Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurzweiliger
ches verneinet/ schnitte mir die Frau
ein Stück Brodt ab/ und den zweyen
Kindern gabe sie 8 Zwetschken-Pflau-
men; dann es war dazumal im Herbst-
Monat/ und der Pfarr-Herr ernährete
sich mit Obst/ wie ein Bauer/ weil er
fast in die vierzehen Gärten hatte. Er
selbst zoge eine halbe Knack-Wurst
aus der Fick hervor/ und theilete seinem
Vetter mit/ die Frau aber satzte sich
auf die Ofen-Bank/ und wunde Garn
ab. Solcher Gestalten verrichteten wir
die Abend-Malzeit/ und ich glaubte/ es
müste etwan in dem Dorf ein absonder-
licher Fast-Tag seyn; aber hernachmals
erfuhre ich/ daß es täglich so zugangen/
und deßwegen wolten weder Knecht
noch Magd bey diesem Pfarr-Herrn
dienen.

Jch war nicht gar drey Tage bey
ihm/ als ich wieder gern davon wäre/ ie-
dennoch brachte mich meine curiosität
weiter/ als es sonsten mein Willen
gewesen/ weil ich all mein Leb-Tage
gern um solche Erz-Schab-Hälser ge-
wesen/ damit ich mich über ihre Thor-
heiten ergötzen/ und ein Exempel neh-

men

Kurzweiliger
ches verneinet/ ſchnitte mir die Frau
ein Stuͤck Brodt ab/ und den zweyen
Kindern gabe ſie 8 Zwetſchken-Pflau-
men; dann es war dazumal im Herbſt-
Monat/ und der Pfarꝛ-Herr ernaͤhrete
ſich mit Obſt/ wie ein Bauer/ weil er
faſt in die vierzehen Gaͤrten hatte. Er
ſelbſt zoge eine halbe Knack-Wurſt
aus der Fick hervor/ und theilete ſeinem
Vetter mit/ die Frau aber ſatzte ſich
auf die Ofen-Bank/ und wunde Garn
ab. Solcher Geſtalten verrichteten wir
die Abend-Malzeit/ und ich glaubte/ es
muͤſte etwan in dem Dorf ein abſonder-
licher Faſt-Tag ſeyn; aber hernachmals
erfuhre ich/ daß es taͤglich ſo zugangen/
und deßwegen wolten weder Knecht
noch Magd bey dieſem Pfarꝛ-Herꝛn
dienen.

Jch war nicht gar drey Tage bey
ihm/ als ich wieder gern davon waͤre/ ie-
dennoch brachte mich meine curioſitaͤt
weiter/ als es ſonſten mein Willen
geweſen/ weil ich all mein Leb-Tage
gern um ſolche Erz-Schab-Haͤlſer ge-
weſen/ damit ich mich uͤber ihre Thor-
heiten ergoͤtzen/ und ein Exempel neh-

men
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="128"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurzweiliger</hi></fw><lb/>
ches verneinet/ &#x017F;chnitte mir die Frau<lb/>
ein Stu&#x0364;ck Brodt ab/ und den zweyen<lb/>
Kindern gabe &#x017F;ie 8 Zwet&#x017F;chken-Pflau-<lb/>
men; dann es war dazumal im Herb&#x017F;t-<lb/>
Monat/ und der Pfar&#xA75B;-Herr erna&#x0364;hrete<lb/>
&#x017F;ich mit Ob&#x017F;t/ wie ein Bauer/ weil er<lb/>
fa&#x017F;t in die vierzehen Ga&#x0364;rten hatte. Er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zoge eine halbe Knack-Wur&#x017F;t<lb/>
aus der Fick hervor/ und theilete &#x017F;einem<lb/>
Vetter mit/ die Frau aber &#x017F;atzte &#x017F;ich<lb/>
auf die Ofen-Bank/ und wunde Garn<lb/>
ab. Solcher Ge&#x017F;talten verrichteten wir<lb/>
die Abend-Malzeit/ und ich glaubte/ es<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te etwan in dem Dorf ein ab&#x017F;onder-<lb/>
licher Fa&#x017F;t-Tag &#x017F;eyn; aber hernachmals<lb/>
erfuhre ich/ daß es ta&#x0364;glich &#x017F;o zugangen/<lb/>
und deßwegen wolten weder Knecht<lb/>
noch Magd bey die&#x017F;em Pfar&#xA75B;-Her&#xA75B;n<lb/>
dienen.</p><lb/>
        <p>Jch war nicht gar drey Tage bey<lb/>
ihm/ als ich wieder gern davon wa&#x0364;re/ ie-<lb/>
dennoch brachte mich meine <hi rendition="#aq">curio&#x017F;it</hi>a&#x0364;t<lb/>
weiter/ als es &#x017F;on&#x017F;ten mein Willen<lb/>
gewe&#x017F;en/ weil ich all mein Leb-Tage<lb/>
gern um &#x017F;olche Erz-Schab-Ha&#x0364;l&#x017F;er ge-<lb/>
we&#x017F;en/ damit ich mich u&#x0364;ber ihre Thor-<lb/>
heiten ergo&#x0364;tzen/ und ein Exempel neh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0136] Kurzweiliger ches verneinet/ ſchnitte mir die Frau ein Stuͤck Brodt ab/ und den zweyen Kindern gabe ſie 8 Zwetſchken-Pflau- men; dann es war dazumal im Herbſt- Monat/ und der Pfarꝛ-Herr ernaͤhrete ſich mit Obſt/ wie ein Bauer/ weil er faſt in die vierzehen Gaͤrten hatte. Er ſelbſt zoge eine halbe Knack-Wurſt aus der Fick hervor/ und theilete ſeinem Vetter mit/ die Frau aber ſatzte ſich auf die Ofen-Bank/ und wunde Garn ab. Solcher Geſtalten verrichteten wir die Abend-Malzeit/ und ich glaubte/ es muͤſte etwan in dem Dorf ein abſonder- licher Faſt-Tag ſeyn; aber hernachmals erfuhre ich/ daß es taͤglich ſo zugangen/ und deßwegen wolten weder Knecht noch Magd bey dieſem Pfarꝛ-Herꝛn dienen. Jch war nicht gar drey Tage bey ihm/ als ich wieder gern davon waͤre/ ie- dennoch brachte mich meine curioſitaͤt weiter/ als es ſonſten mein Willen geweſen/ weil ich all mein Leb-Tage gern um ſolche Erz-Schab-Haͤlſer ge- weſen/ damit ich mich uͤber ihre Thor- heiten ergoͤtzen/ und ein Exempel neh- men

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/136
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/136>, abgerufen am 04.12.2024.