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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie I. Buch.
dermaßen/ daß er innerhalb einem
Jahr vom Haus und Hof muste/ und
seyd dieser Zeit kuppelt er die Adeli-
chen Personen an einander/ brachte
mir auch diesen Herrn von weiten ber/
und weil der Kerl trefflich complimen-
t
iren und seine Wort manierlich stel-
len konte/ verliebte ich mich alsbald
in ihn; dann die Jugend sieht nicht
gar weit vor sich/ sondern greifft oft
einen Roß-Pfifferling vor einen Ap-
fel an.

Jhr werdet euch höchst verwun-
dern/ wie es mir gegangen: Denn
nach dem Verlöbnüß zoge ieder seine
Straße/ und die Hochzeit verschoben
wir bis vier Wochen/ zwischen wel-
cher Zeit ich genugsame Zeit hatte/ mich
mit meiner Schwester zu unterreden.
Sie bedauerte den Abzug ihres gewe-
senen Ehemannes mit hundert-tau-
send Seufzern/ und sagte/ daß sie sich
von Herzen gern sängen und brennen
wolte laßen/ so er sie nur zwey Jahr zu
Genaden annehmen wolte/ sie wolte
sich in solcher Zeit so gehorsam und
wol gegen ihn und männiglich verhal-

ten/
B vj

Hiſtorie I. Buch.
dermaßen/ daß er innerhalb einem
Jahr vom Haus und Hof muſte/ und
ſeyd dieſer Zeit kuppelt er die Adeli-
chen Perſonen an einander/ brachte
mir auch dieſen Herꝛn von weiten ber/
und weil der Kerl trefflich complimen-
t
iren und ſeine Wort manierlich ſtel-
len konte/ verliebte ich mich alsbald
in ihn; dann die Jugend ſieht nicht
gar weit vor ſich/ ſondern greifft oft
einen Roß-Pfifferling vor einen Ap-
fel an.

Jhr werdet euch hoͤchſt verwun-
dern/ wie es mir gegangen: Denn
nach dem Verloͤbnuͤß zoge ieder ſeine
Straße/ und die Hochzeit verſchoben
wir bis vier Wochen/ zwiſchen wel-
cher Zeit ich genugſame Zeit hatte/ mich
mit meiner Schweſter zu unterreden.
Sie bedauerte den Abzug ihres gewe-
ſenen Ehemannes mit hundert-tau-
ſend Seufzern/ und ſagte/ daß ſie ſich
von Herzen gern ſaͤngen und brennen
wolte laßen/ ſo er ſie nur zwey Jahr zu
Genaden annehmen wolte/ ſie wolte
ſich in ſolcher Zeit ſo gehorſam und
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B vj
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[31/0039] Hiſtorie I. Buch. dermaßen/ daß er innerhalb einem Jahr vom Haus und Hof muſte/ und ſeyd dieſer Zeit kuppelt er die Adeli- chen Perſonen an einander/ brachte mir auch dieſen Herꝛn von weiten ber/ und weil der Kerl trefflich complimen- tiren und ſeine Wort manierlich ſtel- len konte/ verliebte ich mich alsbald in ihn; dann die Jugend ſieht nicht gar weit vor ſich/ ſondern greifft oft einen Roß-Pfifferling vor einen Ap- fel an. Jhr werdet euch hoͤchſt verwun- dern/ wie es mir gegangen: Denn nach dem Verloͤbnuͤß zoge ieder ſeine Straße/ und die Hochzeit verſchoben wir bis vier Wochen/ zwiſchen wel- cher Zeit ich genugſame Zeit hatte/ mich mit meiner Schweſter zu unterreden. Sie bedauerte den Abzug ihres gewe- ſenen Ehemannes mit hundert-tau- ſend Seufzern/ und ſagte/ daß ſie ſich von Herzen gern ſaͤngen und brennen wolte laßen/ ſo er ſie nur zwey Jahr zu Genaden annehmen wolte/ ſie wolte ſich in ſolcher Zeit ſo gehorſam und wol gegen ihn und maͤnniglich verhal- ten/ B vj

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/39>, abgerufen am 23.11.2024.