Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.Vom Blut und Wunden. (durch welches Wort das Sitzen zur RechtenGOttes ausgeleget wird,) bis Ihm der Vater seine Feinde zu einem Fuß-Schemel mache: so schreibt der Ordinarius dem Vater das Herrschen, und dem Sohne ein ruhiges Sitzen zur Rechten des Vaters ohne Herr- schaft zu. Im vierten Discours über die A. C. heisset es: "In diesem (dritten) Artikel sucht " man eine scheinbare Contradiction mit des " Apostels Pauli Worten, 1 Cor. 15, 24. da " es heisst: der liebe Heiland würde seinem " Vater das Reich wieder geben; in der " A. C. hingegen steht, Er werde die ganze " Creatur ewig beherrschen, und regieren. " Es hat aber nichts zu sagen: man muß nur " Schrift mit Schrift erklären. Der Apo- " stel Paulus ist so aufrichtig gewesen, daß " er 1 Cor. 7. einmal erinnert, das sage " nicht der HErr, sondern er, und es ist zu " vermuthen, daß er zu 1 Cor. 15. dergleichen " gedacht habe, wenigstens klingt es, als hätte " er im dritten Himmel etwas vom Abtreten " des Gouverno der Welt an den Vater ge- " höret. Er hat sich dennoch aber nach der da- " maligen Art aller Glaubigen in der Rech- " nung geirrt, wie die lieben Apostel überhaupt " mit der Zeit-Rechnung gar sehr brouillirt " waren. Denn sie haben des Heilands seine " Zukunft so genau und so nahe bestimmt, und " theils gewiß genug gemeynt, sie würden sie " erleben, wie auch des Antichrists seinen Un- " tergang, ja es gar positiv gesagt: es ist aber " " nicht
Vom Blut und Wunden. (durch welches Wort das Sitzen zur RechtenGOttes ausgeleget wird,) bis Ihm der Vater ſeine Feinde zu einem Fuß-Schemel mache: ſo ſchreibt der Ordinarius dem Vater das Herrſchen, und dem Sohne ein ruhiges Sitzen zur Rechten des Vaters ohne Herr- ſchaft zu. Im vierten Diſcours uͤber die A. C. heiſſet es: ”In dieſem (dritten) Artikel ſucht ” man eine ſcheinbare Contradiction mit des ” Apoſtels Pauli Worten, 1 Cor. 15, 24. da ” es heiſſt: der liebe Heiland wuͤrde ſeinem ” Vater das Reich wieder geben; in der ” A. C. hingegen ſteht, Er werde die ganze ” Creatur ewig beherrſchen, und regieren. ” Es hat aber nichts zu ſagen: man muß nur ” Schrift mit Schrift erklaͤren. Der Apo- ” ſtel Paulus iſt ſo aufrichtig geweſen, daß ” er 1 Cor. 7. einmal erinnert, das ſage ” nicht der HErr, ſondern er, und es iſt zu ” vermuthen, daß er zu 1 Cor. 15. dergleichen ” gedacht habe, wenigſtens klingt es, als haͤtte ” er im dritten Himmel etwas vom Abtreten ” des Gouverno der Welt an den Vater ge- ” hoͤret. Er hat ſich dennoch aber nach der da- ” maligen Art aller Glaubigen in der Rech- ” nung geirrt, wie die lieben Apoſtel uͤberhaupt ” mit der Zeit-Rechnung gar ſehr brouillirt ” waren. Denn ſie haben des Heilands ſeine ” Zukunft ſo genau und ſo nahe beſtimmt, und ” theils gewiß genug gemeynt, ſie wuͤrden ſie ” erleben, wie auch des Antichriſts ſeinen Un- ” tergang, ja es gar poſitiv geſagt: es iſt aber ” ” nicht
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Vom Blut und Wunden.
(durch welches Wort das Sitzen zur Rechten
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Vater ſeine Feinde zu einem Fuß-Schemel
mache: ſo ſchreibt der Ordinarius dem Vater
das Herrſchen, und dem Sohne ein ruhiges
Sitzen zur Rechten des Vaters ohne Herr-
ſchaft zu. Im vierten Diſcours uͤber die A. C.
heiſſet es: ”In dieſem (dritten) Artikel ſucht ”
man eine ſcheinbare Contradiction mit des ”
Apoſtels Pauli Worten, 1 Cor. 15, 24. da ”
es heiſſt: der liebe Heiland wuͤrde ſeinem ”
Vater das Reich wieder geben; in der ”
A. C. hingegen ſteht, Er werde die ganze ”
Creatur ewig beherrſchen, und regieren. ”
Es hat aber nichts zu ſagen: man muß nur ”
Schrift mit Schrift erklaͤren. Der Apo- ”
ſtel Paulus iſt ſo aufrichtig geweſen, daß ”
er 1 Cor. 7. einmal erinnert, das ſage ”
nicht der HErr, ſondern er, und es iſt zu ”
vermuthen, daß er zu 1 Cor. 15. dergleichen ”
gedacht habe, wenigſtens klingt es, als haͤtte ”
er im dritten Himmel etwas vom Abtreten ”
des Gouverno der Welt an den Vater ge- ”
hoͤret. Er hat ſich dennoch aber nach der da- ”
maligen Art aller Glaubigen in der Rech- ”
nung geirrt, wie die lieben Apoſtel uͤberhaupt ”
mit der Zeit-Rechnung gar ſehr brouillirt ”
waren. Denn ſie haben des Heilands ſeine ”
Zukunft ſo genau und ſo nahe beſtimmt, und ”
theils gewiß genug gemeynt, ſie wuͤrden ſie ”
erleben, wie auch des Antichriſts ſeinen Un- ”
tergang, ja es gar poſitiv geſagt: es iſt aber ”
” nicht
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