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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das II Capitel von den curieusen Seen und
darein das Wasser fiele/ und solchen Wirbel verursachte/ von wel-
chem er auch zu einer Zeit bald wäre ertappet und ersäuffet worden/
als er demselben ein wenig zu nahe kommen sey.

IV.
Von einem in der Graffschafft Stolberg
bey Rotleberode gelegenen wässerigen
Erd-Fall.

EJne starcke Meile von hier lieget gegen dem untern Vor-Hartz
das zur Graffschafft Stollberg gehörige Dorff Rotleberode/
alwo sich nahe bey einem Hause eines Einwohners gegen Mitter-
nacht zu ein kleiner Hügel befindet/ welcher als ein ander Feld gebauet
wird. Auf diesem Hügel ist nun dieser wässerige Erd-Fall/ so zwar
keinen eigentlichen Nahmen führet/ dennoch/ wegen seines wunder-
lichen Ursprungs/ wohl verdienet/ daß man seiner kürtzlich gedencke:
Es hat sich aber mit demselben also zugetragen: Es ist einesmahls
ein Acker-Mann von gedachtem Rotleberode geschäfftig gewesen/
sein des Orts habendes Land gewöhnlicher massen zu pflügen/ als
er nun solche Arbeit verrichtet gehabt/ und kaum mit dem Pfluge und
Pferden von dem Acker kommen/ ist auf demselben Lande/ da er vor-
hero geackert/ die Erde plötzlich gesuncken/ und dadurch ein grosses
tieffes Loch entstanden/ welches bey etliche vierzig Jahr trocken und
ohne Wasser gestanden/ und insonderheit so wohl inner-als ausser-
halb mit allerhand Heck-Werck und Bäumen sonderlich mit schwar-
tzen Kirsch- und Zwiesel-Beer-Bäumen durch etliche von denen
Vögeln dahin gebrachte Kerne also bewachsen gewesen/ daß es gleich-
sam wie ein kleiner Baum-Garten ausgesehen; uber aller Men-
schen Vermuthen aber hat dieses Loch zu einer sehr truckenen Zeit
A. C. 1650 im Julio oder Heü-Monat sich geschwinde mit grossem
Krachen und Prasseln ziemlich weit ausgebreitet/ und alle Bäume
und Strauche verschlungen/ auch mit vielem starck aus der Erde
dringendem Wasser dergestalt bedecket/ daß man nachgehends weder

Strumpf

Das II Capitel von den curieuſen Seen und
darein das Waſſer fiele/ und ſolchen Wirbel verurſachte/ von wel-
chem er auch zu einer Zeit bald waͤre ertappet und erſaͤuffet worden/
als er demſelben ein wenig zu nahe kommen ſey.

IV.
Von einem in der Graffſchafft Stolberg
bey Rotleberode gelegenen waͤſſerigen
Erd-Fall.

EJne ſtarcke Meile von hier lieget gegen dem untern Vor-Hartz
das zur Graffſchafft Stollberg gehoͤrige Dorff Rotleberode/
alwo ſich nahe bey einem Hauſe eines Einwohners gegen Mitter-
nacht zu ein kleiner Huͤgel befindet/ welcher als ein ander Feld gebauet
wird. Auf dieſem Huͤgel iſt nun dieſer waͤſſerige Erd-Fall/ ſo zwar
keinen eigentlichen Nahmen fuͤhret/ dennoch/ wegen ſeines wunder-
lichen Urſprungs/ wohl verdienet/ daß man ſeiner kuͤrtzlich gedencke:
Es hat ſich aber mit demſelben alſo zugetragen: Es iſt einesmahls
ein Acker-Mann von gedachtem Rotleberode geſchaͤfftig geweſen/
ſein des Orts habendes Land gewoͤhnlicher maſſen zu pfluͤgen/ als
er nun ſolche Arbeit verrichtet gehabt/ und kaum mit dem Pfluge und
Pferden von dem Acker kommen/ iſt auf demſelben Lande/ da er vor-
hero geackert/ die Erde ploͤtzlich geſuncken/ und dadurch ein groſſes
tieffes Loch entſtanden/ welches bey etliche vierzig Jahr trocken und
ohne Waſſer geſtanden/ und inſonderheit ſo wohl inner-als auſſer-
halb mit allerhand Heck-Werck und Baͤumen ſondeꝛlich mit ſchwar-
tzen Kirſch- und Zwieſel-Beer-Baͤumen durch etliche von denen
Voͤgeln dahin gebrachte Kerne alſo bewachſen geweſen/ daß es gleich-
ſam wie ein kleiner Baum-Garten ausgeſehen; ůber aller Men-
ſchen Vermuthen aber hat dieſes Loch zu einer ſehr truckenen Zeit
A. C. 1650 im Julio oder Heuͤ-Monat ſich geſchwinde mit groſſem
Krachen und Praſſeln ziemlich weit ausgebreitet/ und alle Baͤume
und Stråuche verſchlungen/ auch mit vielem ſtarck aus der Erde
dringendem Waſſer dergeſtalt bedecket/ daß man nachgehends weder

Strumpf
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[92/0104] Das II Capitel von den curieuſen Seen und darein das Waſſer fiele/ und ſolchen Wirbel verurſachte/ von wel- chem er auch zu einer Zeit bald waͤre ertappet und erſaͤuffet worden/ als er demſelben ein wenig zu nahe kommen ſey. IV. Von einem in der Graffſchafft Stolberg bey Rotleberode gelegenen waͤſſerigen Erd-Fall. EJne ſtarcke Meile von hier lieget gegen dem untern Vor-Hartz das zur Graffſchafft Stollberg gehoͤrige Dorff Rotleberode/ alwo ſich nahe bey einem Hauſe eines Einwohners gegen Mitter- nacht zu ein kleiner Huͤgel befindet/ welcher als ein ander Feld gebauet wird. Auf dieſem Huͤgel iſt nun dieſer waͤſſerige Erd-Fall/ ſo zwar keinen eigentlichen Nahmen fuͤhret/ dennoch/ wegen ſeines wunder- lichen Urſprungs/ wohl verdienet/ daß man ſeiner kuͤrtzlich gedencke: Es hat ſich aber mit demſelben alſo zugetragen: Es iſt einesmahls ein Acker-Mann von gedachtem Rotleberode geſchaͤfftig geweſen/ ſein des Orts habendes Land gewoͤhnlicher maſſen zu pfluͤgen/ als er nun ſolche Arbeit verrichtet gehabt/ und kaum mit dem Pfluge und Pferden von dem Acker kommen/ iſt auf demſelben Lande/ da er vor- hero geackert/ die Erde ploͤtzlich geſuncken/ und dadurch ein groſſes tieffes Loch entſtanden/ welches bey etliche vierzig Jahr trocken und ohne Waſſer geſtanden/ und inſonderheit ſo wohl inner-als auſſer- halb mit allerhand Heck-Werck und Baͤumen ſondeꝛlich mit ſchwar- tzen Kirſch- und Zwieſel-Beer-Baͤumen durch etliche von denen Voͤgeln dahin gebrachte Kerne alſo bewachſen geweſen/ daß es gleich- ſam wie ein kleiner Baum-Garten ausgeſehen; ůber aller Men- ſchen Vermuthen aber hat dieſes Loch zu einer ſehr truckenen Zeit A. C. 1650 im Julio oder Heuͤ-Monat ſich geſchwinde mit groſſem Krachen und Praſſeln ziemlich weit ausgebreitet/ und alle Baͤume und Stråuche verſchlungen/ auch mit vielem ſtarck aus der Erde dringendem Waſſer dergeſtalt bedecket/ daß man nachgehends weder Strumpf

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/104>, abgerufen am 23.11.2024.