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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das IIX Cap. von den Curiositäten derer Berg-
VII.
Von dem Schmeltz-Ofen.

ES würde wider mein Vorhaben lauffen/ und zu weitläufig fal-
len/ wenn ich alhier von diesem Ofen ausführlich handeln wol-
te/ indem derselbe nicht auf einerley Art gemachet/ auch darinnen das
Ertz/ seiner Vielfältigkeit wegen/ auf unterschiedene Weise geschmel-
zet wird/ derohalben ich nur dem curieusen Leser kürtzlich berichte/
wie darinnen der unter vorigem Titel gedachte Rost oder geröstete
Schlich mit oder ohne Vorschlag/ nachdem die Ertze strenge oder
flüßig/ geschmelzet werde; wenn denn solches geschehen/ wird der
Ofe geöffnet/ und die geflossene Materie heraus gelassen/ was denn
sich oben auf derselben befindet/ wird mit dem so genannten Streich-
Meissel abgezogen/ und Schlacken genennet: das andere aber/ so
sich zu Boden setzet/ und aus Bley und Silber/ auch andern Metal-
len/ bestehet/ heisset Werck/ und wird mit der Kelle in eiserne Pfan-
nen gegossen. Nach dem wird der Ofe durch den starcken Wind
derer vom Wasser getriebenen grossen Bälge ausgeblasen oder abge-
kühlet/ darmit man desto eher wieder darinnen arbeiten und schmel-
zen könne.

VIII.
Von dem Treib-Ofen.

DEr Treib-Ofen ist derjenige/ darinnen das im vorher gehenden
Titel gemeldete Werck abgetrieben wird/ solches geschiehet
folgender massen: wenn der Abtreiber den im Ofen befindlichen
Treib-Herd gebührend zugerichtet und abgewärmet hat/ setzet er das
Werck darauf/ lässet den Ofen mit zwey angezündeten Treib Höl-
zern an/ und stärcket das Feüer ie mehr und mehr/ biß das Werck
zerschmelzet/ alsdenn streichet derselbe die unreine oben schwimmende
Materie ab. Nach diesem treibet das Gebläse und Feüer die Glette
mit dem Bley von dem im Werck vorhandenen Silber/ davon

solches
Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg-
VII.
Von dem Schmeltz-Ofen.

ES wuͤrde wider mein Vorhaben lauffen/ und zu weitlaͤufig fal-
len/ wenn ich alhier von dieſem Ofen ausfuͤhrlich handeln wol-
te/ indem derſelbe nicht auf einerley Art gemachet/ auch darinnen das
Ertz/ ſeiner Vielfaͤltigkeit wegen/ auf unterſchiedene Weiſe geſchmel-
zet wird/ derohalben ich nur dem curieuſen Leſer kuͤrtzlich berichte/
wie darinnen der unter vorigem Titel gedachte Roſt oder geroͤſtete
Schlich mit oder ohne Vorſchlag/ nachdem die Ertze ſtrenge oder
fluͤßig/ geſchmelzet werde; wenn denn ſolches geſchehen/ wird der
Ofe geoͤffnet/ und die gefloſſene Materie heraus gelaſſen/ was denn
ſich oben auf derſelben befindet/ wird mit dem ſo genannten Streich-
Meiſſel abgezogen/ und Schlacken genennet: das andere aber/ ſo
ſich zu Boden ſetzet/ und aus Bley und Silber/ auch andern Metal-
len/ beſtehet/ heiſſet Werck/ und wird mit der Kelle in eiſerne Pfan-
nen gegoſſen. Nach dem wird der Ofe durch den ſtarcken Wind
derer vom Waſſer getriebenen groſſen Baͤlge ausgeblaſen oder abge-
kuͤhlet/ darmit man deſto eher wieder darinnen arbeiten und ſchmel-
zen koͤnne.

VIII.
Von dem Treib-Ofen.

DEr Treib-Ofen iſt derjenige/ darinnen das im vorher gehenden
Titel gemeldete Werck abgetrieben wird/ ſolches geſchiehet
folgender maſſen: wenn der Abtreiber den im Ofen befindlichen
Treib-Herd gebuͤhrend zugerichtet und abgewaͤrmet hat/ ſetzet er das
Werck darauf/ laͤſſet den Ofen mit zwey angezuͤndeten Treib Hoͤl-
zern an/ und ſtaͤrcket das Feuͤer ie mehr und mehr/ biß das Werck
zerſchmelzet/ alsdenn ſtreichet derſelbe die unreine oben ſchwimmende
Materie ab. Nach dieſem treibet das Geblaͤſe und Feuͤer die Glette
mit dem Bley von dem im Werck vorhandenen Silber/ davon

ſolches
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[182/0194] Das IIX Cap. von den Curioſitaͤten derer Berg- VII. Von dem Schmeltz-Ofen. ES wuͤrde wider mein Vorhaben lauffen/ und zu weitlaͤufig fal- len/ wenn ich alhier von dieſem Ofen ausfuͤhrlich handeln wol- te/ indem derſelbe nicht auf einerley Art gemachet/ auch darinnen das Ertz/ ſeiner Vielfaͤltigkeit wegen/ auf unterſchiedene Weiſe geſchmel- zet wird/ derohalben ich nur dem curieuſen Leſer kuͤrtzlich berichte/ wie darinnen der unter vorigem Titel gedachte Roſt oder geroͤſtete Schlich mit oder ohne Vorſchlag/ nachdem die Ertze ſtrenge oder fluͤßig/ geſchmelzet werde; wenn denn ſolches geſchehen/ wird der Ofe geoͤffnet/ und die gefloſſene Materie heraus gelaſſen/ was denn ſich oben auf derſelben befindet/ wird mit dem ſo genannten Streich- Meiſſel abgezogen/ und Schlacken genennet: das andere aber/ ſo ſich zu Boden ſetzet/ und aus Bley und Silber/ auch andern Metal- len/ beſtehet/ heiſſet Werck/ und wird mit der Kelle in eiſerne Pfan- nen gegoſſen. Nach dem wird der Ofe durch den ſtarcken Wind derer vom Waſſer getriebenen groſſen Baͤlge ausgeblaſen oder abge- kuͤhlet/ darmit man deſto eher wieder darinnen arbeiten und ſchmel- zen koͤnne. VIII. Von dem Treib-Ofen. DEr Treib-Ofen iſt derjenige/ darinnen das im vorher gehenden Titel gemeldete Werck abgetrieben wird/ ſolches geſchiehet folgender maſſen: wenn der Abtreiber den im Ofen befindlichen Treib-Herd gebuͤhrend zugerichtet und abgewaͤrmet hat/ ſetzet er das Werck darauf/ laͤſſet den Ofen mit zwey angezuͤndeten Treib Hoͤl- zern an/ und ſtaͤrcket das Feuͤer ie mehr und mehr/ biß das Werck zerſchmelzet/ alsdenn ſtreichet derſelbe die unreine oben ſchwimmende Materie ab. Nach dieſem treibet das Geblaͤſe und Feuͤer die Glette mit dem Bley von dem im Werck vorhandenen Silber/ davon ſolches

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/194>, abgerufen am 21.11.2024.