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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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von curieusen Hölen an und auf dem Hartz.
hoch/ auch nicht breit und lang sind; in diesen Hölen findet man
hell-gläntzende/ durchsichtige grosse und kleine Steine/ welche auf
der Seiten/ da sie an denen Steinen der Höle ansitzen/ breit/ auf der
andern Halbe aber sechs-eckicht/ und offtmahls so spitzig sind/ daß
sie auch das Glas wie ein Demand schneiden/ und derowegen von
etlichen falsche Diamanten genennet werden/ dergleichen man auch
auf und an dem Hartz mit und ohne Ertz mehr haben/ und insonder-
heit bey Stolberg in dem Ur-Berge/ in dem Blocks-Berge an dem
Ort zum schwartzen Ochsen genannt/ und denen meisten Berg-
Wercken des Hartz-Waldes antreffen kan/ und nichts anders als
eine besondere Art des Cristalles ist. Alhier wird auch offtmahls
zwischen denen Stein-Ritzen eine Art Erde gefunden/ darunter etwas
ist/ das wie Gold gläntzet/ und von denen gemeinen Leüthen vor ein
wahrhafftiges Gold gehalten wird/ weilen sie sich gäntzlich einbilden/
daß in dieser Höle heimliche Gänge vorhanden/ die sehr reich von
Golde wären; Allein es heisset hier nach dem gemeinen Sprich-
Wort: Es ist nicht alles Gold/ was da gläntzet; massen ich eines
mahls aus Curiosität solche Erde mit grosser Mühe geschlemmet/
und das Geschlemmete durch ein microscopium oder künstliches
Vergrösserungs-Glas betrachtet habe/ um zu erforschen/ was doch
die glänzende-Materie eigentlich seyn möge/ da denn auf solche Art
befunden/ daß es kein Metal/ sondern ein schöner Gold-gelber
Sand sey/ so ausgesehen/ als wenn es ein hoch-gelb-gefärbter
lapis specularis oder der hiesiges Ortes so genannte Glinzerspatt
wäre/ der oftmahls in dem dunckel-grauen Alabaster-Stein gefun-
den wird; als ich nun dem microscopio nicht allein trauen wollen/
ist von mir endlich der Probier-Ofen zu Hülffe genommen worden/
aber dessen ohngeachtet habe ich weder Gold noch etwas von einem
andern Metall daraus bekommen. So ist mir es vormals mit solcher
Erde gegangen/ solten aber andere/ die sich rühmen/ daß sie aus
Koht das Gold Klumpen- Weise machen könten/ mit dieser Erde
glücklicher/ als ich/ gewesen seyn/ so will ich ihnen dasselbe wohl
gönnen.

IX. Von
K

von curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz.
hoch/ auch nicht breit und lang ſind; in dieſen Hoͤlen findet man
hell-glaͤntzende/ durchſichtige groſſe und kleine Steine/ welche auf
der Seiten/ da ſie an denen Steinen der Hoͤle anſitzen/ breit/ auf der
andern Halbe aber ſechs-eckicht/ und offtmahls ſo ſpitzig ſind/ daß
ſie auch das Glas wie ein Demand ſchneiden/ und derowegen von
etlichen falſche Diamanten genennet werden/ dergleichen man auch
auf und an dem Hartz mit und ohne Ertz mehr haben/ und inſonder-
heit bey Stolberg in dem Ur-Berge/ in dem Blocks-Berge an dem
Ort zum ſchwartzen Ochſen genannt/ und denen meiſten Berg-
Wercken des Hartz-Waldes antreffen kan/ und nichts anders als
eine beſondere Art des Criſtalles iſt. Alhier wird auch offtmahls
zwiſchen denen Stein-Ritzen eine Art Erde gefunden/ darunter etwas
iſt/ das wie Gold glaͤntzet/ und von denen gemeinen Leuͤthen vor ein
wahrhafftiges Gold gehalten wird/ weilen ſie ſich gaͤntzlich einbilden/
daß in dieſer Hoͤle heimliche Gaͤnge vorhanden/ die ſehr reich von
Golde waͤren; Allein es heiſſet hier nach dem gemeinen Sprich-
Wort: Es iſt nicht alles Gold/ was da glaͤntzet; maſſen ich eines
mahls aus Curioſitaͤt ſolche Erde mit groſſer Muͤhe geſchlemmet/
und das Geſchlemmete durch ein microscopium oder kuͤnſtliches
Vergroͤſſerungs-Glas betrachtet habe/ um zu erforſchen/ was doch
die glaͤnzende-Materie eigentlich ſeyn moͤge/ da denn auf ſolche Art
befunden/ daß es kein Metal/ ſondern ein ſchoͤner Gold-gelber
Sand ſey/ ſo ausgeſehen/ als wenn es ein hoch-gelb-gefaͤrbter
lapis ſpecularis oder der hieſiges Ortes ſo genannte Glinzerſpatt
waͤre/ der oftmahls in dem dunckel-grauen Alabaſter-Stein gefun-
den wird; als ich nun dem microscopio nicht allein trauen wollen/
iſt von mir endlich der Probier-Ofen zu Huͤlffe genommen worden/
aber deſſen ohngeachtet habe ich weder Gold noch etwas von einem
andern Metall daraus bekommen. So iſt mir es vormals mit ſolcher
Erde gegangen/ ſolten aber andere/ die ſich ruͤhmen/ daß ſie aus
Koht das Gold Klumpen- Weiſe machen koͤnten/ mit dieſer Erde
gluͤcklicher/ als ich/ geweſen ſeyn/ ſo will ich ihnen daſſelbe wohl
goͤnnen.

IX. Von
K
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[73/0085] von curieuſen Hoͤlen an und auf dem Hartz. hoch/ auch nicht breit und lang ſind; in dieſen Hoͤlen findet man hell-glaͤntzende/ durchſichtige groſſe und kleine Steine/ welche auf der Seiten/ da ſie an denen Steinen der Hoͤle anſitzen/ breit/ auf der andern Halbe aber ſechs-eckicht/ und offtmahls ſo ſpitzig ſind/ daß ſie auch das Glas wie ein Demand ſchneiden/ und derowegen von etlichen falſche Diamanten genennet werden/ dergleichen man auch auf und an dem Hartz mit und ohne Ertz mehr haben/ und inſonder- heit bey Stolberg in dem Ur-Berge/ in dem Blocks-Berge an dem Ort zum ſchwartzen Ochſen genannt/ und denen meiſten Berg- Wercken des Hartz-Waldes antreffen kan/ und nichts anders als eine beſondere Art des Criſtalles iſt. Alhier wird auch offtmahls zwiſchen denen Stein-Ritzen eine Art Erde gefunden/ darunter etwas iſt/ das wie Gold glaͤntzet/ und von denen gemeinen Leuͤthen vor ein wahrhafftiges Gold gehalten wird/ weilen ſie ſich gaͤntzlich einbilden/ daß in dieſer Hoͤle heimliche Gaͤnge vorhanden/ die ſehr reich von Golde waͤren; Allein es heiſſet hier nach dem gemeinen Sprich- Wort: Es iſt nicht alles Gold/ was da glaͤntzet; maſſen ich eines mahls aus Curioſitaͤt ſolche Erde mit groſſer Muͤhe geſchlemmet/ und das Geſchlemmete durch ein microscopium oder kuͤnſtliches Vergroͤſſerungs-Glas betrachtet habe/ um zu erforſchen/ was doch die glaͤnzende-Materie eigentlich ſeyn moͤge/ da denn auf ſolche Art befunden/ daß es kein Metal/ ſondern ein ſchoͤner Gold-gelber Sand ſey/ ſo ausgeſehen/ als wenn es ein hoch-gelb-gefaͤrbter lapis ſpecularis oder der hieſiges Ortes ſo genannte Glinzerſpatt waͤre/ der oftmahls in dem dunckel-grauen Alabaſter-Stein gefun- den wird; als ich nun dem microscopio nicht allein trauen wollen/ iſt von mir endlich der Probier-Ofen zu Huͤlffe genommen worden/ aber deſſen ohngeachtet habe ich weder Gold noch etwas von einem andern Metall daraus bekommen. So iſt mir es vormals mit ſolcher Erde gegangen/ ſolten aber andere/ die ſich ruͤhmen/ daß ſie aus Koht das Gold Klumpen- Weiſe machen koͤnten/ mit dieſer Erde gluͤcklicher/ als ich/ geweſen ſeyn/ ſo will ich ihnen daſſelbe wohl goͤnnen. IX. Von K

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/85>, abgerufen am 28.11.2024.