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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
als die obere/ und hat ebenfals viele Neben-Hölen und unterschie-
dene tieffe Löcher/ in welche man so wenig als in diejenigen/ so sich
in der ersten Höle befinden/ recht geführet wird/ denn der Führer
selbige nur entweder von aussen zeiget/ oder auf Begehren derer
Curiosorum dieselbe nicht weit hinein bringet/ vorgebende: daß
darinnen/ wie in denen obern Neben-Hölen/ nichts Curieuses an-
zntreffen sey. Der Tropf-Stein ist auch hierinnen allerwegen viel
häuffiger nnd gläntzender als in der Ober-Höle/ unter andern stehet
fast mitten in der Höle ein schöner grosser Tropf-Stein/ so wie ein
ausgearbeiteter Pfeiler gestalt ist/ welcher aber in der Mitte wegen
des unaufhörlichen Wasser-Tropfens entzwey gegangen/ doch ist
er noch so wohl unten auf dem Boden als oben an der Hölen und
zwar an einem ieden Ende bey vier oder fünff Schue hoch. Nicht weit
hiervon befindet man einen Brunnen/ der mit dem in der Ober-
Höle an Grösse/ Geschmack und Krafft allerdings überein kömmet.
Von diesem Brunnen gehet man ferner einen ziemlichen Weg fort/
und gelanget endlich zu einer langen Klufft/ die dem Eingange zu
der obern Höle fast gleichet/ ausgenommen daß sie etwas niedriger/
und also zum Durchkriechen unbequemer ist/ durch diese Klufft muß
man abermahl bald auf der Seiten bald auf dem Bauche mit ziemli-
cher Mühe kriechen/ und sich mit Händen und Füssen etwas auf-
wärts in die Höhe hinauf arbeiten/ daselbst siehet man zur rechten
Hand der Höle einen wunderbahren schönen Ort/ so mit dem
Grunde der Wahrheit die schöne Wand kan genennet werden/ und
ohngefehr 24 Schuh hoch und eben so lang ist. An diesem curieusen
Ort befinden sich allerhand artige/ erhobene/ durchbrochene und
glatte Figuren oder Bilder von menschlichen wohl-proportionirten
Angesichtern/ allerley Thieren/ als Löwen/ Pferden/ und derglei-
chen/ wie auch unterschiedenen Blumen und Laub-Werek mit an-
dern wunderlichen Sachen/ welche die Natur durch die Versteine-
rung des unaufhörlich herunter trieffenden Tropf-Wassers also
gebildet und gekünstelt hat/ die auch von dem Trauff-Wasser so
schön geglättet und poliret werden/ daß es scheinet/ als wären die-
selben von dem schönsten polirten Alabaster durch des besten Künst-

lers

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
als die obere/ und hat ebenfals viele Neben-Hoͤlen und unterſchie-
dene tieffe Loͤcher/ in welche man ſo wenig als in diejenigen/ ſo ſich
in der erſten Hoͤle befinden/ recht gefuͤhret wird/ denn der Fuͤhrer
ſelbige nur entweder von auſſen zeiget/ oder auf Begehren derer
Curioſorum dieſelbe nicht weit hinein bringet/ vorgebende: daß
darinnen/ wie in denen obern Neben-Hoͤlen/ nichts Curieuſes an-
zntreffen ſey. Der Tropf-Stein iſt auch hierinnen allerwegen viel
haͤuffiger nnd glaͤntzender als in der Ober-Hoͤle/ unter andern ſtehet
faſt mitten in der Hoͤle ein ſchoͤner groſſer Tropf-Stein/ ſo wie ein
ausgearbeiteter Pfeiler geſtalt iſt/ welcher aber in der Mitte wegen
des unaufhoͤrlichen Waſſer-Tropfens entzwey gegangen/ doch iſt
er noch ſo wohl unten auf dem Boden als oben an der Hoͤlen und
zwar an einem ieden Ende bey vier oder fuͤnff Schue hoch. Nicht weit
hiervon befindet man einen Brunnen/ der mit dem in der Ober-
Hoͤle an Groͤſſe/ Geſchmack und Krafft allerdings uͤberein koͤmmet.
Von dieſem Brunnen gehet man ferner einen ziemlichen Weg fort/
und gelanget endlich zu einer langen Klufft/ die dem Eingange zu
der obern Hoͤle faſt gleichet/ ausgenommen daß ſie etwas niedriger/
und alſo zum Durchkriechen unbequemer iſt/ durch dieſe Klufft muß
man abermahl bald auf der Seiten bald auf dem Bauche mit ziemli-
cher Muͤhe kriechen/ und ſich mit Haͤnden und Fuͤſſen etwas auf-
waͤrts in die Hoͤhe hinauf arbeiten/ daſelbſt ſiehet man zur rechten
Hand der Hoͤle einen wunderbahren ſchoͤnen Ort/ ſo mit dem
Grunde der Wahrheit die ſchoͤne Wand kan genennet werden/ und
ohngefehr 24 Schuh hoch und eben ſo lang iſt. An dieſem curieuſen
Ort befinden ſich allerhand artige/ erhobene/ durchbrochene und
glatte Figuren oder Bilder von menſchlichen wohl-proportionirten
Angeſichtern/ allerley Thieren/ als Loͤwen/ Pferden/ und derglei-
chen/ wie auch unterſchiedenen Blumen und Laub-Werek mit an-
dern wunderlichen Sachen/ welche die Natur durch die Verſteine-
rung des unaufhoͤrlich herunter trieffenden Tropf-Waſſers alſo
gebildet und gekuͤnſtelt hat/ die auch von dem Trauff-Waſſer ſo
ſchoͤn geglaͤttet und poliret werden/ daß es ſcheinet/ als waͤren die-
ſelben von dem ſchoͤnſten polirten Alabaſter durch des beſten Kuͤnſt-

lers
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[15/0027] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. als die obere/ und hat ebenfals viele Neben-Hoͤlen und unterſchie- dene tieffe Loͤcher/ in welche man ſo wenig als in diejenigen/ ſo ſich in der erſten Hoͤle befinden/ recht gefuͤhret wird/ denn der Fuͤhrer ſelbige nur entweder von auſſen zeiget/ oder auf Begehren derer Curioſorum dieſelbe nicht weit hinein bringet/ vorgebende: daß darinnen/ wie in denen obern Neben-Hoͤlen/ nichts Curieuſes an- zntreffen ſey. Der Tropf-Stein iſt auch hierinnen allerwegen viel haͤuffiger nnd glaͤntzender als in der Ober-Hoͤle/ unter andern ſtehet faſt mitten in der Hoͤle ein ſchoͤner groſſer Tropf-Stein/ ſo wie ein ausgearbeiteter Pfeiler geſtalt iſt/ welcher aber in der Mitte wegen des unaufhoͤrlichen Waſſer-Tropfens entzwey gegangen/ doch iſt er noch ſo wohl unten auf dem Boden als oben an der Hoͤlen und zwar an einem ieden Ende bey vier oder fuͤnff Schue hoch. Nicht weit hiervon befindet man einen Brunnen/ der mit dem in der Ober- Hoͤle an Groͤſſe/ Geſchmack und Krafft allerdings uͤberein koͤmmet. Von dieſem Brunnen gehet man ferner einen ziemlichen Weg fort/ und gelanget endlich zu einer langen Klufft/ die dem Eingange zu der obern Hoͤle faſt gleichet/ ausgenommen daß ſie etwas niedriger/ und alſo zum Durchkriechen unbequemer iſt/ durch dieſe Klufft muß man abermahl bald auf der Seiten bald auf dem Bauche mit ziemli- cher Muͤhe kriechen/ und ſich mit Haͤnden und Fuͤſſen etwas auf- waͤrts in die Hoͤhe hinauf arbeiten/ daſelbſt ſiehet man zur rechten Hand der Hoͤle einen wunderbahren ſchoͤnen Ort/ ſo mit dem Grunde der Wahrheit die ſchoͤne Wand kan genennet werden/ und ohngefehr 24 Schuh hoch und eben ſo lang iſt. An dieſem curieuſen Ort befinden ſich allerhand artige/ erhobene/ durchbrochene und glatte Figuren oder Bilder von menſchlichen wohl-proportionirten Angeſichtern/ allerley Thieren/ als Loͤwen/ Pferden/ und derglei- chen/ wie auch unterſchiedenen Blumen und Laub-Werek mit an- dern wunderlichen Sachen/ welche die Natur durch die Verſteine- rung des unaufhoͤrlich herunter trieffenden Tropf-Waſſers alſo gebildet und gekuͤnſtelt hat/ die auch von dem Trauff-Waſſer ſo ſchoͤn geglaͤttet und poliret werden/ daß es ſcheinet/ als waͤren die- ſelben von dem ſchoͤnſten polirten Alabaſter durch des beſten Kuͤnſt- lers

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/27>, abgerufen am 21.11.2024.