[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurzweiliger und solchen trunk sie gemeiniglich ausausgehölerten Zucker-Hüten. Kein Schneider/ so viel auch derer bey ihr gedienet/ hat einen Augenblick von ihr Ruhe oder Friede gehabt/ dann sie muste fast alle Tage ein neu Kleid an- ziehen/ und weil es den Purschen an der Arbeit zu viel wurde/ jagte sie fast wochentlich sechs bis acht hinweg. Kame sie auf einen Jahr-Markt/ so muste trabs alles gekauffet werden/ was ihr Herz verlangte/ und mit Wenigen zu sagen/ sie triebe ein Le- ben/ das nicht hofärtiger und ver- schwenderischer seyn können/ zu diesem allen dorfte doch mein Schwager nicht ein Wörtlein sagen/ sonst würde sie ihn warhaftig einen nackigten Hund über den andern geheissen haben/ dann sie hatte ein so leichtfertig Maul/ als kein Weibs-Bild auf der Erden/ und dahero ward sie bey ihres gleichen von Adel so wohl als andern Leuten sehr verhaßt und in dem schlimmsten Ruff/ daß ich mich selbsten von Herzen schä- men müssen. Einsmals redete ich ihr etwas schärfer zu/ und ob ich gleich jünger
Kurzweiliger und ſolchen trunk ſie gemeiniglich ausausgehoͤlerten Zucker-Huͤten. Kein Schneider/ ſo viel auch derer bey ihr gedienet/ hat einen Augenblick von ihr Ruhe oder Friede gehabt/ dann ſie muſte faſt alle Tage ein neu Kleid an- ziehen/ und weil es den Purſchen an der Arbeit zu viel wurde/ jagte ſie faſt wochentlich ſechs bis acht hinweg. Kame ſie auf einen Jahr-Markt/ ſo muſte trabs alles gekauffet werden/ was ihr Herz verlangte/ und mit Wenigen zu ſagen/ ſie triebe ein Le- ben/ das nicht hofaͤrtiger und ver- ſchwenderiſcher ſeyn koͤnnen/ zu dieſem allen dorfte doch mein Schwager nicht ein Woͤrtlein ſagen/ ſonſt wuͤrde ſie ihn warhaftig einen nackigten Hund uͤber den andern geheiſſen haben/ dañ ſie hatte ein ſo leichtfertig Maul/ als kein Weibs-Bild auf der Erden/ und dahero ward ſie bey ihres gleichen von Adel ſo wohl als andern Leuten ſehr verhaßt und in dem ſchlim̃ſten Ruff/ daß ich mich ſelbſten von Herzen ſchaͤ- men muͤſſen. Einsmals redete ich ihr etwas ſchaͤrfer zu/ und ob ich gleich juͤnger
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Kurzweiliger
und ſolchen trunk ſie gemeiniglich aus
ausgehoͤlerten Zucker-Huͤten. Kein
Schneider/ ſo viel auch derer bey ihr
gedienet/ hat einen Augenblick von
ihr Ruhe oder Friede gehabt/ dann ſie
muſte faſt alle Tage ein neu Kleid an-
ziehen/ und weil es den Purſchen an
der Arbeit zu viel wurde/ jagte ſie faſt
wochentlich ſechs bis acht hinweg.
Kame ſie auf einen Jahr-Markt/
ſo muſte trabs alles gekauffet werden/
was ihr Herz verlangte/ und mit
Wenigen zu ſagen/ ſie triebe ein Le-
ben/ das nicht hofaͤrtiger und ver-
ſchwenderiſcher ſeyn koͤnnen/ zu dieſem
allen dorfte doch mein Schwager nicht
ein Woͤrtlein ſagen/ ſonſt wuͤrde ſie
ihn warhaftig einen nackigten Hund
uͤber den andern geheiſſen haben/ dañ
ſie hatte ein ſo leichtfertig Maul/ als
kein Weibs-Bild auf der Erden/ und
dahero ward ſie bey ihres gleichen von
Adel ſo wohl als andern Leuten ſehr
verhaßt und in dem ſchlim̃ſten Ruff/
daß ich mich ſelbſten von Herzen ſchaͤ-
men muͤſſen. Einsmals redete ich ihr
etwas ſchaͤrfer zu/ und ob ich gleich
juͤnger
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