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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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wässerigen Erd-Fällen an und auf dem Hartz.
demselben eine schwimmende Jnsel mit einem dicken finstern Walde/
so wohl Tages als Nachtes/ herum fahre/ und niemahls an einem
Orte beständig verbleibe/ dergleichen auf dem Wasser schwebende und
bewegliche Jnseln man auch noch mehr bey andern alten Scribenten
beschrieben findet. Es sind aber dieselben ingesamt vormahls von
einigen vor eine Fabel oder Gedicht deswegen gehalten worden/ wei-
len ihnen entweder solche Jnseln ihr Lebetage nicht vor Augen kom-
men/ und sie sich also dasselbe nicht haben einbilden können/ oder/ daß
die schwimmenden Jnseln nachgehends an einem gewissen Ort mit
dem Grund-festen Lande sich vereiniget/ und also fest gesetzet haben.
Bey solcher Beschaffenheit hat es nun nicht anders seyn können/ als
daß sie auf eine irrige Meinung gerathen/ und dabey verblieben sind;
hingegen ist nunmehro durch die Erfahrung solcher Zweifel benom-
men/ und damit dieser vor Zeiten gewesene Streit beygeleget worden/
indem nunmehro zur Gnüge bekannt ist/ daß es nicht allein an dem
Hartz beschriebener massen Jnseln gebe/ die auf dem Wasser schwim-
men/ sondern auch anderswo so wohl grosse als kleine schwimmende
Jnseln gefunden werden/ wie denn unter andern Kircherus in de-
scriptione Latii fol.
204 berichtet/ wie der Jtaliänische See la Sol-
vatara
bey Tivoli 16 schwimmende Jnseln führe/ welche zum Theil
Circkel-rund/ theils oval oder Ey-rund/ und mit allerley Strauch-
und Kräuter-Werck bewachsen wären. Ebener massen meldet Herr
Baron Valvasor in seiner albereit von mir im ersten Capitel gedach-
ten Beschreibung des Herzogthums Crain tom. 1 libr. 4 cap. 29
fol.
588: wie daselbst zwischen S. Marain und der Stadt Weichsel-
burg ein grosser Teich oder Weyher liege/ so dem Kloster Sittig zu-
gehöre/ worauf ein ziemlich grosses Stück Erde herum wandere/ auf
welchem einige kleine Bäumlein stünden/ und viel Gras wachse/
massen jährlich mehr als ein Fuder Heü darauf eingeerndet würde.
Ferner gedencket auch Zeillerus in seinen Episteln an unterschiedenen
Orten solcher Jnseln/ und könte ich derselben noch eine ziemliche An-
zahl anführen/ wenn es vonnöthen ware. Woraus nun das Fun-
damen
t oder Boden solcher schwimmenden Jnseln bestehe/ sind die
Autores nicht einerley Meinung/ denn Schottus in seiner Magia

Uni-
M

waͤſſerigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz.
demſelben eine ſchwimmende Jnſel mit einem dicken finſtern Walde/
ſo wohl Tages als Nachtes/ herum fahre/ und niemahls an einem
Orte beſtaͤndig verbleibe/ dergleichen auf dem Waſſer ſchwebende und
bewegliche Jnſeln man auch noch mehr bey andern alten Scribenten
beſchrieben findet. Es ſind aber dieſelben ingeſamt vormahls von
einigen vor eine Fabel oder Gedicht deswegen gehalten worden/ wei-
len ihnen entweder ſolche Jnſeln ihr Lebetage nicht vor Augen kom-
men/ und ſie ſich alſo daſſelbe nicht haben einbilden koͤnnen/ oder/ daß
die ſchwimmenden Jnſeln nachgehends an einem gewiſſen Ort mit
dem Grund-feſten Lande ſich vereiniget/ und alſo feſt geſetzet haben.
Bey ſolcher Beſchaffenheit hat es nun nicht anders ſeyn koͤnnen/ als
daß ſie auf eine irrige Meinung gerathen/ und dabey verblieben ſind;
hingegen iſt nunmehro durch die Erfahrung ſolcher Zweifel benom-
men/ und damit dieſer vor Zeiten geweſene Streit beygeleget worden/
indem nunmehro zur Gnuͤge bekannt iſt/ daß es nicht allein an dem
Hartz beſchriebener maſſen Jnſeln gebe/ die auf dem Waſſer ſchwim-
men/ ſondern auch anderswo ſo wohl groſſe als kleine ſchwimmende
Jnſeln gefunden werden/ wie denn unter andern Kircherus in de-
ſcriptione Latii fol.
204 berichtet/ wie der Jtaliaͤniſche See la Sol-
vatara
bey Tivoli 16 ſchwimmende Jnſeln fuͤhre/ welche zum Theil
Circkel-rund/ theils oval oder Ey-rund/ und mit allerley Strauch-
und Kraͤuter-Werck bewachſen waͤren. Ebener maſſen meldet Herr
Baron Valvaſor in ſeiner albereit von mir im erſten Capitel gedach-
ten Beſchreibung des Herzogthums Crain tom. 1 libr. 4 cap. 29
fol.
588: wie daſelbſt zwiſchen S. Marain und der Stadt Weichſel-
burg ein groſſer Teich oder Weyher liege/ ſo dem Kloſter Sittig zu-
gehoͤre/ worauf ein ziemlich groſſes Stuͤck Erde herum wandere/ auf
welchem einige kleine Baͤumlein ſtuͤnden/ und viel Gras wachſe/
maſſen jaͤhrlich mehr als ein Fuder Heuͤ darauf eingeerndet wuͤrde.
Ferner gedencket auch Zeillerus in ſeinen Epiſteln an unterſchiedenen
Orten ſolcher Jnſeln/ und koͤnte ich derſelben noch eine ziemliche An-
zahl anfuͤhren/ wenn es vonnoͤthen wåre. Woraus nun das Fun-
damen
t oder Boden ſolcher ſchwimmenden Jnſeln beſtehe/ ſind die
Autores nicht einerley Meinung/ denn Schottus in ſeiner Magiâ

Uni-
M
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[89/0101] waͤſſerigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. demſelben eine ſchwimmende Jnſel mit einem dicken finſtern Walde/ ſo wohl Tages als Nachtes/ herum fahre/ und niemahls an einem Orte beſtaͤndig verbleibe/ dergleichen auf dem Waſſer ſchwebende und bewegliche Jnſeln man auch noch mehr bey andern alten Scribenten beſchrieben findet. Es ſind aber dieſelben ingeſamt vormahls von einigen vor eine Fabel oder Gedicht deswegen gehalten worden/ wei- len ihnen entweder ſolche Jnſeln ihr Lebetage nicht vor Augen kom- men/ und ſie ſich alſo daſſelbe nicht haben einbilden koͤnnen/ oder/ daß die ſchwimmenden Jnſeln nachgehends an einem gewiſſen Ort mit dem Grund-feſten Lande ſich vereiniget/ und alſo feſt geſetzet haben. Bey ſolcher Beſchaffenheit hat es nun nicht anders ſeyn koͤnnen/ als daß ſie auf eine irrige Meinung gerathen/ und dabey verblieben ſind; hingegen iſt nunmehro durch die Erfahrung ſolcher Zweifel benom- men/ und damit dieſer vor Zeiten geweſene Streit beygeleget worden/ indem nunmehro zur Gnuͤge bekannt iſt/ daß es nicht allein an dem Hartz beſchriebener maſſen Jnſeln gebe/ die auf dem Waſſer ſchwim- men/ ſondern auch anderswo ſo wohl groſſe als kleine ſchwimmende Jnſeln gefunden werden/ wie denn unter andern Kircherus in de- ſcriptione Latii fol. 204 berichtet/ wie der Jtaliaͤniſche See la Sol- vatara bey Tivoli 16 ſchwimmende Jnſeln fuͤhre/ welche zum Theil Circkel-rund/ theils oval oder Ey-rund/ und mit allerley Strauch- und Kraͤuter-Werck bewachſen waͤren. Ebener maſſen meldet Herr Baron Valvaſor in ſeiner albereit von mir im erſten Capitel gedach- ten Beſchreibung des Herzogthums Crain tom. 1 libr. 4 cap. 29 fol. 588: wie daſelbſt zwiſchen S. Marain und der Stadt Weichſel- burg ein groſſer Teich oder Weyher liege/ ſo dem Kloſter Sittig zu- gehoͤre/ worauf ein ziemlich groſſes Stuͤck Erde herum wandere/ auf welchem einige kleine Baͤumlein ſtuͤnden/ und viel Gras wachſe/ maſſen jaͤhrlich mehr als ein Fuder Heuͤ darauf eingeerndet wuͤrde. Ferner gedencket auch Zeillerus in ſeinen Epiſteln an unterſchiedenen Orten ſolcher Jnſeln/ und koͤnte ich derſelben noch eine ziemliche An- zahl anfuͤhren/ wenn es vonnoͤthen wåre. Woraus nun das Fun- dament oder Boden ſolcher ſchwimmenden Jnſeln beſtehe/ ſind die Autores nicht einerley Meinung/ denn Schottus in ſeiner Magiâ Uni- M

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/101>, abgerufen am 27.11.2024.