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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
Erscheinungen sagen hören/ darum
stunden mir die Haar gen Berge/ so
ich dieß Geschrey in dem Schloß-Hof
vernohmmen/ denn daselbsten hielte sich
es am meisten auf/ und schrye auch
zu Weilen von denen Dach-Fenstern
herunter/ also daß man alle Wort
verstehen können. Wir sagten es
dem Caplan im Dorfe/ aber er wuste
keinen Raht/ auser: Daß man den
Geist fragen solte/ wo dann der
Schatz vergraben läge? Sein Raht
war gut/ aber niemand wolte ihn
verrichten/ bis der Jäger/ einsmals
ziemlich bezechet/ den Geist durch sein
Kammer-Fenster fragte: Wo dann
der Schatz vergraben läge? Er wol-
te selbst suchen. Auf dieses gab ei-
ne kleine Stimme zur Antwort: Der
Schatz läge in dem Keller zwischen den
zweyen Pfeilern vergraben/ und mor-
gen würde eine Frau kommen/ der
solle man das Werk vertrauen/ die-
se würde den Schatz heben/ und al-
so das Schloß von dem Brandt erret-
ten. Uber diese Antwort ware man
so froh/ gleich als wäre der Schatz

schon

Kurzweiliger
Erſcheinungen ſagen hoͤren/ darum
ſtunden mir die Haar gen Berge/ ſo
ich dieß Geſchrey in dem Schloß-Hof
vernohm̃en/ denn daſelbſten hielte ſich
es am meiſten auf/ und ſchrye auch
zu Weilen von denen Dach-Fenſtern
herunter/ alſo daß man alle Wort
verſtehen koͤnnen. Wir ſagten es
dem Caplan im Dorfe/ aber er wuſte
keinen Raht/ auſer: Daß man den
Geiſt fragen ſolte/ wo dann der
Schatz vergraben laͤge? Sein Raht
war gut/ aber niemand wolte ihn
verrichten/ bis der Jaͤger/ einsmals
ziemlich bezechet/ den Geiſt durch ſein
Kammer-Fenſter fragte: Wo dann
der Schatz vergraben laͤge? Er wol-
te ſelbſt ſuchen. Auf dieſes gab ei-
ne kleine Stimme zur Antwort: Der
Schatz laͤge in dem Keller zwiſchen den
zweyen Pfeilern vergraben/ und mor-
gen wuͤrde eine Frau kommen/ der
ſolle man das Werk vertrauen/ die-
ſe wuͤrde den Schatz heben/ und al-
ſo das Schloß von dem Brandt erret-
ten. Uber dieſe Antwort ware man
ſo froh/ gleich als waͤre der Schatz

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[72/0080] Kurzweiliger Erſcheinungen ſagen hoͤren/ darum ſtunden mir die Haar gen Berge/ ſo ich dieß Geſchrey in dem Schloß-Hof vernohm̃en/ denn daſelbſten hielte ſich es am meiſten auf/ und ſchrye auch zu Weilen von denen Dach-Fenſtern herunter/ alſo daß man alle Wort verſtehen koͤnnen. Wir ſagten es dem Caplan im Dorfe/ aber er wuſte keinen Raht/ auſer: Daß man den Geiſt fragen ſolte/ wo dann der Schatz vergraben laͤge? Sein Raht war gut/ aber niemand wolte ihn verrichten/ bis der Jaͤger/ einsmals ziemlich bezechet/ den Geiſt durch ſein Kammer-Fenſter fragte: Wo dann der Schatz vergraben laͤge? Er wol- te ſelbſt ſuchen. Auf dieſes gab ei- ne kleine Stimme zur Antwort: Der Schatz laͤge in dem Keller zwiſchen den zweyen Pfeilern vergraben/ und mor- gen wuͤrde eine Frau kommen/ der ſolle man das Werk vertrauen/ die- ſe wuͤrde den Schatz heben/ und al- ſo das Schloß von dem Brandt erret- ten. Uber dieſe Antwort ware man ſo froh/ gleich als waͤre der Schatz ſchon

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/80>, abgerufen am 03.05.2024.