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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
dem nit gar zu froh seyn. Doch ist es nit
ohne/ daß die Jugend immer nach neuen Biß-
lein schnappet und ein junges Mägdlein gern ei-
nen Mann hättte. Das ist eins.

Vors andere/ daß sich der Herr (wiese auf
mich) dannenhero auch entschloßen habe nicht
allein zu seyn/ sondern ein Stück Fleisch an den
Hals zu hängen/ ist gar billich und zuläßig/ und
erfreuet mich von Herzen/ daß er dahero das
Vertrauen zu meiner Tochter gesetzet/ welche/
ob sie schon nicht so sehr Tugendsam ist/ als es
der Herr (wiese hierauf auf den Studenten)
durch seine Wolredenheit herausgestrichen/
(hierauf bücketen wir uns alle beyde zugleich)
so ist sie doch ein ehrlich frommes Kind/ fleißjg/
bäuslich/ andächtig und gutwillig/ ja ja/ so ein
Mädchen ists/ stehet es ihm an/ warum solt ich
mich besinnen/ sie an einen so wackern Cavalier
zu versorgen? Hiermit pfiffe er/ und hieße
die Tochter kommen

Potz hundert gute Jahr/ wie erschracken
wir/ als dieselbige samt der Mutter zu dem
Zimmer herein kame! Dann da wurden
wir erst gewahr/ daß uns der Wirth einen grau-
samen Bären angebunden hatte/ dann ich kan
nicht genugsam beschreiben/ wie ein ungestaltes
langseitiges Mensch die Jungfer ware; Sie
schielte mit den Augen/ und die Nase war ihr
um zwey gute Finger zu kurz/ und was noch das
ärgste war/ so gieng sie auf der Steltzen. Jch
sahe es dem Studenten an der Nase an/ daß er
schlechte Lust hatte sich weiter mit einem Wort
zu verbrennen/ machten uns also mit Manier

auf

Kurzweiliger
dem nit gar zu froh ſeyn. Doch iſt es nit
ohne/ daß die Jugend immer nach neuen Biß-
lein ſchnappet und ein junges Maͤgdlein gern ei-
nen Mann haͤttte. Das iſt eins.

Vors andere/ daß ſich der Herꝛ (wieſe auf
mich) dannenhero auch entſchloßen habe nicht
allein zu ſeyn/ ſondern ein Stuͤck Fleiſch an den
Hals zu haͤngen/ iſt gar billich und zulaͤßig/ und
erfreuet mich von Herzen/ daß er dahero das
Vertrauen zu meiner Tochter geſetzet/ welche/
ob ſie ſchon nicht ſo ſehr Tugendſam iſt/ als es
der Herꝛ (wieſe hierauf auf den Studenten)
durch ſeine Wolredenheit herausgeſtrichen/
(hierauf buͤcketen wir uns alle beyde zugleich)
ſo iſt ſie doch ein ehrlich frommes Kind/ fleißjg/
baͤuslich/ andaͤchtig und gutwillig/ ja ja/ ſo ein
Maͤdchen iſts/ ſtehet es ihm an/ warum ſolt ich
mich beſinnen/ ſie an einen ſo wackern Cavalier
zu verſorgen? Hiermit pfiffe er/ und hieße
die Tochter kommen

Potz hundert gute Jahr/ wie erſchracken
wir/ als dieſelbige ſamt der Mutter zu dem
Zimmer herein kame! Dann da wurden
wir erſt gewahr/ daß uns der Wirth einen grau-
ſamen Baͤren angebunden hatte/ dann ich kan
nicht genugſam beſchreiben/ wie ein ungeſtaltes
langſeitiges Menſch die Jungfer ware; Sie
ſchielte mit den Augen/ und die Naſe war ihr
um zwey gute Finger zu kurz/ und was noch das
aͤrgſte war/ ſo gieng ſie auf der Steltzen. Jch
ſahe es dem Studenten an der Naſe an/ daß er
ſchlechte Luſt hatte ſich weiter mit einem Wort
zu verbrennen/ machten uns alſo mit Manier

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[206/0214] Kurzweiliger dem nit gar zu froh ſeyn. Doch iſt es nit ohne/ daß die Jugend immer nach neuen Biß- lein ſchnappet und ein junges Maͤgdlein gern ei- nen Mann haͤttte. Das iſt eins. Vors andere/ daß ſich der Herꝛ (wieſe auf mich) dannenhero auch entſchloßen habe nicht allein zu ſeyn/ ſondern ein Stuͤck Fleiſch an den Hals zu haͤngen/ iſt gar billich und zulaͤßig/ und erfreuet mich von Herzen/ daß er dahero das Vertrauen zu meiner Tochter geſetzet/ welche/ ob ſie ſchon nicht ſo ſehr Tugendſam iſt/ als es der Herꝛ (wieſe hierauf auf den Studenten) durch ſeine Wolredenheit herausgeſtrichen/ (hierauf buͤcketen wir uns alle beyde zugleich) ſo iſt ſie doch ein ehrlich frommes Kind/ fleißjg/ baͤuslich/ andaͤchtig und gutwillig/ ja ja/ ſo ein Maͤdchen iſts/ ſtehet es ihm an/ warum ſolt ich mich beſinnen/ ſie an einen ſo wackern Cavalier zu verſorgen? Hiermit pfiffe er/ und hieße die Tochter kommen Potz hundert gute Jahr/ wie erſchracken wir/ als dieſelbige ſamt der Mutter zu dem Zimmer herein kame! Dann da wurden wir erſt gewahr/ daß uns der Wirth einen grau- ſamen Baͤren angebunden hatte/ dann ich kan nicht genugſam beſchreiben/ wie ein ungeſtaltes langſeitiges Menſch die Jungfer ware; Sie ſchielte mit den Augen/ und die Naſe war ihr um zwey gute Finger zu kurz/ und was noch das aͤrgſte war/ ſo gieng ſie auf der Steltzen. Jch ſahe es dem Studenten an der Naſe an/ daß er ſchlechte Luſt hatte ſich weiter mit einem Wort zu verbrennen/ machten uns alſo mit Manier auf

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/214>, abgerufen am 21.11.2024.