[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Kurweiliger machet. Sie aße selbst mit/ undlegte uns allen vor/ versprache auch/ nach vollendter Malzeit ihre Rede zu schließen/ und als wir nach Tisch ge- betet/ ruffte ich etlichen alten Wei- bern/ welche gemeiniglich Nacht-Zei- tens ihr Wärk in unserer Stuben zu spinnen pflegten/ als sie sich nun Reyhe- herum gesetzet/ führet die fremde Frau/ ihre Erzehlung fort und sagte: Zuvor bin ich gekommen bis auf den/
Kurweiliger machet. Sie aße ſelbſt mit/ undlegte uns allen vor/ verſprache auch/ nach vollendter Malzeit ihre Rede zu ſchließen/ und als wir nach Tiſch ge- betet/ ruffte ich etlichen alten Wei- bern/ welche gemeiniglich Nacht-Zei- tens ihr Waͤrk in unſerer Stuben zu ſpinnen pflegten/ als ſie ſich nun Reyhe- herum geſetzet/ fuͤhret die fremde Frau/ ihre Erzehlung fort und ſagte: Zuvor bin ich gekommen bis auf den/
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Kurweiliger
machet. Sie aße ſelbſt mit/ und
legte uns allen vor/ verſprache auch/
nach vollendter Malzeit ihre Rede zu
ſchließen/ und als wir nach Tiſch ge-
betet/ ruffte ich etlichen alten Wei-
bern/ welche gemeiniglich Nacht-Zei-
tens ihr Waͤrk in unſerer Stuben zu
ſpinnen pflegten/ als ſie ſich nun Reyhe-
herum geſetzet/ fuͤhret die fremde
Frau/ ihre Erzehlung fort und
ſagte:
Zuvor bin ich gekommen bis auf
das Geſpraͤch/ ſo ich mit meinem
Schwager dem Obriſt-Leutenant ge-
gehabt/ und als er ſich auf Weis noch
Manier entſchließen wollen/ meiner
Schweſter mit fernerer Gunſt anzu-
haͤngen/ gienge ich wieder hinunter in
den Schloß-Hof. Es war ſchon et-
was dunkel/ deßwegen hatte ich baͤßer
Gelegenheit mit der Bettlerin zu re-
den/ welche allgemach mit ihren Kin-
dern die Schuͤſſel ganz rein ausge-
fraͤßen hatte/ die kleinen leckten mit
den Fingern den Boden ab/ dann die
Frau ſagte/ daß ſie innerhalb vierze-
hen Tagen nicht ſo gut geſpeiſet wor-
den/
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