ge- halten/ der informirte mich gar fleiſ- ſig im Latein/ ob ſchon die Mutter lieber geſehen haͤtte/ daß ich waͤr ein Schneider geworden/ weil ihr Va- ter vier Jahr Koͤniglicher Leib-Schnei- der in Daͤnemark und Schweden ge- weſen. Mir haͤtte es zwar alles gleich gegolten/ aber ich folgte doch endlich dem Vater/ und griffe mich ziemlich an/ brachte es auch durch ſechs Jahr dahin/ daß ich nach dem Hinſcheiden der Eltern von meinen uͤbrigen Mit- teln auf ein Gymnaſium ziehen konte. Man thate mich zu einem Schul-Leh- rer in die Koſt/ damit ich daſelbſt un- ter baͤßerer Obhut lebte; aber ich wur- de ſchlim̃er/ als ob ich bey dem verhudel- ſten Stꝛumpf-Flicker waͤre im Quartir gewe-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/117>, abgerufen am 03.05.2024.