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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie I. Buch.
nung ist noch das bäste gewesen/ sonst
hätte sich der unglückselige Mensch oh-
ne allen Zweifel mit einem Spieß er-
stochen/ wie man die Kühe damit an-
zubinden pfleget.

Mein seeliger Vater hatte genug
an dem verlaßenen Menschen zu trö-
sten/ und triebe bey dem Consistorio
die Sache selbst/ damit er wider eine
Vereinigung treffen könnte: aber sie
baueten beyde Schlößer in die Luft/
dann meine Schwester lachte sie von
Ferne nur aus/ bis wir endlich nicht
mehr gewust/ wo sie hinkommen.

Diese Schand-lose Hexe/ (sagte
die Edel-Frau weiter fort) lude dem
seeligen Herrn Vater keinen geringen
Stein auf sein altes Herze/ sondern
brachte ihn endlich mit vielen Threnen
unter die Erde/ dann er bekannte noch
auf dem Tod-Bette/ daß seine Ehr-ver-
geßene und flüchtige Land-Streicherin
der einzige Anfang seiner so schweren
Krankheit wäre/ hiermit ist er verschie-
den/ und wir übrigen drey Geschwistrich
theileten uns in die Güter/ und schlos-
sen bey solcher Theilung die herum-

stür-

Hiſtorie I. Buch.
nung iſt noch das baͤſte geweſen/ ſonſt
haͤtte ſich der ungluͤckſelige Menſch oh-
ne allen Zweifel mit einem Spieß er-
ſtochen/ wie man die Kuͤhe damit an-
zubinden pfleget.

Mein ſeeliger Vater hatte genug
an dem verlaßenen Menſchen zu troͤ-
ſten/ und triebe bey dem Conſiſtorio
die Sache ſelbſt/ damit er wider eine
Vereinigung treffen koͤñte: aber ſie
baueten beyde Schloͤßer in die Luft/
dann meine Schweſter lachte ſie von
Ferne nur aus/ bis wir endlich nicht
mehr gewuſt/ wo ſie hinkommen.

Dieſe Schand-loſe Hexe/ (ſagte
die Edel-Frau weiter fort) lude dem
ſeeligen Herꝛn Vater keinen geringen
Stein auf ſein altes Herze/ ſondern
brachte ihn endlich mit vielen Threnen
unter die Erde/ dann er bekañte noch
auf dem Tod-Bette/ daß ſeine Ehr-ver-
geßene und fluͤchtige Land-Streicherin
der einzige Anfang ſeiner ſo ſchweren
Krankheit waͤre/ hiermit iſt er verſchie-
den/ und wir uͤbrigen drey Geſchwiſtrich
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ſen bey ſolcher Theilung die herum-

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[17/0025] Hiſtorie I. Buch. nung iſt noch das baͤſte geweſen/ ſonſt haͤtte ſich der ungluͤckſelige Menſch oh- ne allen Zweifel mit einem Spieß er- ſtochen/ wie man die Kuͤhe damit an- zubinden pfleget. Mein ſeeliger Vater hatte genug an dem verlaßenen Menſchen zu troͤ- ſten/ und triebe bey dem Conſiſtorio die Sache ſelbſt/ damit er wider eine Vereinigung treffen koͤñte: aber ſie baueten beyde Schloͤßer in die Luft/ dann meine Schweſter lachte ſie von Ferne nur aus/ bis wir endlich nicht mehr gewuſt/ wo ſie hinkommen. Dieſe Schand-loſe Hexe/ (ſagte die Edel-Frau weiter fort) lude dem ſeeligen Herꝛn Vater keinen geringen Stein auf ſein altes Herze/ ſondern brachte ihn endlich mit vielen Threnen unter die Erde/ dann er bekañte noch auf dem Tod-Bette/ daß ſeine Ehr-ver- geßene und fluͤchtige Land-Streicherin der einzige Anfang ſeiner ſo ſchweren Krankheit waͤre/ hiermit iſt er verſchie- den/ und wir uͤbrigen drey Geſchwiſtrich theileten uns in die Guͤter/ und ſchloſ- ſen bey ſolcher Theilung die herum- ſtuͤr-

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/25>, abgerufen am 21.11.2024.