[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.Historie II. Buch. zu erhalten. Er reisete in der Welthin und wider/ und kommt eines Mor- gens in eine Stadt/ alwo der Bischoff selbiges Orts eine öffentliche Disputati- on fast an alle Ecken der Stadt an- schlagen laßen. Caramuel sahe sol- ches mit sonderlichem Belieben/ ga- be einem Jungen auf der Gassen ein Trank-Geld/ damit er ihn an den Ort führen solte/ alwo man disputi- ren würde. Er kommt hin/ und der praesidirende Jesuit war schon begrif- fen die vorgebrachten argumenta zu schlichten/ als sich Caramuel mit un- ter die opponenten satzte. Weil man ihn nicht kante/ wurde er von allen ausgelachet/ und als der Bischoff fragte/ wer gegenwärtiger Pfaff sey? gabe man ihm zur Antwort/ es seye vielleicht ein Dorf-Pfaff welcher sich vollgesoffen/ und ohngefähr an den Ort gerahten wäre. Seine Kleider waren wegen der langen Reise sehr besudelt/ deßwegen glaubte der Bi- schoff selbsten/ es müste ein liederli- cher Teufel seyn. Caramuel bleibt a- ber so lang stillschweigend sitzen/ bis die Ord-
Hiſtorie II. Buch. zu erhalten. Er reiſete in der Welthin und wider/ und kom̃t eines Mor- gens in eine Stadt/ alwo der Biſchoff ſelbiges Orts eine oͤffentliche Diſputati- on faſt an alle Ecken der Stadt an- ſchlagen laßen. Caramuel ſahe ſol- ches mit ſonderlichem Belieben/ ga- be einem Jungen auf der Gaſſen ein Trank-Geld/ damit er ihn an den Ort fuͤhren ſolte/ alwo man diſputi- ren wuͤrde. Er kom̃t hin/ und der præſidirende Jeſuit war ſchon begrif- fen die vorgebrachten argumenta zu ſchlichten/ als ſich Caramuel mit un- ter die opponenten ſatzte. Weil man ihn nicht kante/ wurde er von allen ausgelachet/ und als der Biſchoff fragte/ wer gegenwaͤrtiger Pfaff ſey? gabe man ihm zur Antwort/ es ſeye vielleicht ein Dorf-Pfaff welcher ſich vollgeſoffen/ und ohngefaͤhr an den Ort gerahten waͤre. Seine Kleider waren wegen der langen Reiſe ſehr beſudelt/ deßwegen glaubte der Bi- ſchoff ſelbſten/ es muͤſte ein liederli- cher Teufel ſeyn. Caramuel bleibt a- ber ſo lang ſtillſchweigend ſitzen/ bis die Ord-
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Hiſtorie II. Buch.
zu erhalten. Er reiſete in der Welt
hin und wider/ und kom̃t eines Mor-
gens in eine Stadt/ alwo der Biſchoff
ſelbiges Orts eine oͤffentliche Diſputati-
on faſt an alle Ecken der Stadt an-
ſchlagen laßen. Caramuel ſahe ſol-
ches mit ſonderlichem Belieben/ ga-
be einem Jungen auf der Gaſſen ein
Trank-Geld/ damit er ihn an den
Ort fuͤhren ſolte/ alwo man diſputi-
ren wuͤrde. Er kom̃t hin/ und der
præſidirende Jeſuit war ſchon begrif-
fen die vorgebrachten argumenta zu
ſchlichten/ als ſich Caramuel mit un-
ter die opponenten ſatzte. Weil
man ihn nicht kante/ wurde er von
allen ausgelachet/ und als der Biſchoff
fragte/ wer gegenwaͤrtiger Pfaff ſey?
gabe man ihm zur Antwort/ es ſeye
vielleicht ein Dorf-Pfaff welcher ſich
vollgeſoffen/ und ohngefaͤhr an den
Ort gerahten waͤre. Seine Kleider
waren wegen der langen Reiſe ſehr
beſudelt/ deßwegen glaubte der Bi-
ſchoff ſelbſten/ es muͤſte ein liederli-
cher Teufel ſeyn. Caramuel bleibt a-
ber ſo lang ſtillſchweigend ſitzen/ bis
die Ord-
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