Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
zu schiessen/ sonst aber sich nicht übrig lange dabey aufzuhalten;
weilen daselbst nichts Sonderlichs zu sehen ist/ so bald nun solches
geschehen/ und der Führer mit seiner Erzehlung von der Beschaffen-
heit dieser Höle fertig worden/ begiebet man sich wieder in die mittlere
Höle/ hat der Führer nun denen Curiosis vorhero das unicornu
fossile
oder gegrabene Einhorn nicht gewiesen/ so zeiget er ihnen sol-
ches anietzo; massen dasselbe absonderlich und am meisten in dieser
Höle gefunden wird/ und häuffig in denen Felsen und der darzwischen
vorhandenen Erde stecket: Man trifft auch in derselben eine kleine
niedrige Neben-Höle an/ so wie ein klein Gewölbe formiret ist/ auf
dessen Boden allerhand Arten von Tropf-Steinen liegen/ die den
schönsten Zucker-Confect, so wohl von glatter als Crispatur-Arbeit/
ähnlich seyn; deswegen auch solcher Ort von etlichen die Confect-
Tafel genennet wird: dieser Stein Confect kömmet mit demjeni-
gen/ dessen Wormius in Musaeo lib. 11 cap. 6 fol. 25 gedencket/ und
insgemein Confelti di Tivoli, weilen es bey Tivoli in Italien anzu-
treffen/ genannt wird/ zimlicher massen überein; denn ich vormals
etliche Stücke von denenjenigen/ so die Aufsicht über die Höle ge-
habt/ verlanget und bekommen habe/ darunter welches gewesen/
so theils wie die schönsten mit Zucker überzogenen Mandeln/ theils
wie Zimmet und andern dergleichen Confect ausgesehen/ derowe-
gen ich solches aus Kurtzweil oftmahls unter wahres Zucker-Con-
fect
gemenget/ umb zu sehen/ ob diejenigen/ denen dasselbe vorge-
setzet/ das falsche Confect von dem rechten unterscheiden und erken-
nen möchten/ welches aber niemahls erfolget ist/ und erinnere ich
mich eines sonst klugen und künstlichen Zucker-Beckers/ welchem
einsmahls solches vermischtes Confect zur Probe vorlegte/ der doch
so wenig als andere einen Unterscheid darinnen zu machen wuste/
sondern auch etwas von steinernem Confect erwischte/ und darauf
bisse/ daß ihm die Zähne im Kopfe krachten/ ich bin aber auf solche
Art fast um alle meinen Vexir-Confect kommen/ daß also sehr we-
nig mehr in meinem geringen Musaeo davon denen Curiosis auf-
zuweisen habe. Es ist auch gedachte Confect-Tafel in der Höle
nunmehro so aufgehaben/ und von solchem raren Confect ledig wor-

den/
C 2

von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
zu ſchieſſen/ ſonſt aber ſich nicht uͤbrig lange dabey aufzuhalten;
weilen daſelbſt nichts Sonderlichs zu ſehen iſt/ ſo bald nun ſolches
geſchehen/ und der Fuͤhrer mit ſeiner Erzehlung von der Beſchaffen-
heit dieſer Hoͤle fertig worden/ begiebet man ſich wieder in die mittlere
Hoͤle/ hat der Fuͤhrer nun denen Curioſis vorhero das unicornu
foſſile
oder gegrabene Einhorn nicht gewieſen/ ſo zeiget er ihnen ſol-
ches anietzo; maſſen daſſelbe abſonderlich und am meiſten in dieſer
Hoͤle gefunden wird/ und haͤuffig in denen Felſen und der darzwiſchen
vorhandenen Erde ſtecket: Man trifft auch in derſelben eine kleine
niedrige Neben-Hoͤle an/ ſo wie ein klein Gewoͤlbe formiret iſt/ auf
deſſen Boden allerhand Arten von Tropf-Steinen liegen/ die den
ſchoͤnſten Zucker-Confect, ſo wohl von glatter als Criſpatur-Arbeit/
aͤhnlich ſeyn; deswegen auch ſolcher Ort von etlichen die Confect-
Tafel genennet wird: dieſer Stein Confect koͤmmet mit demjeni-
gen/ deſſen Wormius in Muſæo lib. 11 cap. 6 fol. 25 gedencket/ und
insgemein Confelti di Tivoli, weilen es bey Tivoli in Italien anzu-
treffen/ genannt wird/ zimlicher maſſen uͤberein; denn ich vormals
etliche Stuͤcke von denenjenigen/ ſo die Aufſicht uͤber die Hoͤle ge-
habt/ verlanget und bekommen habe/ darunter welches geweſen/
ſo theils wie die ſchoͤnſten mit Zucker uͤberzogenen Mandeln/ theils
wie Zimmet und andern dergleichen Confect ausgeſehen/ derowe-
gen ich ſolches aus Kurtzweil oftmahls unter wahres Zucker-Con-
fect
gemenget/ umb zu ſehen/ ob diejenigen/ denen daſſelbe vorge-
ſetzet/ das falſche Confect von dem rechten unterſcheiden und erken-
nen moͤchten/ welches aber niemahls erfolget iſt/ und erinnere ich
mich eines ſonſt klugen und kuͤnſtlichen Zucker-Beckers/ welchem
einsmahls ſolches vermiſchtes Confect zur Probe vorlegte/ der doch
ſo wenig als andere einen Unterſcheid darinnen zu machen wuſte/
ſondern auch etwas von ſteinernem Confect erwiſchte/ und darauf
biſſe/ daß ihm die Zaͤhne im Kopfe krachten/ ich bin aber auf ſolche
Art faſt um alle meinen Vexir-Confect kommen/ daß alſo ſehr we-
nig mehr in meinem geringen Muſæo davon denen Curioſis auf-
zuweiſen habe. Es iſt auch gedachte Confect-Tafel in der Hoͤle
nunmehro ſo aufgehaben/ und von ſolchem raren Confect ledig wor-

den/
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0031" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi><hi rendition="#b">en Ho&#x0364;len an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/>
zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on&#x017F;t aber &#x017F;ich nicht u&#x0364;brig lange dabey aufzuhalten;<lb/>
weilen da&#x017F;elb&#x017F;t nichts Sonderlichs zu &#x017F;ehen i&#x017F;t/ &#x017F;o bald nun &#x017F;olches<lb/>
ge&#x017F;chehen/ und der Fu&#x0364;hrer mit &#x017F;einer Erzehlung von der Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit die&#x017F;er Ho&#x0364;le fertig worden/ begiebet man &#x017F;ich wieder in die mittlere<lb/>
Ho&#x0364;le/ hat der Fu&#x0364;hrer nun denen <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;is</hi> vorhero das <hi rendition="#aq">unicornu<lb/>
fo&#x017F;&#x017F;ile</hi> oder gegrabene Einhorn nicht gewie&#x017F;en/ &#x017F;o zeiget er ihnen &#x017F;ol-<lb/>
ches anietzo; ma&#x017F;&#x017F;en da&#x017F;&#x017F;elbe ab&#x017F;onderlich und am mei&#x017F;ten in die&#x017F;er<lb/>
Ho&#x0364;le gefunden wird/ und ha&#x0364;uffig in denen Fel&#x017F;en und der darzwi&#x017F;chen<lb/>
vorhandenen Erde &#x017F;tecket: Man trifft auch in der&#x017F;elben eine kleine<lb/>
niedrige Neben-Ho&#x0364;le an/ &#x017F;o wie ein klein Gewo&#x0364;lbe <hi rendition="#aq">form</hi>iret i&#x017F;t/ auf<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Boden allerhand Arten von Tropf-Steinen liegen/ die den<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Zucker-<hi rendition="#aq">Confect,</hi> &#x017F;o wohl von glatter als <hi rendition="#aq">Cri&#x017F;patur-</hi>Arbeit/<lb/>
a&#x0364;hnlich &#x017F;eyn; deswegen auch &#x017F;olcher Ort von etlichen die <hi rendition="#aq">Confect-</hi><lb/>
Tafel genennet wird: die&#x017F;er Stein <hi rendition="#aq">Confect</hi> ko&#x0364;mmet mit demjeni-<lb/>
gen/ de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Wormius in Mu&#x017F;æo lib. 11 cap. 6 fol.</hi> 25 gedencket/ und<lb/>
insgemein <hi rendition="#aq">Confelti di Tivoli,</hi> weilen es bey <hi rendition="#aq">Tivoli in Itali</hi>en anzu-<lb/>
treffen/ genannt wird/ zimlicher ma&#x017F;&#x017F;en u&#x0364;berein; denn ich vormals<lb/>
etliche Stu&#x0364;cke von denenjenigen/ &#x017F;o die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber die Ho&#x0364;le ge-<lb/>
habt/ verlanget und bekommen habe/ darunter welches gewe&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;o theils wie die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten mit Zucker u&#x0364;berzogenen Mandeln/ theils<lb/>
wie Zimmet und andern dergleichen <hi rendition="#aq">Confect</hi> ausge&#x017F;ehen/ derowe-<lb/>
gen ich &#x017F;olches aus Kurtzweil oftmahls unter wahres Zucker-<hi rendition="#aq">Con-<lb/>
fect</hi> gemenget/ umb zu &#x017F;ehen/ ob diejenigen/ denen da&#x017F;&#x017F;elbe vorge-<lb/>
&#x017F;etzet/ das fal&#x017F;che <hi rendition="#aq">Confect</hi> von dem rechten unter&#x017F;cheiden und erken-<lb/>
nen mo&#x0364;chten/ welches aber niemahls erfolget i&#x017F;t/ und erinnere ich<lb/>
mich eines &#x017F;on&#x017F;t klugen und ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Zucker-Beckers/ welchem<lb/>
einsmahls &#x017F;olches vermi&#x017F;chtes <hi rendition="#aq">Confect</hi> zur Probe vorlegte/ der doch<lb/>
&#x017F;o wenig als andere einen Unter&#x017F;cheid darinnen zu machen wu&#x017F;te/<lb/>
&#x017F;ondern auch etwas von &#x017F;teinernem <hi rendition="#aq">Confect</hi> erwi&#x017F;chte/ und darauf<lb/>
bi&#x017F;&#x017F;e/ daß ihm die Za&#x0364;hne im Kopfe krachten/ ich bin aber auf &#x017F;olche<lb/>
Art fa&#x017F;t um alle meinen <hi rendition="#aq">Vexir-Confect</hi> kommen/ daß al&#x017F;o &#x017F;ehr we-<lb/>
nig mehr in meinem geringen <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;æo</hi> davon denen <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;is</hi> auf-<lb/>
zuwei&#x017F;en habe. Es i&#x017F;t auch gedachte <hi rendition="#aq">Confect-</hi>Tafel in der Ho&#x0364;le<lb/>
nunmehro &#x017F;o aufgehaben/ und von &#x017F;olchem raren <hi rendition="#aq">Confect</hi> ledig wor-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">den/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0031] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. zu ſchieſſen/ ſonſt aber ſich nicht uͤbrig lange dabey aufzuhalten; weilen daſelbſt nichts Sonderlichs zu ſehen iſt/ ſo bald nun ſolches geſchehen/ und der Fuͤhrer mit ſeiner Erzehlung von der Beſchaffen- heit dieſer Hoͤle fertig worden/ begiebet man ſich wieder in die mittlere Hoͤle/ hat der Fuͤhrer nun denen Curioſis vorhero das unicornu foſſile oder gegrabene Einhorn nicht gewieſen/ ſo zeiget er ihnen ſol- ches anietzo; maſſen daſſelbe abſonderlich und am meiſten in dieſer Hoͤle gefunden wird/ und haͤuffig in denen Felſen und der darzwiſchen vorhandenen Erde ſtecket: Man trifft auch in derſelben eine kleine niedrige Neben-Hoͤle an/ ſo wie ein klein Gewoͤlbe formiret iſt/ auf deſſen Boden allerhand Arten von Tropf-Steinen liegen/ die den ſchoͤnſten Zucker-Confect, ſo wohl von glatter als Criſpatur-Arbeit/ aͤhnlich ſeyn; deswegen auch ſolcher Ort von etlichen die Confect- Tafel genennet wird: dieſer Stein Confect koͤmmet mit demjeni- gen/ deſſen Wormius in Muſæo lib. 11 cap. 6 fol. 25 gedencket/ und insgemein Confelti di Tivoli, weilen es bey Tivoli in Italien anzu- treffen/ genannt wird/ zimlicher maſſen uͤberein; denn ich vormals etliche Stuͤcke von denenjenigen/ ſo die Aufſicht uͤber die Hoͤle ge- habt/ verlanget und bekommen habe/ darunter welches geweſen/ ſo theils wie die ſchoͤnſten mit Zucker uͤberzogenen Mandeln/ theils wie Zimmet und andern dergleichen Confect ausgeſehen/ derowe- gen ich ſolches aus Kurtzweil oftmahls unter wahres Zucker-Con- fect gemenget/ umb zu ſehen/ ob diejenigen/ denen daſſelbe vorge- ſetzet/ das falſche Confect von dem rechten unterſcheiden und erken- nen moͤchten/ welches aber niemahls erfolget iſt/ und erinnere ich mich eines ſonſt klugen und kuͤnſtlichen Zucker-Beckers/ welchem einsmahls ſolches vermiſchtes Confect zur Probe vorlegte/ der doch ſo wenig als andere einen Unterſcheid darinnen zu machen wuſte/ ſondern auch etwas von ſteinernem Confect erwiſchte/ und darauf biſſe/ daß ihm die Zaͤhne im Kopfe krachten/ ich bin aber auf ſolche Art faſt um alle meinen Vexir-Confect kommen/ daß alſo ſehr we- nig mehr in meinem geringen Muſæo davon denen Curioſis auf- zuweiſen habe. Es iſt auch gedachte Confect-Tafel in der Hoͤle nunmehro ſo aufgehaben/ und von ſolchem raren Confect ledig wor- den/ C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/31
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/31>, abgerufen am 03.05.2024.