Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie III. Buch.
Leben befreyen möchte/ darauf brachte
ers mit Manier dahin/ daß ich nach ei-
nem Vierthel-Jahr zu einem Edelmann
in der Stadt kame/ daß ich daselbst sei-
nen kleinen Herrn im Lesen und Schrei-
ben unterrichten solte.

Die Condition war an und vor
sich selbst schon gut genug/ aber es stri-
chen keine fünf Tag vorüber/ als ich
schon spürte/ daß Monsieur Schmaal-
Hanns bey diesem Edelmann mit Haut
und Haar ein-logirt war/ denn er gabe
so wenig/ als der Schulmeister/ zu fräs-
sen/ und was noch das schlimmste war/
so muste ich allezeit dasjenige/ was
auf dem Tisch übergeblieben/ aus-
fräßen/ und darnach muste ich mit
den Kindern vier Stunden zubringen.
Wann ich nur ein wenig krumm Maul
auf ihn machte/ so murrete die vom A-
del/ wie ein alter Gatter/ hieße mich
auch wol einen lausichten Scher-Gei-
ger und dergleichen/ welches mir doch
der Praecepror Clasilii noch nie gethan
hatte. Mit solchem Titul beehrete sie
mich die ersten vier Wochen/ aber
darnach hieße sie mich gar einen

Bachan-
F

Hiſtorie III. Buch.
Leben befreyen moͤchte/ darauf brachte
ers mit Manier dahin/ daß ich nach ei-
nem Vierthel-Jahr zu einem Edelmañ
in der Stadt kame/ daß ich daſelbſt ſei-
nen kleinen Herꝛn im Leſen und Schrei-
ben unterrichten ſolte.

Die Condition war an und vor
ſich ſelbſt ſchon gut genug/ aber es ſtri-
chen keine fuͤnf Tag voruͤber/ als ich
ſchon ſpuͤrte/ daß Monſieur Schmaal-
Hañs bey dieſem Edelmann mit Haut
und Haar ein-logirt war/ denn er gabe
ſo wenig/ als der Schulmeiſter/ zu fraͤſ-
ſen/ und was noch das ſchlimmſte war/
ſo muſte ich allezeit dasjenige/ was
auf dem Tiſch uͤbergeblieben/ auſ-
fraͤßen/ und darnach muſte ich mit
den Kindern vier Stunden zubringen.
Wann ich nur ein wenig krum̃ Maul
auf ihn machte/ ſo murrete die vom A-
del/ wie ein alter Gatter/ hieße mich
auch wol einen lauſichten Scher-Gei-
ger und dergleichen/ welches mir doch
der Præcepror Claſilii noch nie gethan
hatte. Mit ſolchem Titul beehrete ſie
mich die erſten vier Wochen/ aber
darnach hieße ſie mich gar einen

Bachan-
F
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0125" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">III.</hi></hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Leben befreyen mo&#x0364;chte/ darauf brachte<lb/>
ers mit Manier dahin/ daß ich nach ei-<lb/>
nem Vierthel-Jahr zu einem Edelman&#x0303;<lb/>
in der Stadt kame/ daß ich da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ei-<lb/>
nen kleinen Her&#xA75B;n im Le&#x017F;en und Schrei-<lb/>
ben unterrichten &#x017F;olte.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#aq">Condition</hi> war an und vor<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon gut genug/ aber es &#x017F;tri-<lb/>
chen keine fu&#x0364;nf Tag voru&#x0364;ber/ als ich<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;pu&#x0364;rte/ daß <hi rendition="#aq">Mon&#x017F;ieur</hi> Schmaal-<lb/>
Han&#x0303;s bey die&#x017F;em Edelmann mit Haut<lb/>
und Haar ein-<hi rendition="#aq">logirt</hi> war/ denn er gabe<lb/>
&#x017F;o wenig/ als der Schulmei&#x017F;ter/ zu fra&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ und was noch das &#x017F;chlimm&#x017F;te war/<lb/>
&#x017F;o mu&#x017F;te ich allezeit dasjenige/ was<lb/>
auf dem Ti&#x017F;ch u&#x0364;bergeblieben/ au&#x017F;-<lb/>
fra&#x0364;ßen/ und darnach mu&#x017F;te ich mit<lb/>
den Kindern vier Stunden zubringen.<lb/>
Wann ich nur ein wenig krum&#x0303; Maul<lb/>
auf ihn machte/ &#x017F;o murrete die vom A-<lb/>
del/ wie ein alter Gatter/ hieße mich<lb/>
auch wol einen lau&#x017F;ichten Scher-Gei-<lb/>
ger und dergleichen/ welches mir doch<lb/>
der <hi rendition="#aq">Præcepror Cla&#x017F;ilii</hi> noch nie gethan<lb/>
hatte. Mit &#x017F;olchem Titul beehrete &#x017F;ie<lb/>
mich die er&#x017F;ten vier Wochen/ aber<lb/>
darnach hieße &#x017F;ie mich gar einen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F</fw><fw place="bottom" type="catch">Bachan-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0125] Hiſtorie III. Buch. Leben befreyen moͤchte/ darauf brachte ers mit Manier dahin/ daß ich nach ei- nem Vierthel-Jahr zu einem Edelmañ in der Stadt kame/ daß ich daſelbſt ſei- nen kleinen Herꝛn im Leſen und Schrei- ben unterrichten ſolte. Die Condition war an und vor ſich ſelbſt ſchon gut genug/ aber es ſtri- chen keine fuͤnf Tag voruͤber/ als ich ſchon ſpuͤrte/ daß Monſieur Schmaal- Hañs bey dieſem Edelmann mit Haut und Haar ein-logirt war/ denn er gabe ſo wenig/ als der Schulmeiſter/ zu fraͤſ- ſen/ und was noch das ſchlimmſte war/ ſo muſte ich allezeit dasjenige/ was auf dem Tiſch uͤbergeblieben/ auſ- fraͤßen/ und darnach muſte ich mit den Kindern vier Stunden zubringen. Wann ich nur ein wenig krum̃ Maul auf ihn machte/ ſo murrete die vom A- del/ wie ein alter Gatter/ hieße mich auch wol einen lauſichten Scher-Gei- ger und dergleichen/ welches mir doch der Præcepror Claſilii noch nie gethan hatte. Mit ſolchem Titul beehrete ſie mich die erſten vier Wochen/ aber darnach hieße ſie mich gar einen Bachan- F

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/125
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/125>, abgerufen am 03.05.2024.