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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie I. Buch.
vor mein Eigenthum. Seht doch/
sagte die Bettlerin/ und ist euer Herr
Vater schon gestorben? Ja! sagte
ich. Sie fragte weiter: An was
vor einer Krankheit? Jch gabe ihr
wieder zur Antwort und sagte: Mei-
ne liebe Schwester/ wie in großem E-
lend sehe ich dich anietzo? schämest du
dich nicht das Land als eine Bettlerin
durchzustürzen/ und zum Schimpf der
ganzen Freundschaft dich so erz-lieder-
lich-bloß zu geben? leugne es nur
nicht/ und bekenne mir im Vertrauen/
wie es dir gegangen/ und auf was
Weis du in einen so Erbarmungs-
würdigen Stand gerahten seyest/ als
dann will ich sehen wie ich dir helffe!
Liebe Schwester/ sagte sie darauf ganz
scham-roht unb zagig/ ich hätte nicht
gemeynet/ daß du mich kennen soltest/
es gehet mir (hiermit lieffen ihr die
Augen über) leyder Gott! elend und
übel genug. Mancher Hund hat es
bäßer/ als ich armes verlaßenes
Mensch! Sobald ich meinen Mann
verlaßen und mit meinem Geld durch
den Wald gereiset/ wurde ich da-

selbsten
B ij

Hiſtorie I. Buch.
vor mein Eigenthum. Seht doch/
ſagte die Bettlerin/ und iſt euer Herꝛ
Vater ſchon geſtorben? Ja! ſagte
ich. Sie fragte weiter: An was
vor einer Krankheit? Jch gabe ihr
wieder zur Antwort und ſagte: Mei-
ne liebe Schweſter/ wie in großem E-
lend ſehe ich dich anietzo? ſchaͤmeſt du
dich nicht das Land als eine Bettlerin
durchzuſtuͤrzen/ und zum Schimpf der
ganzen Freundſchaft dich ſo erz-lieder-
lich-bloß zu geben? leugne es nur
nicht/ und bekenne mir im Vertrauen/
wie es dir gegangen/ und auf was
Weis du in einen ſo Erbarmungs-
wuͤrdigen Stand gerahten ſeyeſt/ als
dann will ich ſehen wie ich dir helffe!
Liebe Schweſter/ ſagte ſie darauf ganz
ſcham-roht unb zagig/ ich haͤtte nicht
gemeynet/ daß du mich kennen ſolteſt/
es gehet mir (hiermit lieffen ihr die
Augen uͤber) leyder Gott! elend und
uͤbel genug. Mancher Hund hat es
baͤßer/ als ich armes verlaßenes
Menſch! Sobald ich meinen Mann
verlaßen und mit meinem Geld durch
den Wald gereiſet/ wurde ich da-

ſelbſten
B ij
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[23/0031] Hiſtorie I. Buch. vor mein Eigenthum. Seht doch/ ſagte die Bettlerin/ und iſt euer Herꝛ Vater ſchon geſtorben? Ja! ſagte ich. Sie fragte weiter: An was vor einer Krankheit? Jch gabe ihr wieder zur Antwort und ſagte: Mei- ne liebe Schweſter/ wie in großem E- lend ſehe ich dich anietzo? ſchaͤmeſt du dich nicht das Land als eine Bettlerin durchzuſtuͤrzen/ und zum Schimpf der ganzen Freundſchaft dich ſo erz-lieder- lich-bloß zu geben? leugne es nur nicht/ und bekenne mir im Vertrauen/ wie es dir gegangen/ und auf was Weis du in einen ſo Erbarmungs- wuͤrdigen Stand gerahten ſeyeſt/ als dann will ich ſehen wie ich dir helffe! Liebe Schweſter/ ſagte ſie darauf ganz ſcham-roht unb zagig/ ich haͤtte nicht gemeynet/ daß du mich kennen ſolteſt/ es gehet mir (hiermit lieffen ihr die Augen uͤber) leyder Gott! elend und uͤbel genug. Mancher Hund hat es baͤßer/ als ich armes verlaßenes Menſch! Sobald ich meinen Mann verlaßen und mit meinem Geld durch den Wald gereiſet/ wurde ich da- ſelbſten B ij

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/31>, abgerufen am 21.11.2024.