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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von den curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
gemeine Mann vor die Ein- und Ausgänge der Hölen/ wodurch
die Zwerge vor Alters/ ihren Gedancken nach/ vermittelst einer Lei-
ter/ sollen ein- und ausgestiegen seyn/ es ist aber glaublicher/ daß sol-
ches nur Lufft-Löcher gewesen/ und vielmehr angeführter Ursachen
halber gemachet worden. Es sind auch in der Scharzfelsischen Höle
eine solche Menge derer Schlupf-Löcher anzutreffen/ daß es nicht
genugsam zu beschreiben ist; massen allerwegen Klüffte vorhanden
sind/ die bald gleich vorwärts gehen/ bald aber zur Seiten lauffen/
und kan man aus einer in die ander kommen; dahero solches ziem-
licher massen mit einem Labyrinth oder Jrr-Garten kan verglichen
werden/ denn derjenige/ so in die Hölen sich begeben/ nicht so leicht
sich wieder daraus finden wird/ wenn er nicht sehr wohl und genau
alle Ecken/ die er vorbey gegangen/ in Acht genommen und gemercket
hat; Es sind aber gemeldete Schlupf-Winckel an etlichen Orten so
reine/ als wenn sie mit einem Besen ausgekehret worden/ hingegen
sind etliche derselben gantz durch das Graben derjenigen/ die darin-
nen Metallen oder das unicornu fossile gesuchet/ verdorben/ und mit
Stein und Erden angefüllet worden. Was den Tropf-Stein an-
betrifft/ so ist derselbe nicht allein in der ersten Höle/ wie albereit ge-
meldet/ sondern auch in etlichen andern anzutreffen/ ob schon der
Gipfel oder Spitze des Berges/ darinnen die Höle lieget/ aus sehr
trocknen Kalck-Steinen bestehet; massen etliche Seiten derer Hö-
len mit dem Tropf-Wasser stetig befeüchtet werden/ und fallen die
Tropfen davon mit solchem Schalle auf den Boden/ daß die Un-
wissenden vermeinen/ es regne darinnen; derohalben solches auch
von etlichen Führern das Tropf-Spiel genennet wird; wenn solche
Tropfen iemand auf die Kleider fallen/ und darauf ausserhalb denen
Hölen von der Lufft trocken werden/ so entstehen daraus weisse Fle-
cken/ aus welchen hernach ein weisses sandichtes Pülverlein fället/
wenn man dieselben ausreibet/ welches aus einem aufgelöseten Stein-
marck und Kalck- oder Gyps-Stein bestehet. Es wollen Unter-
schiedene unter denen Führern berichten/ daß offtmahls in denen
Hölen/ sonderlich zu Nacht-Zeit/ ein so grosses Ungewitter und
Donnern verspüret würde/ daß auch die Hölen davon erschütterten/

und
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von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
gemeine Mann vor die Ein- und Ausgaͤnge der Hoͤlen/ wodurch
die Zwerge vor Alters/ ihren Gedancken nach/ vermittelſt einer Lei-
ter/ ſollen ein- und ausgeſtiegen ſeyn/ es iſt aber glaublicher/ daß ſol-
ches nur Lufft-Loͤcher geweſen/ und vielmehr angefuͤhrter Urſachen
halber gemachet worden. Es ſind auch in der Scharzfelſiſchen Hoͤle
eine ſolche Menge derer Schlupf-Loͤcher anzutreffen/ daß es nicht
genugſam zu beſchreiben iſt; maſſen allerwegen Kluͤffte vorhanden
ſind/ die bald gleich vorwaͤrts gehen/ bald aber zur Seiten lauffen/
und kan man aus einer in die ander kommen; dahero ſolches ziem-
licher maſſen mit einem Labyrinth oder Jrr-Garten kan verglichen
werden/ denn derjenige/ ſo in die Hoͤlen ſich begeben/ nicht ſo leicht
ſich wieder daraus finden wird/ wenn er nicht ſehr wohl und genau
alle Ecken/ die er vorbey gegangen/ in Acht genommen und gemercket
hat; Es ſind aber gemeldete Schlupf-Winckel an etlichen Orten ſo
reine/ als wenn ſie mit einem Beſen ausgekehret worden/ hingegen
ſind etliche derſelben gantz durch das Graben derjenigen/ die darin-
nen Metallen oder das unicornu foſſile geſuchet/ verdorben/ und mit
Stein und Erden angefuͤllet worden. Was den Tropf-Stein an-
betrifft/ ſo iſt derſelbe nicht allein in der erſten Hoͤle/ wie albereit ge-
meldet/ ſondern auch in etlichen andern anzutreffen/ ob ſchon der
Gipfel oder Spitze des Berges/ darinnen die Hoͤle lieget/ aus ſehr
trocknen Kalck-Steinen beſtehet; maſſen etliche Seiten derer Hoͤ-
len mit dem Tropf-Waſſer ſtetig befeuͤchtet werden/ und fallen die
Tropfen davon mit ſolchem Schalle auf den Boden/ daß die Un-
wiſſenden vermeinen/ es regne darinnen; derohalben ſolches auch
von etlichen Fuͤhrern das Tropf-Spiel genennet wird; wenn ſolche
Tropfen iemand auf die Kleider fallen/ und darauf auſſerhalb denen
Hoͤlen von der Lufft trocken werden/ ſo entſtehen daraus weiſſe Fle-
cken/ aus welchen hernach ein weiſſes ſandichtes Puͤlverlein faͤllet/
wenn man dieſelben ausreibet/ welches aus einem aufgeloͤſeten Stein-
marck und Kalck- oder Gyps-Stein beſtehet. Es wollen Unter-
ſchiedene unter denen Fuͤhrern berichten/ daß offtmahls in denen
Hoͤlen/ ſonderlich zu Nacht-Zeit/ ein ſo groſſes Ungewitter und
Donnern verſpuͤret wuͤrde/ daß auch die Hoͤlen davon erſchuͤtterten/

und
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[37/0049] von den curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. gemeine Mann vor die Ein- und Ausgaͤnge der Hoͤlen/ wodurch die Zwerge vor Alters/ ihren Gedancken nach/ vermittelſt einer Lei- ter/ ſollen ein- und ausgeſtiegen ſeyn/ es iſt aber glaublicher/ daß ſol- ches nur Lufft-Loͤcher geweſen/ und vielmehr angefuͤhrter Urſachen halber gemachet worden. Es ſind auch in der Scharzfelſiſchen Hoͤle eine ſolche Menge derer Schlupf-Loͤcher anzutreffen/ daß es nicht genugſam zu beſchreiben iſt; maſſen allerwegen Kluͤffte vorhanden ſind/ die bald gleich vorwaͤrts gehen/ bald aber zur Seiten lauffen/ und kan man aus einer in die ander kommen; dahero ſolches ziem- licher maſſen mit einem Labyrinth oder Jrr-Garten kan verglichen werden/ denn derjenige/ ſo in die Hoͤlen ſich begeben/ nicht ſo leicht ſich wieder daraus finden wird/ wenn er nicht ſehr wohl und genau alle Ecken/ die er vorbey gegangen/ in Acht genommen und gemercket hat; Es ſind aber gemeldete Schlupf-Winckel an etlichen Orten ſo reine/ als wenn ſie mit einem Beſen ausgekehret worden/ hingegen ſind etliche derſelben gantz durch das Graben derjenigen/ die darin- nen Metallen oder das unicornu foſſile geſuchet/ verdorben/ und mit Stein und Erden angefuͤllet worden. Was den Tropf-Stein an- betrifft/ ſo iſt derſelbe nicht allein in der erſten Hoͤle/ wie albereit ge- meldet/ ſondern auch in etlichen andern anzutreffen/ ob ſchon der Gipfel oder Spitze des Berges/ darinnen die Hoͤle lieget/ aus ſehr trocknen Kalck-Steinen beſtehet; maſſen etliche Seiten derer Hoͤ- len mit dem Tropf-Waſſer ſtetig befeuͤchtet werden/ und fallen die Tropfen davon mit ſolchem Schalle auf den Boden/ daß die Un- wiſſenden vermeinen/ es regne darinnen; derohalben ſolches auch von etlichen Fuͤhrern das Tropf-Spiel genennet wird; wenn ſolche Tropfen iemand auf die Kleider fallen/ und darauf auſſerhalb denen Hoͤlen von der Lufft trocken werden/ ſo entſtehen daraus weiſſe Fle- cken/ aus welchen hernach ein weiſſes ſandichtes Puͤlverlein faͤllet/ wenn man dieſelben ausreibet/ welches aus einem aufgeloͤſeten Stein- marck und Kalck- oder Gyps-Stein beſtehet. Es wollen Unter- ſchiedene unter denen Fuͤhrern berichten/ daß offtmahls in denen Hoͤlen/ ſonderlich zu Nacht-Zeit/ ein ſo groſſes Ungewitter und Donnern verſpuͤret wuͤrde/ daß auch die Hoͤlen davon erſchuͤtterten/ und E 3

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/49>, abgerufen am 23.11.2024.