Beer, Michael: Der Paria. Stuttgart u. a., 1829.
Mein Gatte sterbe, nur den Knaben nicht Gieb Preis dem opferlechzenden Braminen. Gadhi. Was willst Du ihm ein traurig Leben fristen? Laß den Verwaisten sterben. Maja. Nein, er lebe! Ich soll ja leben; gönne mir den Trost. (zu Benascar). Dort schläft das Kind den sorgenlosen Schlummer. Und ahnet nicht, daß um die blühnde Stirne Der Todesengel schon den Fittig schlägt. O sey barmherzig, Bruder, rett' ihn mir; Durch treue Diener send' ihn rasch hinweg, Eh' der Bramine naht. Benascar. Welch ein Gefühl Hat in der starken Brust mein Herz gewandelt! -- Maja. Die Stimme der Natur, der Menschlichkeit Spricht laut zu Dir; vernimm den heil'gen Ruf Und rette mir den Sohn.
Mein Gatte ſterbe, nur den Knaben nicht Gieb Preis dem opferlechzenden Braminen. Gadhi. Was willſt Du ihm ein traurig Leben friſten? Laß den Verwaisten ſterben. Maja. Nein, er lebe! Ich ſoll ja leben; goͤnne mir den Troſt. (zu Benascar). Dort ſchlaͤft das Kind den ſorgenloſen Schlummer. Und ahnet nicht, daß um die bluͤhnde Stirne Der Todesengel ſchon den Fittig ſchlaͤgt. O ſey barmherzig, Bruder, rett’ ihn mir; Durch treue Diener ſend’ ihn raſch hinweg, Eh’ der Bramine naht. Benascar. Welch ein Gefuͤhl Hat in der ſtarken Bruſt mein Herz gewandelt! — Maja. Die Stimme der Natur, der Menſchlichkeit Spricht laut zu Dir; vernimm den heil’gen Ruf Und rette mir den Sohn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MAJ"> <p><pb facs="#f0060" n="50"/> Mein Gatte ſterbe, nur den Knaben nicht<lb/> Gieb Preis dem opferlechzenden Braminen.</p> </sp><lb/> <sp who="#GAD"> <speaker><hi rendition="#g">Gadhi</hi>.</speaker><lb/> <p>Was willſt Du ihm ein traurig Leben friſten?<lb/> Laß den Verwaisten ſterben.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker><hi rendition="#g">Maja</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nein, er lebe!</hi><lb/> Ich ſoll ja leben; goͤnne mir den Troſt.</p><lb/> <stage>(zu <hi rendition="#g">Benascar</hi>).</stage><lb/> <p>Dort ſchlaͤft das Kind den ſorgenloſen Schlummer.<lb/> Und ahnet nicht, daß um die bluͤhnde Stirne<lb/> Der Todesengel ſchon den Fittig ſchlaͤgt.<lb/> O ſey barmherzig, Bruder, rett’ ihn mir;<lb/> Durch treue Diener ſend’ ihn raſch hinweg,<lb/> Eh’ der Bramine naht.</p> </sp><lb/> <sp who="#BEN"> <speaker><hi rendition="#g">Benascar</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Welch ein Gefuͤhl</hi><lb/> Hat in der ſtarken Bruſt mein Herz gewandelt! —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAJ"> <speaker><hi rendition="#g">Maja</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Stimme der Natur, der Menſchlichkeit<lb/> Spricht laut zu Dir; vernimm den heil’gen Ruf<lb/> Und rette mir den Sohn.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0060]
Mein Gatte ſterbe, nur den Knaben nicht
Gieb Preis dem opferlechzenden Braminen.
Gadhi.
Was willſt Du ihm ein traurig Leben friſten?
Laß den Verwaisten ſterben.
Maja.
Nein, er lebe!
Ich ſoll ja leben; goͤnne mir den Troſt.
(zu Benascar).
Dort ſchlaͤft das Kind den ſorgenloſen Schlummer.
Und ahnet nicht, daß um die bluͤhnde Stirne
Der Todesengel ſchon den Fittig ſchlaͤgt.
O ſey barmherzig, Bruder, rett’ ihn mir;
Durch treue Diener ſend’ ihn raſch hinweg,
Eh’ der Bramine naht.
Benascar.
Welch ein Gefuͤhl
Hat in der ſtarken Bruſt mein Herz gewandelt! —
Maja.
Die Stimme der Natur, der Menſchlichkeit
Spricht laut zu Dir; vernimm den heil’gen Ruf
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